RPWL   L i v e
Zentrum Altenberg, Altenberg 17.04.2010
   

    

Es gibt für mich eine deutsche Band, bei der der Besuch des Konzertes ein Pflichttermin darstellt. Die Rede ist von der Süddeutschen Progressive-Rock-Band RPWL. Moment, Yogi sagt ja, sie machen keinen Prog. Na dann eben Artrock. Auch nicht richtig? Egal, RPWL machen einfach nur saugute Rockmusik und die muss man live erlebt haben.

     

    

Gegründet haben sich RPWL im Jahr 2000, ein Jahr das in verschiedener Hinsicht in Erinnerung bleibt. Es war die Jahrtausendwende, das 2000’er-Computerproblem stellte sich als falsch heraus, wir hatten die Expo in Hannover und Angela Merkel wurde mit großer Mehrheit zur Parteivorsitzenden der CDU gewählt, um nur einige wenige Ereignisse zu nennen. Zehn Jahre  ist das her und so lange verzaubern RPWL – die aus einer Pink Floyd Coverband entstanden - mit ihrer eigenen Musik die Musikfans in aller Welt.

    

    

    

Von der Gründungsbesetzung sind noch dabei: Yogi Lang (Gesang, Keyboards), Kalle Wallner (Gitarren) und Chris Postl (Bass, Akustikgitarre). Im Laufe der Zeit sind dann noch die beiden Musiker Markus Jehle (Keyboards, Piano) und Marc Turiaux (Schlagzeug) zur Gruppe gestoßen und gehören mittlerweile zum festen Bestandteil der Band.

     

    
Das Schlagzeugsolo von Marc

    

Das zehnjährige Bestehen feiert die Band mit einem Best Of Album der besonderen Art (siehe Rezension von „The Gentle Art Of Music“ in der Rubrik CD-Besprechungen) und einer ausgiebigen Tournee. In diesem Rahmen traten die Fünf am 17.04.2010 im Zentrum Altenberg in Oberhausen auf. Es ist auf den Tag zwei Jahre her, dass ich RPWL zuletzt in der Zeche Carl in Essen live gesehen hatte, eine viel zu lange Zeit, wie ich finde. Aber die Jungs hatten in der Zwischenzeit auch mit ihren Soloprojekten Blind Ego und Parzivals Eye genug zu tun.

 

    

    

Ohne Vorgruppe ging es um ca. 20:20 Uhr auf die Bühne und damit begann das Jubiläumsprogramm, das die Zuschauer auf eine zweieinhalbstündige Reise durch ein Jahrzehnt RPWL-Musik schickte. Aber nicht die Musik von RPWL stand beim Opener auf dem Programm, nein, sie huldigten mit einer druckvollen Coverversion  von „Astronimy Domine“ (und sie sind wirklich wahre Meister im Covern) die großen Pink Floyd, mit denen ihre Karriere quasi begann. Mit diesem Stück läuteten sie ein Konzert mit vielen Highlights ein.

    

       

Es folgten in nicht chronologischer Folge Songs aus ihren bisherigen Alben. Dabei gingen die Fünf, wie man es von ihnen gewohnt ist, mit einer unglaublichen Perfektion und Spielfreude ans Werk, die sofort ansteckend war. Vor den Songs gab Yogi immer einige Erklärungen und so meinte er zu „The Gentle Art Of Swimming“, dass die Presse schrieb, die sie ja schon zu Beginn in die Prog-Ecke drängte, wobei Yogi doch nicht mal wusste, was Prog ist, jetzt wäre ihnen endlich der erste richtige Progsong gelungen. Das konnten sie nun gar nicht verstehen. Bei diesem Song hatte am Ende Schlagzeuger Marc Turiaux seinen Auftritt, denn die Band verließ die Bühne um den Fokus ganz auf Marc’s Schlagzeugsolo zu legen. Und das war wirklich sehr Nuancenreich und filigran ausgearbeitet.

    

     

Danach ging es mit „This Is Not A Progsong“ weiter, einem augenzwinkernden Protest gegen die Presse, die RPWL in eine Schublade stecken will. Seit der Song auf dem Album „The RPWL Experience“ erschien, binden die Jungs immer Schnipsel von bekannten Rocksongs in ihn ein. Da ist es schon ein Sport, alle Teile zu erkennen. Das ist gar nicht so leicht, denn sie wechseln sehr schnell. Ich habe versucht die meisten zu erkennen.

