Sylvan am 29.04.2006 in der Lindenbrauerei, Unna
 

    

 
 


Die Hamburger Prog-Band Sylvan gastierte am 29.04.2006 in der Lindenbrauerei in Unna und stellte ihr neues Album „Posthumous Silence“ live vor. Mit diesem Album haben sie ein wirklich tolles fünftes Album hingelegt, das nicht umsonst hervorragende Kritiken einheimst (zuletzt Album des Monats in der Zeitschrift eclipsed).

 

 
 

Ich mach es an dieser Stelle schon mal ganz kurz. Wer das Album „Posthumous Silence“ mag, der sollte sich schleunigst Karten für eines ihrer Konzerte besorgen. Bleibt nicht mit euerm Hintern auf dem Sofa sitzen, sondern gebt den Jungs endlich die Bühne, die sie verdient haben. Sylvan muss man live erlebt haben!!!!!!     

    

       

Für mich war es noch einmal ein ganz neues Erlebnis, die Musik von „Posthumous Silence“ zu erleben. Zwar sind Sylvan nicht die Improvisationskünstler oder strecken ihre Stücke um sie in längeren Versionen zu präsentieren, dafür legen sie - ohne Ausnahme - eine Menge an Leidenschaft und Spielfreude in ihre Livedarbietungen. Und vor „größeren“ Acts brauchen sich die Hanseaten nun wahrlich nicht zu verstecken. Die Stücke des Albums live zu erleben bedeutet, noch intensiver zu hören und zu sehen, welche Kraft in ihnen steckt, was sich dadurch zeigt, dass man die Sehnsucht, die Verzweiflung und das allmählich aufkommende Verstehen des Vaters, der das Tagebuch seiner toten Tochter liest, förmlich mit den Händen greifen kann. Das Werk hält neben längeren Stücken, in denen die Tagebuchinhalte beschrieben werden auch kürzere, ruhige Parts, in denen die Gedanken des Vaters vermittelt werden. Sylvan setzten diese Parts live gelungen um, in dem die Bühne abgedunkelt wurde und Marco, der sich in den Hintergrund auf einen Barhocker zurückzog und Volker an den Keyboards durch weiße Spots dezent angestrahlt wurden. Das setzte jeweils Akzente. Nach dem Konzert hat das Album beim Hören eine noch größere Wirkung auf mich und beschert mir mehr Gänsehäute als vorher.

    

    

Neben dem kompletten Album standen mit „Artificial Paradise“, „Lost“, „This World Is Not For Me“, „Deep Inside“ und “That’s Why It Hurts” auch Stücke ihrer letzten beiden Alben auf dem Programm. Die fünf entschieden sich sogar ganz spontan mit “Former Life” einen brandneuen Titel aus ihrem im Herbst erscheinenden Album „Presets“ ins Programm zu nehmen. Und auch dieser Titel hatte es in sich. Er machte Appetit auf mehr, so dass man es nicht mehr abwarten kann, bis es endlich erscheint. Nach mehr als zwei Stunden, bei denen man den Jungs den Spaß am Gig ansah, beendeten sie ein wirklich gelungenes Konzert. Sebastian verriet mir nach dem Konzert, dass er schon lange nicht mehr so viel Spaß bei einem Konzert hatte.

    

    

Das die fünf ihr Handwerk verstehen, haben sie bereits bei mehreren Konzerten bewiesen, aber ein Konzeptwerk wie "Posthumous Silence" in dieser Qualität auf die Bühne zu bringen (auch ohne visuelle Schnörkel), das ist aller Ehre wert. Ob nun Marco (er griff sogar einige Male zur Gitarre), mit seinem markanten Gesang, der einen hohen Wiedererkennungswert hat, Matthias mit seiner komplexen Schlagzeugbehandlung, Volker mit seinem filigranen Keyboardspiel, Kay`s tolle Gitarrenarbeit oder Sebastian’s starke Technik des Basszupfens, die gar nicht genug bewertet werden kann (Bassspieler treten ja - bis auf wenige Ausnahmen - in Bands oft in den Hintergrund), alle fünf boten eine absolut starke Leistung.

    

    

Auch wenn die Lindenbrauerei nicht ausverkauft war (kann das am Pokalendspiel gelegen haben, das an diesem Abend stattfand?), so tat das der Stimmung keinen Abbruch, denn das Publikum zollte den sympathischen Musikern eine Menge Beifall. Der Abend lief ganz nach dem Motto des DFB für die diesjährige WM ab, denn Sylvan waren „Zu Gast bei Freunden“.

    

              

Sylvan-Konzerte sind für mich eine absolute Live-Empfehlung!!!!!!

     

    

    

    

    

Stephan Schelle, 30.04.2006

 
   

 

   
         
Sylvan live in Unna 2006