S y l v a n
(Turock, Essen, 02.11.2014)


     

Die Hamburger Band Sylvan ist aus einer gut zweijährigen Pause zurück und sie präsentierten sich auf der Bühne am 02.11.2014 in Bestform, so als wären sie nicht weg gewesen. Die Band besteht allerdings im Moment noch als Quartett, denn Gitarrist Jan Petersen ist nicht mehr an Bord. Der ursprüngliche Grund ihrer Minitour (der Coming Home Soon Tour 2014), deren Abschluss – wie Marco zu Beginn des Konzertes verriet – in Essen auf die Zielgerade einbogen, war es, ihr neues Album „Home“ zu präsentieren. Das klappte allerdings nicht, da es zeitliche Probleme bei der Fertigstellung gab, so dass sie das Konzeptwerk erst im kommenden Februar beim deutschen Label Gentle Art of Music herausbringen werden.

    

     

    

     

Marco Glühmann (Gesang), Matthias Harder (Schlagzeug), Sebastian Harnack (Bass) und Volker Söhl (Keyboards), die derzeit den Kern der Band darstellen, hatten zur Verstärkung den gerade mal 18jährigen Gitarristen Jonathan Beck mit auf Tour genommen. Zwar war ihm eine gewisse Zurückhaltung bei der Bühnenperformance deutlich anzusehen, musikalisch und technisch ließ er aber keine Wünsche offen und konnte in einigen Soli bereits seine eigene Handschrift mit einbringen.

    

     

    

    

Neben drei brandneuen Stücken vom kommenden Album „Home“ brannte die Band ein wahres Feuerwerk an Songs auf der Bühne ab, bei denen das Publikum ordentlich mitging. Schon der Beginn war sehr eindrucksvoll, denn die Band startete mit dem wunderbaren Titel „Deep Inside“. Wow, das war ein eindrucksvoller Start in dieses tolle Set. Marco, Sebastian und Jonathan starteten sehr atmosphärisch in den Song, dann stiegen die beiden anderen ebenfalls ein. Jetzt entfaltete der Song seine ganze Kraft.

     

    

     

Nach dem druckvollen Beginn ging es dann mit dem sehr schönen, ruhigen Song „From The Silence“ weiter. Das folgende „The Colors Changes“ ist ein Liveklassiker, bei dem die Fans ihren Auftritt haben, so auch in Essen. Schnell wurden bunte Leuchtstäbe verteilt, die im Publikum hin und her geschwenkt wurden. Auch fanden einige dieser bunten Lichtstäbchen ihren Weg auf die Bühne. So klemmte sich Sebastian einen Stab an seine Bassgitarre, während ein weiterer hinter dem Ohr von Schlagzeuger Matthias Harder landete.

    

   

     

    

Nach diesem klasse Song ging es dann mit „That’s Why It Hurts“, einem weiteren starken Song aus ihrem Repertoire weiter. Dem folgten die drei neuen Songs „Shaped Out Of Clouds“, „The Sound Of Her World“ und „Shine“ vom kommenden Album „Home”, die nacheinander gespielt wurden. Diese machten eine äußerst gute Figur im Liveset der Band und machten großen Appetit auf mehr bzw. schürten so ein bisschen die Vorfreude auf das kommende, mittlerweile neunte Studioalbum.

    

     

    

Das Ende des offiziellen Teils wurde dann mit dem Band-Klassiker „Artificial Paradise“ eingeläutet. Dieses Stück ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Kombination von herrlichen, melodischen Progsounds und harten Passagen. Marco kündigte das Stück mit den Worten an: „Nun kommt ein Song, den ihr alle kennt“. Und in der Tat wurde lauthals von den Fans mitgesungen. Marco reichte sein Micro einmal bis in die zweite Reihe, in der das Publikum dann den Refrain singen durfte. Und auch Sebastian Harnack band das Publikum mit ein, denn er signalisierte einer Besucherin an den Bühnenrand zu kommen, wo sie seinen Bass zupfen durfte. Und auch Marco durfte noch einmal in die Saiten von Sebastians Bass greifen.

     

    

     

    

Einige Farbstäbchen, die im Publikum zu einem Ball geformt wurden, fanden in diesem Stück ihren Weg zu Marco auf die Bühne. Dieser nahm den farbigen Ball und kickte ihn zu Beginn wie ein Fußballer, bevor er das Utensil dann ins Publikum warf, wo es einige Bahnen zog.

    

     

    

Der erste gut 20minütige Zugabenteil war dann dem Album „Posthumous Silence“ gewidmet, aus dem Sylvan vier Stücke spielten, die wieder wahrlich unter die Haut gingen. Das empfand auch das Publikum so und holte die Band nach diesem Viererpack noch einmal auf die Bühne.

    

     

     

    

Es folgte dann als Abschluss des Konzertes eine ausufernde Version von „Farewell To Old Friends“, die zunächst mit Akustikgitarre, Keyboards und Gesang sehr intim begann. Hierzu hatten sich Jonathan und Marco jeweils auf einen Hocker nebeneinander platziert. Nach einigen Minuten stieg die Rhythmusfraktion dann ein und es ging noch mal mächtig ab. Lustig war auch die Einlage von Marco, der in einer Phase, in der er nichts ins Micro singen musste zu Volker an die Keys ging und ihm provokativ ein IPhone ans Ohr hielt.

     

    

     

Nach dem Longtrack „Farewell To Old Friends“ vom letzten Studioalbum „Sceneries“, endete dann nach gut 2 ¼ Stunden ein grandioses Konzert der Hamburger Band, das ihre zweijährige Abstinenz einfach so vom Tisch wischte. Die Band mit ihrem jungen Tourgitarristen zeigte sich in einer großen Spielfreude und man hatte das Gefühl, als wäre im Turock eine große Familie aus Band und Publikum zu einem Fest zusammengekommen. Schön, das die Band wieder da ist. Die neuen Songs haben die Spannung auf das neue Werk darüber hinaus sehr stark ansteigen lassen.  

    

     

    

     

 

Setlist

Deep Inside
From The Silence
The Colors Changed
That’s Why It Hurts
For One Day
Shaped Out Of Clouds
The Sound Of Her World
Shine
No Way Out
Force Gravity
Artificial Paradise

Zugaben

Pane Of Truth
The Last Embrace
A Kind Of Eden
Posthumous Silence
Farewell To Old Friends

Stephan Schelle, November 2014