    

    

Es sollten dabei gewesen sein:

 

Salisbury Hill (Peter Gabriel), Carrie (?), Owner Of A Lonely Heart (Yes), Heat Of The Moment (Asia), Stop, In The Name Of Love (The Supremes), Roundabout (Yes), Das Model (Kraftwerk), I Was Made For Loving You (Kiss), Firth Of Fifth (Genesis), I Wanna Know What Love Is (Foreigner), Knocking On Heavens Door (Eric Clapton), Another Brick In The Wall (Pink Floyd), Stairway To Heaven (Led Zeppelin), Black Dog oder Rock‘N’Roll (Led Zeppelin), Kashmir (Led Zeppelin), Invisible Touch (Genesis), Smoke On The Water (Deep Purple) und Rock’N’Roll All Night Long (Kiss).

    

    

Danach wurde es wieder etwas ruhiger, denn es folgte ein Medley, bei dem die einzelnen Stücke in verändertem Arrangement in akustischer Version gespielt wurden, darunter „I Don’t Know“ und „Wasted Land“. Dieses Medley ging dann nahtlos in das Gänsehaut treibende „Three Lights“ über. Nach einem druckvollen „Try To Kiss The Sun“ folgte „Sleep“, das ein verändertes Intro mit einer an Manfred Mann erinnernden Keyboardpassage, die von Yogi am weiteren Keyboard gespielt wurde, enthielt.

     

    

Während des ganzen Konzertes wurden wieder Filme im Hintergrund auf einer großen Leinwand eingespielt. Bei „Day On My Pillow“ war das besonders bemerkenswert, denn ein vorproduziertes Video zeigte die Musiker, darunter Yogi wie er im Bildschirm füllenden Großformat den Text lippensynchron zu seinem Original auf der Bühne sang. Auch in diesen Song woben sie einen Rockklassiker ein. Dieses Mal war es „I Know What I Like“ von Genesis.

    

    

Nach „Silenced“, bei dem Kalle eine etwas veränderte Rhythmusgitarre spielte, kam mit dem Stück „Cake“ ein Jubiläumssong an die Reihe. Das Filmmaterial zeigte die Musiker mit einer Torte in der Hand und im weiteren Verlauf wurde dann ein Tablett mit Muffins an Yogi übergeben, der sich daran machte, diese während des Songs von der Bühne an das Publikum zu verteilen. Doch diese Küchlein mussten schnell verschlungen werden, denn beim letzten Song des offiziellen Sets, der nun folgte, war Mitsingen angesagt. Die Band bedankte sich mit „Roses“ bei den Fans für die jahrelange Unterstützung und Treue, ohne die dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Und die Zuschauer dankten es ihnen mit einem lauthals gesungenen Refrain.

     

    

Nur kurz verließen RPWL die Bühne um dann den Zugabenteil, beginnend mit dem Pink Floyd Song „Have A Cigar“, gefolgt von „Hole In The Sky“, das wieder in Quadrophonischer Form geboten wurde, zu präsentieren. Aufgrund des großen Applauses ließen sie sich dann ein weiteres Mal auf die Bühne locken und spielten mit „Biding My Time“ einen weiteren Titel von Pink Floyd. Dieses mal einen Bluessong. Dann war dieses Jubiläumskonzert endgültig beendet und Band und Publikum schweißnass. Wie immer war das Konzert von hoher Qualität und Spielfreude bestimmt. Die Band zeigte sich direkt nach dem Konzert wieder sehr Publikumsnah, in dem sie viele Fragen und Autogrammwünsche erfüllte.

                   

              

RPWL live, ein Muss für jeden Prog- und Artrockfan!!!!!
 

 
 

Setlist

Astronomy Domine (Pink Floyd)
Start The Fire
Spring Of Freedom
Breath In, Breath Out
In Your Dreams
Gentle Art Of Swimming
This Is Not A Progsong
Medley How It Is / Crazy Lane / I Don’t Know / Wasted Land
Three Lights
Try To Kiss The Sun
Sleep
Day On My Pillow
Silenced
Cake
Roses

 

Zugaben

Have A Cigar (Pink Floyd)
Hole In The Sky
Biding My Time (Pink Floyd)
 

 


 
  Stephan Schelle, 18.04.2010