Red Hot Chilli Pipers - live
Alter Schlachthof
, Soest 27.04.2012
 


     

Natürlich weckt eine Band, die sich namentlich in Anlehnung an eine andere große Rockband orientiert ein großes Interesse. So ist das auch mit den Red Hot Chilli Pipers. Die achtköpfige Band kommt aus Schottland und hat neben typischen Rockinstrumenten auch das schottische Nationalinstrument, den Dudelsack mit im LineUp. Und genau dieser ist es, der den Sound der Schotten so extravagant und mitreißend macht.

                   

    

    

Während Horst Lichter auf der Bühne der Stadthalle kochte, brachten nur wenige Meter Luftlinie die acht Schotten von Red Hot Chilli Pipers, das waren an diesem Abend Gary O´Hagan (Keyboards), Nick Hawryliw (Gitarre), Alan McGeoch (Bass), Steven James Black (Schlagzeug), Paul Jennings (Perkussion) sowie die drei Dudelsackspieler Kevin MacDonald, Gordon „Dougie“ McCance und Kyle Stuart Howie, den ausverkauften Alten Schlachthof zum kochen.

    

    

    

Auch wenn die Band neben eigenen Stücken einige Songs der Rockgeschichte covert, so kann man doch nicht von einer Coverband sprechen, zu sehr haben sie ihren ganz eigenen Stil, der sofort abgeht wie „Schmitz Katze“. Schon vor dem Konzert war eine gewisse Partystimmung unter den Besuchern zu spüren, von denen einige Stilgerecht in Kilts zur Show kamen.

    

     

    

Dann kam gegen 20:30 Uhr die Band unter großem Applaus auf die Bühne und die acht Jungs legten auch sofort mit Vollgas los. Sie brannten eine gut zwei einviertel Stunden lange Show ab, die sich gewaschen hatte, denn ab jetzt war Party angesagt.

    

    

     

Gestartet wurde mit dem Stück „Young Blood“, das sie in einer mitreißenden Version spielten. Dann kam mit „Amazing Graze“ ein Song, der zunächst sehr langsam und getragen von einem Musiker gespielt wurde. Doch schnell stiegen die anderen mit ein und machten aus dem bekannten Song eine echt druckvolle und mitreißende Nummer.

    

    

     

Dann war Zeit für den ersten richtigen Rocksong. Eine Kollage aus Deep Purple’s „Smoke On The Water“ und AC/DCs „Thunderstruck“ brachte den Saal das erste Mal richtig zum kochen. Und diese aufgeheizte Stimmung sollte auch bis zum Ende - nur von einer kurzen Verschnaufpause unterbrochen - anhalten.

    

    

     

Mit dem Stück „Little Cascade“ kam dann auch noch eine Spur Worldmusic mit in das Set, denn der Rhythmus hatte schon etwas orientalisches und verlieh dem Ganzen eine hypnotische Note. Wer sich jetzt immer noch nicht von der Band angesprochen fühlte, der muss wohl taub gewesen sein. Apropos Rhythmus: Die Rhythmusgruppe aus Schlagzeuger und Perkussionist gefiel mir ausgesprochen gut, denn sie sorgten für einen fetten Sound, wenn sie zusammen agierten. Im ersten Teil kam Paul Jennings mit einem Cajun an den Bühnenrand, auf dem er einen unglaublich fetten Rhythmus hinzauberte.

    

     

    

Zwischen den einzelnen Songs gab es nicht nur Ansprachen in englisch, nein die Musiker versuchten auch einige Ansagen auf deutsch zu machen. Und das machten sie mit einer gehörigen Portion Humor. Sie nahmen sich nicht ernst und das übertrug sich auch auf die gute Stimmung im Saal. Und das die Stimmung nicht nur vor der Bühne grandios war, das merkte man den Jungs auch auf der Bühne an, denn sie legten eine unglaubliche Spielfreude an den Tag. Während des Konzertes waren es vor allem die drei Dudelsackspieler, die durch eine rhythmische Performance ein tolles Bild abgaben. Da wurde dann auch schon mal unter lautem Jubel mit den Hüften geschwungen und die Kilts durch die Gegend geschleudert.

