Die
Münchner Band RPWL hat sich im Herbst 2016 auf den Weg gemacht um eine ganz
besondere Pink Floyd-Show zu spielen. Auf dem Programm steht die 1969’er
Show „The Man And The Journey“. Sie bestand damals aus Improvisationen
und Stücken, die bisher nicht offizielle veröffentlicht wurden. Ein paar
Ideen wurden später benutzt um auf „Ummagumma“ und „Relics“ unter anderem Namen zu
landen bzw. stammten vom kurz zuvor veröffentlichten „More“ und wurden
beim Konzert unter anderem Namen gelistet. Bisher gab es lediglich ein
Bootleg von der Show, das soll sich aber im November diesen Jahres ändern,
wenn die umfangreiche Box „The Early Years 1965 – 1972“ herauskommt.
Aber zurück zu RPWL:
Das
Konzert in Lünen, im bestuhlten Heinz-Hilpert Theater, bestand aus zwei
Teilen. Das erste Set beherrschten die Pink Floyd-Sounds, während das
zweite Set ein History-Gig aus RPWL-Songs darstellte. Die Zuschauer bekamen
so – wie Yogi Lang es anfangs betonte – ein zweites Konzert gratis
obendrauf.
Doch
bevor die Band die Bühne um kurz nach 20 Uhr betrat, wurde Werbung in
eigener Sache gemacht. Auf den durchsichtigen Vorhängen der Bühne wurde
das Video zum Song „Blackened“ vom neuen Blind Ego-Album „Liquid“
gezeigt, einem Sideproject von Gitarrist Kalle Wallner. Dann betraten die fünf
Musiker Yogi Lang, Kalle Wallner, Markus Jehle, Werner Taus und Marc Turiaux
die Bühne und legten nach einigen einführenden Worten von Yogi mit der
Musik von Pink Floyd los.
In
diesem ersten Teil, den sich die RPWL-Musiker durch abhören des Bootlegs
draufschafften, brannten sie ein ca. 80minütiges psychedelisches Feuerwerk
der Extraklasse ab. Yogi meinte noch, das 1969 so einiges an berauschenden
Mitteln im Publikum unterwegs gewesen sei und hoffte dass das heute nicht
der Fall ist. Aber ganz ehrlich, die Musik war schon ein Rauschmittel für
sich und zeigte, wie genial und verrückt Pink Floyd anno 1969 waren. Der
erste Teil „The Man“ stellte den normalen Tagesablauf eines arbeitenden
Mannes dar, während „The Journey“ einen eher mystischen Ansatz
verfolgte.
Während
die Band die psychedelischen Stücke spielte, wurde auf der hinteren
Leinwand, die aus mehreren durchsichtigen Vorhängen bestand, Bild- und
Filmmaterial gezeigt, das sehr gut zur Musik passte. Durch die Vorhänge
wurde darüber hinaus noch ein dreidimensionaler Effekt erzeugt.
Mit
Naturgeräuschen, die wie von einem Teich in einem Wald zu stammen schienen,
begann das Konzert. Darauf legten RPWL dann sanfte Gitarren, die schon stark
nach Pink Floyd der frühen Jahre aber auch zugleich zeitlos klangen. Nach
einigen Momenten setzte dann Yogi’s sanfter Gesang ein, während auf der
Leinwand auf einem grünen Wiesenhintergrund zahlreiche Bilder von Flora und
Fauna zu sehen waren. Dazu waren immer noch die Naturgeräusche im
Hintergrund zu hören. Diese wunderbare Atmosphäre, die den Geist
umschmeichelte, zog einen im Publikum in einen psychedelischen Sog. Das einfühlsame
Keyboardspiel von Markus Jehle, das Orgellänge hervorrief, verstärkte
diesen Eindruck noch.
Dem
folgte der Titel „Work“, bei dem die Band nun recht rhythmisch zu Werke
ging, während passend dazu im Hintergrund Bilder von einer Eisenbahnfahrt
und Maschinen gezeigt wurden. Während Kalle aus seiner Gitarre viele
Rhythmische Motive zauberte, sorgte Yogi mit diversen Utensilien aus einem
Werkzeugkasten für die irrsten Klänge.
Dann
setzte plötzlich eine Pause ein, in dem die Band sich vollzählig an einen
Tisch am Bühnenrand setzte, während auf der hinteren Leinwand „No
Signal“ zu lesen war. Jetzt machten die Fünf eine Brotzeit mit Zeitung
lesen, Essen und Trinken. Dabei agierten RPWL wie eine Theatergruppe, die
sich nicht von dem Publikum ablenken ließ. Eine sehr witzige Einlage. Als
die Band dann wieder an ihre Instrumente rückte, kamen ein Gitarren- und
Rhythmuspart auf, die in ein Blues getränktes Stück mit dem Titel
„Afternoon“ überging.
In
„Doing It“ wurde es dann das erste Mal mystisch, da nun Pauken und
Gongschläge sowie psychedelische Gitarrenläufe für eine eigenartige
Atmosphäre sorgten. Tickende Uhren und Xylophon artige Klänge sorgten dann
in „Sleep“ für eine Atmosphäre wie in einem unheimlichen, mysteriösen
Traum. Auch das wunderschöne Stück „Cymbaline“, das RPWL schon
mehrfach in einer eigenen Version aufgeführt hatten, gehörte zum Set, trug
hier aber den Namen „Nightmare“. Naturgeräusche beendeten dann den
ersten Teil. Dieser ging dann nahtlos in „The Beginning“ (das Stück
wurde als „Green Is The Colour“ für den Soundtrack „More“
verwendet) von „The Journey“ über, das mit einer wunderbaren
Akustikgitarrenmelodie von Kalle und Yogi‘s einfühlsamem Gesang startete.
