Sieges Even live im Elfenbein, Herford 15.10.2007
   

Dann hatten Sieges Even ihren sensationellen Auftritt. Aufgrund der recht beengten Örtlichkeit gab es keinen Backstage-Bereich aus dem die Band direkt auf die Bühne gehen konnte. So sah man, wie sich die vier vor dem Konzert erst einmal abklatschten. Das hatte was von einer verschworenen Freundesgemeinschaft. Dann ging es auf die Bühne und die Jungs starteten mit „When Alpha And Omega Collide“, dem Opener ihrer aktuellen CD „Paramount“.

    

Faszinierten mich bisher allein schon die ersten drei Tracks ihres neuen Albums (mittlerweile erwische ich mich dabei, wie ich die CD immer öfter in den Player lege und komplett durchhöre), so gefällt mir das Album bei jedem Durchgang, vor allem aufgrund der sehr ausgeklügelten und spieltechnisch auf höchstem Niveau liegenden Songs, immer besser. Da stellte sich mir die Frage, wie werden sie das Material auf die Bühne bringen. Na, was soll ich sagen, sie machen es perfekt. Dass Alex Holzwarth ein Könner seines Faches ist, bewies er gleich beim Eröffnungsstück, denn diese schwierige Rhythmussequenz, die dieses Stück nach vorn treibt, spielte er quasi blind. Aufgrund der kleinen Bühne konnte man gut erkennen, dass er bei dieser komplizierten Schlagtechnik noch eine Menge Spaß hatte.

                   

Es folgte mit „Tidal“ ein weiteres Highlight der neuen CD. Allein bei diesem Refrain geht mir das Herz auf, so auch bei dem Konzert. Es war einfach faszinierend Markus Steffen (Gitarren) und Oliver Holzwarth (Bass) dabei zu beobachten, wie sie mit ihren flinken Fingern für den Beobachtenden traumwandlerisch und scheinbar spielend leicht über die Saiten ihrer Instrumente fegten. Auf die Frage nach dem Konzert, ob man sich bei derartigen schnellen Griffen keinen Krampf holt und wie es die beiden Gitarristen schaffen bei den durch manchen Break unterbrochenen Parts trotzdem synchron zu bleiben meinte Oliver sinngemäß: „Das muss einfach schnell gehen. Die Griffe gehen dir nach und nach in Fleisch und Blut über, das ist wie beim Auto fahren, da schaltest du dann auch automatisch, ohne zu denken. Es ist ganz wichtig, dass man den Kopf frei hat und nicht nachdenkt. Sind deine Gedanken erst einmal wo anders, dann bist du schnell mal aus dem Rhythmus. Das merkt der Zuschauer aber nicht, weil die Abfolge in unseren Stücken so schnell ist und man auch sofort wieder im Song ist. Um den Einsatz der Riffs gleichzeitig hinzubekommen musst du nur richtig mitzählen. Wir wissen wie Alex spielt und da ist das kein Problem.“

    

    

Nicht unerwähnt bleiben darf Sänger Arno Menses, einziger Nicht-Bayer, der seine Heimat in den Niederlanden hat. Aus diesem Grund erfolgen die Ansagen auch in englischer Sprache. Arno’s Stimme ist eine absolute Bereicherung für die Band. Dazu kommt, dass er die Gesangsparts, die vor allem in den älteren Stücken ebenso wie die Instrumentalpassagen vertrackt angelegt sind, hervorragend beherrscht. Auf der aktuellen CD hat er alle Stimmen selbst eingesungen, auch den kompletten Satzgesang. Da die Band der Meinung ist, dass die Stimmen der anderen nicht zu den Songs passen, wurden die Background-Stimmen gesampelt und während des Konzertes eingespielt, auf denen Arno dann die Hauptlinie sang. Das passte recht gut und war perfekt in die Songs eingebaut.

    

Ein weiterer Höhepunkt war für mich das Gänsehaut treibende „Eyes Wide Open“. Diese herrliche Ballade präsentierten die Jungs als Akustiknummer. Arno wurde während des Stückes von Markus an der Akustikgitarre begleitet und das Publikum sang auf Aufforderung von Arno den Refrain. Erst ganz am Ende setzten dann Alex und Oliver mit ein und sorgten für einen voluminösen Schluss des Titels. Dieser Song ist dafür gemacht, in einer Halle mit großem Publikum, das Wunderkerzen und Feuerzeuge schwenkt, gespielt zu werden.

                   

    

Neben insgesamt sechs Songs der aktuellen CD spielten sie auch vier Titel vom vorangegangenen Album „The Art Of Navigating By The Stars“, gingen auch noch weiter in ihre Vergangenheit zurück und präsentierten mit „The Waking Hours“ und „These Empty Places“ zwei Stücke ihres 91’er Albums „A Sense Of Change“. Nach Beendigung des offiziellen Teils standen die vier vor dem Problem: „Wie verlassen wir die Bühne, um zu einer Zugabe zurück zu kommen?“. Die Lösung wurde von ihnen spontan und recht humorvoll umgesetzt. Ein Kollege der Roadcrew hob ein schwarzes Laken, das nicht gerade groß war und hinter dem sich nicht alle verstecken konnten. Man sah wie lustig sie das selbst in dem Moment empfanden. Der große Applaus ließ sie dann wieder „auf die Bühne kommen“ und das „Intro“ der CD „The Art Of Navigating By The Stars“ ertönte, gefolgt vom letzten Song des Abends „The Weight“. Bis auf die zweite Zugabe waren die Stücke der Setlist mit denen des Gigs in Oberhausen identisch, bei dem sie zusätzlich „Life Cycle“ spielten.

    

Die vier lieferten einen, wie ich meine, sensationellen Auftritt vor kleiner Kulisse ab. Dabei sah man deutlich, wie viel Spaß es ihnen bereitete, auf der Bühne zu stehen. Arno poste beispielsweise auf der Bühne in dem er quasi Luftgitarre spielte oder er klatschte sich im Rhythmus des Schlagzeugs auf Schenkel oder Oberkörper. Zum Ende hin gab es dann auch noch eine kleine Verfolgungsjagd auf der Bühne, in dem quasi ein kurzes Katz und Maus Spiel zwischen Arno und Oliver stattfand. Das sprühte förmlich vor Freude.

    

Die sympathischen Süddeutschen nahmen sich nach der Show noch reichlich Zeit um Autogrammwünsche zu erfüllen und hatten auf alle Fragen der Fans eine Antwort. Sieges Even, wie auch die Vorband, haben eindeutig ein größeres Publikum verdient. Sieges Even ist eine Rockband, die in Stilvielfalt und Spieltechnik ihres gleichen sucht. Wer die Alben liebt, muss sie live erlebt haben.

    

Setlist

When Alpha And Omega Collide
Tidal
Unbreakable
The Waking Hours
Iconic
These Empty Places
Stigmata
Leftovers
Eyes Wide Open
Duende
Paramount
Lonely Views Of Condors

Zugabe

Intro: Navigating By The Stars
The Weight

Stephan Schelle, 16.10.2007

 
   

 

   
Sieges Even in Herford 2007