R P W L - live
Zentrum Altenberg
, Oberhausen 21.04.2012
 


    

RPWL haben Anfang ihr erstes Konzeptalbum unter dem Titel "Beyond Man And Time" veröffentlicht, da liegt es natürlich Nahe, dass die Band auch diese neuen Songs live präsentiert. Im Rahmen ihrer ausgedehnten Europatournee, die ganz unter dem Motto des neuen Albums stand, gastierten die Freisinger am 21.04.2012 im Zentrum Altenberg in Oberhausen.

    

     

    

    

Auf dem Weg nach Hause wurde mir erst klar, was ich da in Oberhausen gesehene hatte. RPWL hatten mal eben ihre beste Show, die sie jemals gespielt haben und damit auch den aus meiner Sicht bisher besten Livegig des Jahres 2012 hingelegt. Und das nicht nur wegen des Spielwitzes und der Spielfreude, die alle fünf an diesem Abend an den Tag legten (das die Jungs Spaß am Livespielen haben, bewiesen sie ja schon des Öfteren), nein auch die visuelle Umsetzung des Themas war von außerordentlicher Klasse.

    

     

     

     

Das Konzert hatten Yogi Lang (Gesang, Keyboards), Kalle Wallner (Gitarre), Marc Turiaux (Schlagzeug), Markus Jehle (Keyboards) und Werner Taus (Bass) in zwei Teile aufgeteilt. In den ersten gut 90 Minuten wurde das neue Album "Beyond Man And Time" komplett aufgeführt und die Musik förmlich zelebriert. Der zweite Teil inkl. der Zugabe dauerte ebenfalls noch einmal gut eine Stunde. Hier feierten die Jungs mit einigen älteren Stücken so richtig ab und ließen die Rocksau fliegen. Ein Höhepunkt (unter vielen) war dabei die Zugabe vom mehr als zehnminütigen Cover des Pink Floyd-Stückes "Embryo".

    

    

    

    

Der Bühnenaufbau war schon etwas anders als sonst. Jetzt zierten zwei weiße Leinwände die beiden Außenseiten der Bühne, wo sonst Kalle und Werner ihren Platz haben. Auf diesen Leinwänden wurde zunächst ein älterer Mann projiziert, bei dem ich als erstes die Assoziation zu J.R.R. Tolkiens Zauberer Gandalf hatte. Sehr schön anzusehen war, dass das Bild der Person nicht starr war, sondern die sich Augen bewegten - und das, noch bevor das Konzert begann. Dann setzte das Intro ein und eine ältere Männerstimme (dazu bewegten sich synchron die Lippen des Mannes auf den Projektionen) präsentierte in deutscher Sprache die Einleitung.

     

     

    

     

Markus und Marc nahmen hinter ihren Instrumenten Platz und Kalle und Werner platzierten sich hinter den Leinwänden, die sie als Schatten zeigten, da sie von hinten angestrahlt wurden. RPWL starteten ein fulminantes Konzert, dass mich sofort in seinen Bann zog. Dann kam Yogi Lang in einer Judo-Robe und einem dreieckigen Hut, der mit Spiegelstücken besetzt war, auf die Bühne. Yogi schlüpfte an diesem Abend noch in zahlreiche Kostüme.

    

    

    

    

Als das Titelstück des Albums erklang, kam Yogi mit verbundenen Augen auf die Bühne. Ein mutiges unterfangen, musste er sich doch quasi im freien Raum bis an sein Mikro tasten. Er verpasste es zunächst und kam direkt auf mich zu. Nur eine ihm entgegen gestreckte Hand konnte ihn daran hindern vorzeitig von der Bühne "abzutreten". Wie er mir später verriet, hilft ihm bei jeder Show immer mal jemand aus dem Publikum, wenn er etwas vom Weg abkommt. Den ersten Teil des Songs sang er blind. Als er sich die Binde abnahm, sah man seine schwarz umrandeten Augen. Nach diesem fesselnden "Blindflug" bestand sein nächstes Kostüm aus einem weißen Kittel und einer überdimensionalen Brille. Dazu hatte er ein Reagenzglas mit einer Blume und einen Mörser, aus dem es qualmte, in den Händen. So stellte er den Wissenschaftler im Stück "Unchain The Earth" dar.

    

    

     

    

Zu "Ugliest Man In The World" kam Yogi als Quasimodo auf die Bühne. Mit ganz einfachen Mitteln setzte die Band die Geschichte eindrucksvoll um. So hatte Yogi sich bei diesem Stück einen Kartoffelsack als Bekleidung übergestülpt und eine Maske aufgesetzt, die seine rechte Gesichtshälfte entstellte. Dazu hatte er einen Buckel und auch seine Bewegungen waren der Figur entsprechend angelegt. Das sah schon klasse aus. Sabine Heller - zuständig für die PR der Band - hatte sich farblich ähnlich gekleidet und reichte dem "hässlichsten Mann der Welt" während des Songs ein tragbares Keyboard. Das tat sie mit einer Art Widerwillen und Abscheu - war wirklich toll gespielt und passte zur Show. Jetzt spielte Yogi sein Solo in gebückter Haltung an dem Keyboard und kommunizierte musikalisch mit seinem Kumpel Kalle, der sich mit der Gitarre ihm entgegenstellte.

    

     

    

    

In "The Road Of Creation" gab es ein kleines Gimmick, denn Kalle steckte seinem Alter Ego, der auf der Seitenleinwand zu sehen war mit einem Licht eine Zigarette an. Das war cool gemacht und erinnerte mich an die Konzerte von Rosen & Gomorrha, die auch mit ihren Kollegen auf einer Leinwand interagierten.

