Der Hauptact des Abends war die kanadische
Band Saga. Ende der 80’er Jahre hatte die Band ihren Keyboarder sowie ihren
Schlagzeuger verloren und Michael Sadler, Jim Crichton und Ian Crichton
machten als Trio mit Gastmusikern weiter. In dieser Phase spielten sie die
beiden Alben „Wildest Dreams“ und „The Beginner’s Guide To Throwing Shapes“
ein. Ähnlich müssen sich die drei auf der aktuellen Tour im Winter 2011 auch
vorgekommen sein, hatten sie während ihrer Reise durch Europa doch zwei
Schicksalsschläge zu verkraften. Keyboarder Jim Gilmour musste während der
Tour wegen eines Augenleidens dringend operiert werden und einige Tage
später verletzte sich dann auch noch Schlagzeuger Brian Doerner. Keine guten
Vorzeichen für ein Konzert, doch Mitglieder einer deutschen Coverband
sollten hier die Kohlen aus dem Feuer holen.
Erst in diesem Jahr ist Michael Sadler,
charismatischer Frontmann von Saga, nach mehrjähriger Pause wieder zur Band
gestoßen. Auf der Loreley im Sommer dieses Jahres feierte er mit Saga einen
tollen Einstand und zeigte, dass er unverzichtbar ist. Im Winter tourt die
Band nun wiederum durch deutsche Lande.
Aufgrund des Ausfalls von Brian Doerner
war das Konzert in Detmold am 01.12.2011 ausgefallen, da man nicht schnell
genug einen Ersatz für ihn besorgen konnte. Zuvor hatten die beiden
Keyboarder der Saga-Coverband The Chapters, Thomas Elsenbruch und Hans-Willi
Carl schon den Ausfall von Jim Gilmour kompensieren können. Für das Konzert
in Brilon hatte man dann kurzerhand den Schlagzeuger von The Chapters, Stefan
Peschgens, ebenfalls akquiriert und so konnte das Konzert glücklicherweise
stattfinden.
Was kann man aber nun erwarten, wenn zwei
Hauptakteure so kurzfristig ersetzt werden müssen, zumal die Proben sich auf
einen Termin, kurz vor dem nächsten Auftritt beschränken müssen? Ich kann es
hier schon mal vorwegnehmen, es war ein unglaublich mitreißendes Konzert,
das keine Wünsche offen ließ.
Die drei The Chapters-Mitglieder ergänzten
sich hervorragend mit den drei Originalmitgliedern und so sah man schon von
Beginn an eine unglaubliche Spielfreude und Erleichterung, im Ersatz die
richtigen Musiker gefunden zu haben. Zu den fetten Basstönen des Intro’s
betraten die Musiker unter großem Applaus die Bühne und starteten mit „Out
Of The Shadows“ vom 1985’er Album „Behaviour“ einen Trip zu den Wurzeln der
Band. Die Stimmung war bei diesem ersten Stück schon phänomenal, was Michael
dazu brachte während der Show so manchen Satz auf Deutsch zu sagen. Er
begrüßte das Publikum mit den Worten „Samstag Abend in Brilon, Danke“ und
schon war die Halle am toben. Mit einigen Worten erklärt er den Umstand,
dass sie auf zwei Stammmusiker verzichten müssen: „And then there were three,
but the show must go on!!! Los geht’s“ und mit diesen Worten knallte die
Band den Zuschauern ein kraftvolles „On The Loose“ um die Ohren.
Es beginnt eine Reise weit in die
Vergangenheit der Band, denn bis auf „On The Air“ vom 2004’er Album stammen
die Stücke des Sets alle aus der Frühzeit der Gruppe. Zu „Ice Nice“ wechselt
Michael erstmals ans Keyboard, während Ian Crichton die Bühne verlässt. Das
tolle Stück vom Debütalbum leitet Michael mit den Worten ein, „dass es von
ihrer ersten Schallplatte, nicht CD sei. Das waren große runde schwarze
Scheiben.“ Und dann ahmt er das Knistern nach, das die Nadel machte, sobald
sie auf der Vinylscheibe aufsetzt.
Nach diesem Stück gibt es rhythmisches
Klatschen in der Halle und die Zuschauer sind so euphorisch, wie man es aus
den seligen Rockpalastnächten her kennt. Da wird rhythmisch geklatscht und
vor Freude gejohlt. Dann wird lautstark der Song „Don’t Be Late“ gefordert
und Michael neckt das Publikum in dem er so tut, als würde er nicht
verstehen, was sie wollen. Doch zunächst steht ein anderer Song auf dem
Programm, denn für „Don’t Be Late“ ist die Zeit noch nicht reif.
Zu „Perfectionist“ bittet Michael dann das
Publikum mitzusingen, da Jim nicht für die zweite Stimme da ist und diese
lassen sich auch nicht lange bitten. Es wird lauthals mitgesungen und als
Zuschauer in der Menge laufen einem die Gänsehäute über den Rücken. Eine
tolle Stimmung die sich in der Halle ausbreitet. Nach „Framed“ kommt dann
mit „You’re Not Alone“ der nächste Knaller, der im Refrain aus hunderten von
Kehlen mitgesungen wird. Zum Ende des Songs teilt Michael dann die Halle in
zwei Teile und lässt sie abwechselnd den Refrain von „Your’re Not Alone“
singen. Dies gipfelt dann in dem Ohrenbetäubenden Finale, als alle zusammen
singen. Wow, was für eine Stimmung.
Es folgen mit „The Flyer“, „Humble Stance“
und endlich „Don’t Be Late“ die nächsten Klassiker, die die Stimmung zum
überkochen bringen. Michael Sadler zeigte in Brilon, dass er der wahre
Frontmann von Saga ist. Er kommunizierte während der kompletten Show mit dem
Publikum und spielte die Bälle mit ihm hin und her. Stimmlich ist er dazu
auf absolut hohem Niveau gewesen und auch seine Mitstreiter boten die
perfekte Zuarbeit an ihren Instrumenten.
Es ist bemerkenswert und aller Ehren wert,
dass sich Saga von den beiden Schicksalsschlägen nicht irritieren ließen und
ihre deutschen Fans nicht enttäuschten. Sie haben mit den drei Musikern von
The Chapters eine mitreißende Show geboten. Dass Jim Gilmour gleich von zwei
Keyboardern ersetzt werden musste, beweist seine Klasse, aber diese beiden
haben ihre Arbeit mehr als ordentlich gemacht. Und nach „Don’t Be Late“
sowie der Zugabe „Wind Him Up“ ernteten alle auch den verdienten tosenden
Applaus. Saga präsentierten sich 2011 so gut wie auf ihrem Zenith. Die Band
ist immer einen Gig wert, den man gesehen haben sollte.
rechtes Bild: Hans-Willi Carl, Stefan
Peschgens und Thomas Elsenbruch von The Chapters
Setlist (Reihenfolge kann differieren)
Intro
Out Of The Shadows
On The Loose
Careful Where You Step
How Long
Ice Nice
On The Air
Perfectionist
The Interview
Framed
You’re Not Alone
The Flyer
Humble Stance
Don’t Be Late
Zugabe
Wind Him Up
Stephan Schelle, 04.12.2011 |