Vorbeiziehende
weiße Punkte auf schwarzem Hintergrund, die wie Sterne aussahen, waren
jetzt bei „Beset By Creatures Of The Deep“ (einer Variante von
„Careful With That Axe, Eugene“) zu sehen. Dahinein wurden mehrere
Bilder mit verschiedenen Tieren abgebildet. Das Stück selbst zeigte sich
von einer überaus hypnotischen und typischen Pink Floyd artigen Weise. Ein
Genuss für alle Sinne. „The Pink Jungle“ machte seinem Namen alle Ehre,
denn hier kamen Urwaldgeräusche auf, die mit recht jazzigen Klängen
unterlegt wurden. Markus Keyboardsolo beeindruckte in diesem Stück. Dem
stand das psychedelische „The Labyrinths Of Auximines“ gegenüber, in
dem Yogi schräge Klänge aus seinem Synthie holte. Mit sakralen Orgelklängen
zu rockigen Passagen, in dem Werner Taus am Mikro durch seinen Gesang glänzte,
endete dann der Pink Floyd-Teil des Abends sehr eindrucksvoll und hymnisch.
Sehr
zu empfehlen ist die CD/DVD, die RPWL bei einem ihrer Konzeptshows unter dem
Titel „RPWL plays Pink Floyd’s The Man And The Journey“ in diesem Jahr
veröffentlicht haben. Darauf ist ein Konzert zu sehen, bei dem RPWL am
13.02.2016 diese Show im niederländischen Helmond aufgezeichnet haben.
Nach
einer gut 20minütigen Pause, die sich die Fünf redlich verdient hatten und
bei der sie neben dem Aufladen ihrer Akkus auch den Schalter umlegen mussten
um sich jetzt auf ihre eigenen Songs zu konzentrieren, starteten sie ein
weiteres gut 70minütiges Set mit Songs aus ihrem reichhaltigen Repertoire. Dabei hatten sie Stücke aus ihren Alben „God Has
Failed“, „Trying To Kiss The Sun“, „Stock“, „World Through My
Eyes“ und „The RPWL Experience“ ins Programm genommen.
RPWL,
die als Pink Floyd-Coverband begonnen haben, veröffentlichen seit dem Jahr
2000 Alben mit eigenen Songs. Den Beginn des Sets machte dann mit „Hole In
The Sky“ das erste Stück ihres Debütalbums „God Has Failed“, das ein
wahrer Klassiker der Band ist. Mit dem sehr floydigen Stück zu beginnen war
der perfekte Übergang zum musikalischen Kosmos von RPWL. Bei früheren
Konzerten wurde dieses Stück im quadrophonischen Sound live präsentiert.
In Lünen kam dieser Sound allerdings nur ansatzweise rüber, was aber nicht
die Qualität des Stückes schmälerte, ganz im Gegenteil.
Yogi
war an diesem Abend in Erzähllaune und gab vor jedem Song ausführlich
Informationen, die er sehr humorvoll vortrug. So erzählte er, dass ihre
Musik von Kritikern anfangs immer als Progressive Rock kategorisiert wurde.
Sie waren selbst überrascht von den Kritikern zu hören, welche Art von
Musik sie machten. Ein Chefredakteur einer Progressiverock-Zeitschrift hat
dann abschließend auf Yogi’s Nachfrage ihre Musik als „Modern Art
Prog“ bezeichnet. Man sollte es aber so nehmen wie ein Besucher bei einem
Hamburger Konzert, wie Yogi erzählte: „Ist doch wurscht, Hautsache
geil“.
In
„The Gentle Art Of Swimming“ hatten dann Kalle, Markus und Marc die
Chance mit wunderbaren Soli zu glänzen. Kalle ließ dabei seine E-Gitarre
jaulen und Markus zauberte sehr schöne Melodien auf seinen Keyboards, die
streckenweise nach Manfred Mann klangen. Marc haute dann zum Ende des Stückes
ein mehrminütiges Solo auf dem Schlagzeug raus, bei dem ihm seine Kollegen
die Bühne überließen.
Das
Stück „This Is Not A Progsong“, in das sie Zitate aus den schlechtesten
Reviews textlich eingebaut haben, hatten die Jungs auf 10 Minuten
ausgeweitet. Wie gewohnt bauten sie zur Freude des Publikums wieder
zahlreiche Passagen von bekannten Songs aus dem Rockbereich ein. Und natürlich
durfte der humorvolle Seitenhieb auf Wolle Petry’s Schlager „Wahnsinn,
warum schickst du mich in die Hölle“ nicht fehlen. Mit „Home Again“,
einem Stück, das sie lange nicht live gespielt haben, endete dann der
offizielle Teil ihres Sets.
Als Zugabe wählten RPWL ihr wunderbares Stück „Roses“, bei dem am Ende zahlreiche Besucher lauthals den Refrain mitsangen. Der Song wurde in einer siebenminütigen Fassung gespielt, die einen würdigen Abschluss des Konzertes darstellte. Das Publikum skandierte dies dann mit minutenlangen Standing Ovations.
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Setlist 1.
The Man And The Journey Part 1 The Man 2. The Journey The Beginnning RPWL-History Hole In The Sky Zugabe Roses |
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Stephan Schelle, November 2016 |