     

     

    

     

Zu "Somewhere In Between" verließ Yogi die Bühne. Als der Gesangspart einsetzte war statt dem körperlich anwesenden Yogi, sein Konterfei auf der rückwärtigen Leinwand zu sehen. Es sah so aus, als ob er während des Schminkens hinter der Bühne den Text zu singen schien.

     

    

    

    

Ganz in schwarz und mit einer ebenfalls schwarzen Gesichtsmaske bekleidet kam Yogi dann zum Stück "The Shadow" auf die Bühne. Während des Songs agierte er auch als Schatten von Kalle und Werner, in dem er sich hinter sie platzierte und die Bewegungen seiner Kollegen synchron mitmachte. Und zu "The Wise In The Desert" wechselte Yogi dann in einen weißen Umhang mit überdimensionalen Augen auf dem Stoff unter den Achseln.

    

    

     

     

Im Song "The Fisherman" war Yogi wie ein hoher Priester gekleidet, während im Hintergrund auf der Leinwand als Schattenspiel ein Angler zu sehen war. Mitten im Song (im Instrumentalteil) ging Yogi von der Bühne und kam mit einer langen Rute, an der ein kunstvoll gestaltetes rotes Herz hing, wieder. Diese Rute - mit dem Herz am Ende - führte er von der Bühne aus über die Köpfe der Zuschauer. An der Rute war ebenfalls eine Kamera befestigt, die ihre Aufnahme auf die große rückwärtige Leinwand projizierte. Yogi fing sozusagen die Zuschauer damit ein - wenn das überhaupt noch nötig war, denn sie waren schon von den ersten Tönen auf der Seite von RPWL. Das zeigte sich in dem tosenden Applaus, der nach den einzelnen Song aufbrandete und immer intensiver und länger wurde, je weiter das Programm voranschritt. Dann segnete er sinnbildlich das Publikum, in dem ihm ein kleines Schälchen mit einer Art Klobürste gereicht wurde und er damit einige Tropfen ins Publikum spritzte. Zum abschließenden "The Noon" erschien Yogi dann in normaler Kleidung.

    

    

    

     

Nach gut 90 Minuten war die Interpretation dieses tollen neuen Werkes beendet und die Leinwände an den Seiten wurden abgebaut, damit die Jungs im zweiten Teil - nach einer kurzen Pause - noch mal richtig loslegen konnten.

    

    

     

    

Den zweiten Teil starteten sie mit "Sleep". Schon bei diesem ersten Stück des Klassiker-Teils wurde klar, ab jetzt wird gerockt. Und die Jungs spielten wie befreit nochmals gut eine Stunde, was den Saal am kochen hielt. Bei "Roses" hielt zum Ende des Songs Yogi wieder das Mikro ins Publikum, das nun den Refrain mitsingen sollte. Seiner Reaktion war zu entnehmen, dass er von dem Schwall, der ihm da entgegenkam, absolut überrascht war. Er meinte daraufhin sinngemäß: "Oberhausen ist immer klasse, aber heute Abend seit ihr grandios". Es war einfach berauschend, was sich an diesem Abend im Zentrum Altenberg abspielte. Den Abschluss des offiziellen Teils stellte dann das Stück dar, das bei keinem RPWL-Konzert fehlen darf, "Hole In The Sky" vom Debütalbum. Mit tosendem Applaus holten die Zuschauer dann die Band noch einmal für ein Pink Floyd Cover (RPWL hatten ja als Pink Floyd Coverband begonnen) auf die Bühne zurück. Gespielt wurde "Embryo".

               

    

    

"Embryo" ist ein eher unbekanntes Stück von Pink Floyd, das es auf kein offizielles Studioalbum geschafft hat. Der Titel aus dem Jahr 1969 wurde damals bei Konzerten live gespielt. Bei diesem Stück gingen RPWL noch mal aus sich raus und jammten, was das Zeug hielt. Das gipfelte dann in eine fast schon ekstatische Spielweise. Jeder der Musiker kam zu seinem Solo. Vor allem die Konversation von Kalle's Gitarre und Markus' Keyboards, das in einer sehr bluesigen Form dargeboten wurde, war von aller erster Güte. Aber auch Werner's Bass-Solo konnte sich wahrlich hören lassen. Hier zeigte sich, das Werner nicht nur in der Band angekommen, sondern mittlerweile auch nicht mehr aus ihr wegzudenken ist.

    

    

     

    

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich RPWL nie besser gesehen habe wie an diesem Abend. Die Show ist wirklich toll und die Interpretation der Stücke war einfach perfekt. Das Set schreit geradezu nach einer DVD-Produktion. Es ist zu hoffen, dass die Band dies wahr macht und die Show (aber bitte auch mit dem zweiten Teil und der Zugabe) so erhalten bleibt. RPWL haben sich mit dieser Produktion an die Spitze des deutschen Artrock's festgesetzt. Es wird nach diesem Abend bzw. dieser Tour schwer sein, sie vom Thron zu stoßen. Wer die Chance hat sie noch zu sehen, sollte dies nicht verpassen.

    

 

 
 

Setlist

Transformed

We Are What We Are

Beyond Man And Time

Unchain The Earth

The Ugliest Man In The World

The Road Of Creation

Somewhere In Between

The Shadow

The Wise In The Desert

The Fisherman

The Noon

 

Sleep

Trying To Kiss The Sun

Breath In, Breath Out

Start Te Fire

Roses

Hole In The Sky

Zugabe

Embryo (Pink Floyd Cover)
 

Stephan Schelle, 22.04.2012