     

    

     

In Stücken wie „Everybody Dance Now“ ging es richtig Dance mäßig ab und in „Hills Of Argyll“ wechselte einer der Musiker seinen Dudelsack gegen eine Flöte um dieses Traditional sehr einfühlsam vorzutragen. Bei diesem Stück kam die ruhigere schottische Lebensart rüber. „Hellbound Train“ war dann auch noch mal so ein richtiger Kracher im ersten gut einstündigen Teil der Show. Mit „Rory McLeod“ verabschiedeten sie sich dann in eine kurze Pause, um einmal durchzuschnaufen. Das hatten Band und Publikum wahrlich verdient.

    

    

    

Den zweiten Teil der Show starteten sie dann so, wie sie den ersten beendet hatten. Nach „Long Way To The Top“ stand dann mit „The Lost“ eine Eigenkomposition auf dem Programm, die hervorragend ins Set passte. Überhaupt war die Auswahl der Stücke sehr gelungen. Durch ihren eigenen Stil und die Tatsache, dass sie teilweise Intros eingebaut hatten bzw. die Songs durch die Instrumentierung so fremdartig klang, kam man nicht immer sofort darauf, welches Lied sie den nun spielten. So erging es mir beispielsweise bei „You’re The Voice“, dem Beatlesklassiker „Hey Jude“ und  „Baba O’Riley“ von The Who. Und auch das macht den Reiz dieser tollen Truppe aus.

    

     

       

Bei „Low Rider“ schwangen sie die Hüften im Takt - was auch hervorragend zu dem treibenden Rhythmus passte - und bei „You’re The Voice“, dem Hit von John Farnham, ließen sie die Besucher den Refrain mit „Oh, oh, oh ....“ singen. Was für eine Version!!! Und schon folgte der nächste Knaller mit dem Beatleshit „Hey Jude“. Bei diesem Stück banden sie dann das Publikum mit ein und ließen den Refrain singen. In alter Rockmanier forderten sie dann auch noch auf nur die Männer, dann die Frauen, dann die rechte Seite und zuletzt die linke Seite den Refrain zu singen, um festzustellen, welche die besseren Sänger/innen sind. Die weiblichen Besucher hatten da ganz eindeutig die Nase vorn. Das war Spaß pur.

    

    

    

    

Nach „Chasing Cars“ von der Band Snow Patrol kam dann noch eine sehr intensive Fassung von „Baba O’Riley“.  Den Abschluss des offiziellen Teiles bildete dann „100 Chilli Pipers, Rockin’ All Over The World“, eine absolut mitreißende Nummer, bei dem das Publikum mitmachen musste. Die Band erklärte, dass das Publikum all das tun müsse, was auch die Band auf der Bühne macht. Und so gingen erst einmal alle in die Knie, ein beeindruckendes Bild. Dann legte die Band los und alles sprang auf und hüpfte und klatschte was das Zeug hielt. Das  ließ nun wirklich auch den letzten nicht mehr kalt.

     

    

     

Dann kam nach kurzem Abgang von der Bühne der Zugabenteil, bei dem die Band ein „We Will Rock You“ die Fußballhymne von Queen mit dem Survivor-Hit „Eye Of The Tiger“ mischte. Bei diesem Stück mussten die Zuschauer natürlich rhythmisch in die Hände klatschen. Nach dem  Traditional „Auld Lang Syne“ war dann endgültig Schluss. Band und Zuschauer ließen ein Schweiß treibendes und einfach nur Spaß bringendes Konzert hinter sich. Sehr bemerkenswert ist auch, dass die komplette Band schon wenige Momente nach dem Konzert geschlossen ins Publikum kam um alle Wünsche, seien es Autogramme, Fragen oder Fotos zu erfüllen. Ein tolles, beeindruckendes Konzert, das man gesehen haben sollte.

     

     

    
 

 
 

Setlist

Young Blood
Just For Willie
Amazing Graze
Smoke On The Water, Thunderstruck
Tag Team Jigs
Little Cascade
Everybody Dance Now
Pig Jigs
Hills Of Argyll
Hellbound Train
Rory McLeod

Long Way To The Top
The Lost
Drum Fanfare
Clocks
Don’t Stop Believing
Jazz Badger
Low Rider
You’re The Voice
Hey Jude
Chasing Cars
Baba O’Riley
100 Chilli Pipers, Rockin’ All Over The World

Zugabe

Crooked Bridge
Will Rock You, Eye Of The Tiger
Auld Lang Syne

 

Stephan Schelle, 28.04.2012