Script For A Jester's Tear Tour, Movie Bielefeld, 01.02.2009
 


    

Im Jahr 1983 machte eine junge britische Band mit ihrem Debütalbum auf sich aufmerksam, da sie entgegen den Strömungen aus Punk, Wave, etc. den schon tot geglaubten Progressive Rock im Stile von Genesis neues Leben einhauchte. Die Rede ist von Marillion, deren Debütalbum „Script For A Jester’s Tear“ auch heute noch zu den Meilensteinen des Genres gehört.

     

    

    

Im Jahr 2008 wurde das Album 25 Jahre alt, Grund genug für Schlagzeuger und Gründungmitglied Mick Pointer (es ist das einzige Marillion-Album, an dem Mick mitwirkte) eine Zahl hervorragender Musiker aus dem Prog-Bereich um sich zu scharen und das Werk wieder auf die Bühne zu bringen. Nach einigen Konzerten in 2008 setzten Mick und seine Freunde Anfang 2009 die Konzertreihe fort. Udo Grasekamp hat es geschafft, diese Formation im Rahmen seines Prockclub’s am 01.02.2009 ins Movie nach Bielefeld zu bekommen. Alle Besucher wurden an diesem Abend auf eine unglaubliche Zeitreise mitgenommen, denn die Illusion, einem Marillion-Konzert in den 80’ern beizuwohnen, war schon perfekt.

     

    

     

Mick holte sich mit Nick Barret (Gesang, Gitarre) den Frontmann der Ausnahmeband Pendragon, mit Ian Salmon (Bass) einen Kollegen seiner Band Arena und mit Mike Varty (Keyboards) einen Musiker, der in den Bands Credo und Shadowland spielt, Topmusiker der Szene ins Boot. Am schwierigsten ist es aber wahrscheinlich einen Sänger auf die Bühne zu bringen, der dem legendären Fish das Wasser reichen kann. Mick fand in Brian Cummings, der in der Band Carpet Crawlers spielt, nicht nur einen adäquaten, sondern ausgezeichneten Ersatz, der das Original an diesem Abend schnell vergessen ließ.

    

  

    

    

Dass die Musiker, die da auf der Bühne standen wirklich hervorragend sind, wusste ich durch diverse Konzerte ihrer Bands. Brian war für mich allerdings eine große Unbekannte. Kaum waren die Jungs auf der Bühne, da wurde mir aber sofort klar, dass Brian mehr als nur ein Ersatz für Fish ist. Von der Statur ähnlich wie das Original gebaut, sorgte vor allem seine Stimmgewalt dafür, dass man glaubte, hier sei der echte Fish am Mikro. Noch besser, Brian hielt während des gesamten Konzertes diese Qualität aufrecht. Ich habe einige der Stücke in den letzten beiden Jahren auch von Fish live gehört, muss aber sagen, dass Brian diese stimmlich wesentlich besser interpretierte.

    

    

    

Ein weiterer Pluspunkt von Brian Cummings ist seine Qualität als Entertainer, denn er agierte sehr selbstsicher und brachte Kommentare zwischen den einzelnen Stücken, die von einem sehr typisch britisch derben Humor geprägt waren. Er kommunizierte quasi mit dem Publikum und hatte es jederzeit in der Hand. Aber die Zuschauer ließen sich auch schnell verführen und sorgten im Movie für eine ausgesprochen gute Stimmung. Darüber hinaus waren auch seine Outfits sowie seine Showelemente mitreißend.

          

    

    

Das Programm des Abends bestand natürlich im Wesentlichen aus den Stücken des Marillion-Debütalbums, das zunächst in der Reihenfolge des Albums präsentiert wurde. Schon bei „He Knows You Know“ war die Stimmung auf dem Höhepunkt und bei „Garden Party“ klatschte das Publikum dann im Rhythmus mit. Sehr ausdrucksstark interpretierte Brian „Forgotten Sons“, bei dem er dann in ein Armeekostüm schlüpfte, seinen Mikroständer als Gewehrlauf benutzte und auch mit gespielt aggressiven Gesten das Publikum bedrohte (der Kollege neben mir hat’s an seinen Haaren gespürt).

    

                   

    

Nach den Songs des Debüts standen dann noch weitere ältere Stücke auf dem Programm, von denen eine hinreißende Version von „Grendel“ und der Klassiker „Market Square Hero“ am eindrucksvollsten waren. Natürlich muss hier auch gesagt werden, dass die vier anderen an  ihren Instrumenten ganze Arbeit leisteten und viel Spaß bei ihrem Auftritt hatten. Das zeigte sich dann auch darin, dass Brian beim letzten Song mit Trommelstöcken wie wild auf den Becken an Mick’s Schlagzeug hämmerte oder kurzerhand zu Mike ans Keyboard ging, um ihm während seines Tastenspiels kurzerhand die Augen zuhielt. Und Ian legte an seinem Basspedal noch ein ganz besonderes Solo hin. Er kniete sich vor die Fußpedale und schlug mit seinen Händen darauf. Herauskam der bekannte Gitarrenlauf von Deep Purple’s „Smoke On The Water“.

                   

    

                   

    

Fazit: Es war ein Erlebnis das 83’er Progwerk live auf der Bühne erleben zu dürfen. Eine Zeitreise mit fünf ausgezeichneten Musikern. Wer die Frühwerke von Marillion mag, für den ist diese Bühnenperformance ein absolutes Muss.

                        

    

    

    

                        

         

    

 
 


Setlist:

Script For A Jester’s Tear
He Knows You Know
The Web
Garden Party
Chelsea Monday
Forgotten Sons
Three Boats Down From The Candy
Charting The Single
Grendel
Market Square Hero
Margareta

Stephan Schelle, 02.02.2009

 
 

 

 
Script For A Jester's Tear Tour Movie Bielefeld 2009