Die Herbst/Winter-Tour 2007 von Saga ist in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen feiert die Band ihr 30jähriges Bestehen, zum anderen ist sie auch gleichzeitig die Abschiedstour von Sänger Michael Sadler. Und vor allem letzteres ist deutlich zu spüren, denn nicht nur das sich der kanadische Fünfer mächtig ins Zeug legte, vor allem Michael scheint auf dieser Tour noch einmal die Publikumsreaktionen förmlich in sich aufzusaugen um sie für spätere Zeiten zu konservieren.

    

    

Zum Intro von „Always There“ betraten Michael Sadler (Gesang, Keyboards), Jim Crichton (Bass, Gitarre), Jim Gilmour (Keyboards, Gesang), Ian Crichton (Gitarren) und der neue Schlagzeuger Chris Sutherland unter großem Applaus die Bühne und knallten gleich ein druckvolles „The Interview“ raus.

    

    

Der Sound war ganz hervorragend, sorgte allerdings an der ein oder andere Stelle in den vordersten Reihen für vibrierende Brustkörbe. Gute Rockmusik muss halt nicht nur hören, sondern auch spüren. Es folgte mit „As Far As I’ll Go“ ein Stück aus der nahen Vergangenheit, dem Album „Trust“, um dann mit „You’re Not Alone“ einen der ersten „Evergreens“ dieses Abends zu präsentieren. Michael erklärte dem Publikum gleich zu Anfang, das die Band weit in ihre Vergangenheit zurückgehen werde und viele alte Songs spielen wolle. Mit einem Lächeln im Gesicht meinte er, dass es nur wenige neue Stücke geben werde, dies dürfe aber die Plattenfirma nicht wissen.

     

    

Bei der Frage ans Publikum, ob es OK sei, wusste jeder sofort, jetzt kommt „I’m Ok“. Hier forderte Michael das Publikum auf, kräftig mitzusingen, was die Menge mit lautem Ergebnis quittierte. Es folgten mit „Can’t You See Me Know?“ und „Book Of Lies“ zwei Stücke des aktuellen Albums „10,000 Days“, die Michael ankündigte, als sei es ihm peinlich, jetzt etwas Neues zu spielen. Das war aber nur gespielt, denn wer das neue Album sein Eigen nennt, weiß, dass es die gleich gute Qualität aufweist, wie die älteren Scheiben.

    

                        

Nach „The Perfectionist“ verließen die Bandmitglieder bis auf Chris Sutherland die Bühne, denn nun war er mit einem sehr ausgedehnten und druckvollen Drumsolo an der Reihe. Dabei ließ er u. a. den Drumpart von James Brown’s „Sexmachine“ einfließen, zu dem ein gesanglicher Dialog zwischen ihm und dem Publikum mit dem „get on up …“-Part entstand.

    

    

Der wieder auf die Bühne zurückkommende Michael Sadler fragte das Publikum, ob es mit ihm fliegen wolle und allen war klar, jetzt kommt „The Flyer“. Zu „The Security Of Illusion“ nahm Michael auf einem Barhocker platz und präsentierte das Stück Acapella, ohne Beteiligung der Band. Auch hier forderte er das Publikum auf, ihm nachzusingen. Allerdings gab es einige in den Zuschauerreihen, die nicht so lange warten wollten bis Michael das Zeichen zum Mitsingen gab und setzten schon vorher oder gleichzeitig mit ihm ein. Michael nahm das mit sehr viel Humor und meinte nur, er würde wohl nicht ernst genommen. Dieser Song war einer der stillen Momente des Konzertes.

    

    

„Time’s Up“ präsentierten die Kanadier in einer sehr schönen Version, bei der Michael nur von Akustikgitarre und Piano begleitet wurde. Bei „Scratching The Surface“ stand dann, wie bei diesem Song üblich, Jim Gilmour im Rampenlicht. Nach weiteren Highlights der Vergangenheit stand der dritte Song des neuen Albums, nämlich dem Titelstück „10,000 Days“, auf dem Programm, bei dem der Satzgesang im Refrain nicht live gesungen, sondern vom Band eingespielt wurde, was aber dem Livefeeling nicht schadete. Nach gut 1 ¾ Stunden war dann mit „Wind Him Up“ der letzte Song des offiziellen Programms erreicht.

    

     

Auf gelegentliche Zwischenrufe aus dem Publikum „Michael, don’t go“ reagierte er zwar freundlich, aber sehr bestimmt und gab deutlich zu verstehen, dass sein Entschluss feststeht und es nicht der Ort und die Zeit war, darüber zu sprechen.

    

              

Zwei Hochkaräter hatten sich die Jungs dann noch für die Zugabe vorbehalten, zum einen war dies „Humble Stance“ und zum anderen das während des Konzertes mehrfach geforderte „Don’t Be Late“, mit dem dann dieses bewegende Abschiedskonzert von Saga endgültig zu Ende ging. Viele der Fans verließen den Saal in der Gewissheit, die Band in dieser Formation live so nicht wieder zu sehen. Mit Michael Sadler verlässt eine Galleonsfigur des Progrock die Showbühne, was ich sehr bedauere. Ob und wie es mit Saga weitergehen wird, das steht derzeit in den Sternen.

    

Setlist

Intro (Always There)
As Far As I’ll Go
You’re Not Alone
What’s It Gonna Be?
I’m Ok
Can’t You See Me Know?
Book Of Lies
Perfectionist
(Drum Solo) / The Flyer
Entracte / Mind Over Matter
The Security Of Illusion
Time’s Up
Scratching The Surface
We’ve Been Here Before
On The Air
On The Loose
Careful
10,000 Days
Wind Him Up

Zugabe

Humble Stance
Don’t Be Late

 

Stephan Schelle, 16.11.2007

 
Saga live in der Stadthalle Muenster-Hiltrup