RPWL am 17.04.2008 live in der Zeche Carl in Essen
   

Gegen 21.00 Uhr starteten dann RPWL ihre „RPWL Experience“, denn der Gig stand sehr stark im Fokus ihres neuen Albums. So war es auch nicht verwunderlich, das die Jungs mit „Silence“, dem Opener ihres Albums „The RPWL Experience“, begannen. Schon bei diesem ersten Stück zeigten Kalle Wallner, der traumwandlerisch und perfekt an seinen E-Gitarren agierte, Yogi Lang am Mikro, Markus Jehle, der bei den Liveauftritten zur Band stößt (im Studio spielt Yogi die Keyboards ein) und für tolle Atmosphären sorgt sowie Chris Postl am Bass, das sie zur Speerspitze des deutschen Prog zählen. Aber auch der neue Mann hinterm Schlagzeug darf nicht vergessen werden, denn mit Marc Turiaux, hatten sie einen wirklich guten Schlagwerker engagiert, der für den nötigen Druck ihrer Stücke sorgte und für Manni Müller mit auf Tour geht.

    

Zwischen einzelnen Stücken wie zum Beispiel „Masters Of War“ oder „Strangers“ schlug Yogi auch einige ernste und bedenkliche Worte an, die auf den Hintergrund der einzelnen Stücke hinwies. Damit machte er deutlich, wie er zu aktuellen Themen, wie zum Beispiel der Situation in Tibet, der Ausbeutung von wirtschaftlich schwachen Ländern oder der Meinungsmache der Medien steht.

    

    

Mit dem Stück „This Is Not A Prog Song“ zeigten die süddeutschen Progger, was für eine Portion Humor sie ihr Eigen nennen. Yogi erklärte, dass sie durch die Presse versucht haben herauszufinden, welche Art von Musik sie denn nun machen. Dabei kamen dann so skurrile Bezeichnungen wie Synthiepop heraus. Diese Aussage ließ die Band vermuten, dass so mancher Kritiker gar nicht richtig hinhört, wenn er seine Rezensionsexemplare beschreibt. Während des Songs waren dann auch im Hintergrund einige Schlagzeilen aus diversen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen. Im Stück selber mischten sie Auszüge aus „Rockin’ All Over The World“ von Status Quo und „Mir san a bayrische Band“ von der Spider Murphy Gang in den Song ein. Das furiose, fast Punkähnliche Ende der Albumversion blieb dann aber aus.

     

Nicht nur bei dem Stück „Stranger“ tauschte Yogi dann das Mikro innerhalb des Songs gegen die Keyboards aus, um sich mit Markus an den Keys ein Tastenduell zu liefern, das bei diesem Stück - wie auch im Original - sehr stark an Manfred Mann’s Earthband zur Zeit von „Solar Fire“ erinnerte.

    

    

Nach sechs Songs des neuen Albums kamen im Hauptprogramm dann noch sechs weitere Stücke aus ihren bisherigen Alben. Die Versionen der Stücke waren teils durch unglaubliche Soli, so zum Beispiel in „The Gentle Art Of Swimming“, erweitert worden. Beim letztgenannten sorgte Kalle für tolle Riffs und auch Schlagzeuger Marc hatte hier seine Chance zu einem längeren Solo, bei dem er sein Können unter Beweis stellte.

                   

Der letzte Titel des offiziellen Sets war dann die Single „Roses“. Zu Beginn des Stückes führte Yogi das Publikum zunächst in die Irre, denn während Kalle einen sehr floydig/sphärischen Anfang spielte, sang Yogi leise Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ an, was für ein gewisses Raunen sorgte. Aber als sich dann „Roses“ herausschälte, das wie alle anderen Stücke auch in einer tollen Version geboten wurde, sang fast der ganze Saal den Refrain lauthals mit.

    

    

Obwohl der Veranstalter aufgrund der fortgeschrittenen Zeit das Ende des Konzertes signalisierte, ließ sich die Band aufgrund der Forderung des Publikums nach einer weiteren Zugabe noch zu einem letzten Stück hinreißen. Mit Yogi’s Worten „So können wir euch nicht gehen lassen“ stimmten sie dann „Hole In The Sky“, das bei den Auftritten immer in einem quadrophonischen Sound durch den Saal schwebt, an. Nach gut zwei Stunden war das Konzert dann beendet.

    

                   

Livekonzerte von RPWL sind immer wieder ein Genuss für jeden Progfan, denn sowohl die Aussteuerung der einzelnen Instrumente, wie auch die Interpretation der Songs und die Bühnenpräsenz der Musiker lässt keine Wünsche übrig, so auch an diesem Abend nicht. Auch für’s Auge wurde wieder einiges geboten, denn neben der ansprechenden Lightshow gab es im Bühnenhintergrund eine große Leinwand, auf der bei einigen Stücken Grafiken und Animationen gezeigt wurden, die entsprechend zu den Songs passten. Das kennt man ja mittlerweile auch schon von früheren RPWL-Gigs.

    

    

Gefilmt wurde auch, so dass es Hoffnungen auf eine Live-DVD der Band gibt. Am Rande verriet Kalle auch noch, dass dieses Jahr das zweite Album von seinem zweiten Projekt, Blind Ego, erscheinen soll. Man darf also auf den Fortlauf des Jahres 2008 gespannt sein.

    

Setlist

Silenced
Breath In, Breath Out
Masters Of War
Stranger
Choose What You Want To Look At
This Is Not A Prog Song
Start The Fire
The Gentle Art Of Swimming
3 Lights
Trying To Kiss The Sun
Wasted Land
Roses

Zugaben

Sleep
Hole In The Sky

 
 

Stephan Schelle, 18.04.2008
 
RPWL in Essen 2008