Sylvan und The Amber Light am 28.11.2004 in der Zeche Carl, Essen
 


Am 28.11.2004 bereitete die Zeche Carl in Essen die Bühne für den deutschen Progrock. Zwei Bands waren angetreten um die Zuschauer mit feinster Rockmusik zu verköstigen. Den Anfang machten The Amber Light aus Wiesbaden. Dieses aus den jungen Musikern Louis Gabbiani (Gesang, Gitarre und Keyboards), Jan Sydow (Gitarre), Rabin Dasgupta (Bass) und Peter Ederer (Schlagzeug) bestehende Quartett bot einen Set, den ich mal mit atmosphärischem Artrock bezeichnen möchte. Sie selbst sagen, dass sie zu Beginn ihrer Band nach interessanter Musik der 70’er Ausschau gehalten haben und das ist meines Erachtens ihrer Musik auch anzuhören. Beeinflusst haben sie aber auch aktuelle Bands wie Radiohead, Sigur Ros, Coldplay oder Porcupine Tree.

         

Bei dem Konzert in Essen boten sie einen sehr abwechslungsreichen Set, in dem atmosphärische - weil ruhigere, spacige - Passagen sich mit eckstatischen abwechselten. Dabei gingen sie - und ganz besonders Louis Gabbiani, wenn er zur Gitarre griff - sehr Energie geladen zu Werke. Ja man könnte fast sagen, sie explodierten an einigen Stellen. Das war streckenweise, wie im Abschlusstitel „Stranger And Strangers“, welches auf ihrer nächsten EP erscheinen wird, absolut hinreißend gespielt. In den einzelnen Stücken blitzten sogar Soundfetzen auf, die mich an die gute alte Grobschnitt-Zeit erinnerte.

     

Neben sehr melodiösen, Song orientierten Passagen hatten sie auch ausufernde Instrumentalteile und Soli in die Nummern eingebaut. Ob diese mit den Versionen auf den Platten übereinstimmen ist mir nicht bekannt, da ich The Amber Light bisher nicht kannte.

     

Setliste von The Ambient Light

The drowning man in my hands
Tartarós
Moody
Gangsters
Still going nowhere
New day
Stranger and strangers

Hauptact des Abends war aber unbestritten die Hamburger Formation Sylvan. Im Gepäck hatten sie einen Streifzug aus ihren bisher veröffentlichten vier Alben.

     

War die Stimmung auch bei The Amber Light schon gut, so steigerte sie sich bei Sylvan um ein Vielfaches. Zwischen den Stücken gab es lang anhaltende Standing Ovations (auch wenn eh alle standen). Die fünf waren von dieser Atmosphäre richtig angetan, das war ihren Gesichtern deutlich anzusehen. Und diese Stimmung war es wohl auch, die sie zur Bestleistung auflaufen ließ.

     

Mit „Lost“ vom aktuellen Album ging es gleich knackig los. Im Programm hatten sie auch noch einen Song, den Marco mit den Worten „Den haben wir schon lange nicht mehr gespielt“ ankündigte. Es handelte sich um die einzige Coverversion im Programm. Grillengezirpe und Glockenschläge kündigten dieses Stück an und nach den ersten Tönen war klar, hier kommt „High Hopes“ von Pink Floyd. Sylvan verstanden es aber das Stück nicht einfach nachzuspielen, vielmehr brachten sie ihren eigenen Stil in diesen Song ein.

     

Als das letzte Stück angekündigt wurde, ging ein unzufriedenes Raunen durch die Menge, denn die Zuschauer hatten noch nicht genug. Als dann aber „Artificial Paradise“ als Abschusstitel verkündet wurde, war die Stimmung auf dem Siedepunkt. Eine weitere Steigerung kam, als nach der Zugabe „This World Is Not For Me“ auch das vom Publikum geforderte „Deep Inside“ vorgetragen wurde. Spätestens hier lagen sich Publikum und Band quasi in den Armen.

         

Mein Kumpel, der Sylvan zum ersten Mal live sah, meinte treffend: „Die Jungs hole ich mir ins Wohnzimmer, dann kann ich die CDs wegschmeißen“. Das macht deutlich, mit welcher Dynamik und Präsenz die fünf ihr Konzert absolvierten. Sie schaffen es tatsächlich live noch besser rüber zukommen als sie es schon auf den CDs tun. Einfach genial.

     

Fazit: Dieses wirklich mitreißende Konzert machte es wieder deutlich: Sylvan ist immer einen Besuch Wert. Hier stimmt einfach alles. Songsauswahl, Spieltechnik, -freude und Lightshow.

     

Stephan Schelle, Dezember 2004

 
   

 

   
         
Sylvan 2004 in Essen