Porcupine Tree am 16.11.2003 im Capitol, Paderborn
         
 

Endlich, die Band, die ich Anfang 2003 für mich entdeckt habe, kam in die Nähe und ich musste natürlich hinfahren. Sonntag den 16.11.2003 traten Porcupine Tree im Paderborner CAPITOL auf. Diese zweite Europatour zur aktuellen CD In Absentia führt die englische Band in sechs deutsche Städte. Neben München, Hamburg, Stuttgart, Bochum und Berlin eben auch nach Paderborn. Das CAPITOL ist mittlerweile zu einer Hochburg im Progbereich geworden, traten hier doch auch schon Bands wie IQ, Arena und Pendragon auf.

Meine Erwartungen waren sehr hoch und um es vorweg auf den Punkt zu bringen: Porcupine Tree’s Konzert war kag (kurz aber geil).

Gegen 19.30 Uhr öffneten sich die Pforten des CAPITOL und die Besucher strömten hinein. Das gut besuchte Konzert begann sehr zügig gegen 19.45 Uhr mit der Vorband Aviv Geffen. Das sind drei Musiker aus Israel, die in der Besetzung Gesang und Gitarre sowie zwei Keyboards sehr schöne melodische Progsongs boten. Sie hörten sich nach den ruhigeren Stücken von Porcupine Tree an. In ihrem Set boten die drei insgesamt vier Stücke. Zu Song zwei und drei kam als weiterer Gitarrist dann Steven Wilson mit auf die Bühne und bereicherte die Songs mit seiner furiosen Fingerfertigkeit. Nach gut 20 Minuten war dieser erste Teil leider schon zu ende. Ich hätte gern noch mehr von den Jungs gehört.

     

Es entstand eine kurze Umbaupause in der ein hypnotischer Rhythmusbeat durch die Lautsprecher tönte, zu dem auf der Bühnenleinwand schon mal das Coverbild von In Absentia zu sehen war. Gegen ca. 20.15 Uhr betraten dann Steven Wilson (Gitarren und Gesang), Richard Barbieri (Keyboards), Colin Edwin (Bass), Gavin Harrison (Schlagzeug) sowie John Wesley (Gitarre und Gesang) die Bühne. John gehört zwar nicht zur Stammanschaft der Band und unterstützte sie lediglich bei dieser und der 2002’er Tour, fügte sich aber perfekt in die Gruppe ein.

Schon gleich zu Beginn knallte es ordentlich beim Song Wedding Nails aus den Boxen. Ich bekam in der zweiten Reihe gleich eine erste Druckwelle mit. Ich muss aber sagen, dass selbst so nah vor der Bühne der Sound nicht übermäßig laut war. Allerdings war die Abmischung nicht immer perfekt denn in einigen Passagen wirkte der Gesang von Steven und auch von John etwas dünn.

     

Der Hauptteil des Sets bestand aus den Stücken der aktuellen CD. Aber auch Songs von den Alben Stupid Dream, Lightbulb Sun, Signify und Up The Downstairs standen auf dem Programm. In Paderborn wurden die folgenden Stücke gespielt:

 
 

 

1. Wedding Nails
2. Sound Of Muzak
3. Gravity Eyelids
4. Blackest Eyes
5. Hate Song
6. Fadeaway
7. Russia On Ice
8. Futile
9. Feel So Slow
10. Strip The Soul
11. Tinto Brass

Als Zugabe spielten sie

12. Dark Matter
13. Even Less
14. Trains

 
 
 

Die einzelnen Songs wurden in sehr schönen Versionen gespielt dabei stachen vor allem Steven’s Gitarren und das von Gavin sehr akzentuiert gespielte Schlagzeug heraus. Mal bearbeitete Gavin seine Schlagfelle stakkatoartig und heavymäßig, dann waren wieder sehr ausgefeilte und intelligent gesetzte Schläge auf Becken, Highhat, TomTom etc. zu vernehmen. Und wie Steven seine Gitarren bearbeitet - ihm wurden von einem Roadie mehrmals während des Gigs verschiedene Gitarren gereicht - ist schon sehenswert. Auf CD hört sich das ja schon gut an, aber wenn ich ihm bei der Arbeit - eigentlich ist es sein Hobby - zusehe, dann komme ich schon aus dem Staunen nicht heraus. Er ist ein echter Virtuose. Steven weilte übrigens während des gesamten Auftritts barfüßig auf der Bühne.

     

Die teils recht heavymäßigen Rhythmen und Riffs gingen gut ab und so wurden im ganzen Zuschauerraum gehaedbangt.

Zu den Songs präsentierte die Band neben einer schönen Lightshow, die durch eine Nebelmaschine unterstützt wurde auch noch Bilder, die auf einer Leinwand projiziert wurden. Die Fotos bzw. teils bewegten Bilder waren im Stil der Bilder der In Absentia-CD gehalten, also sehr düster.

   

Steven erklärte während des Konzertes, dass diese Tour die letzte zum In Absentia-Album sei und die Band Anfang nächsten Jahres wieder ins Studie gehe um eine neue CD aufzunehmen. Auch von dem Paderborner Publikum, das wirklich bei jedem Stück mitging, war er angetan, soll es doch, aus seiner Sicht, besser als das am Vortag in Berlin gewesen sein.

Gegen 21.50 war dann auch mit der letzten Zugabe Schluss und hier komme ich zum einzigen Kritikpunkt denn das Konzert war für meinen Geschmack etwas kurz.

         

Wer sich einen Eindruck von den Liveversionen machen will, der kann dies auf der CD XM nachempfinden, die während der Tour verkauft wurde. Für diese in einer Auflage von lediglich 1.000 Exemplaren erschienenen CD wurde zwar ein stolzer Preis von 25 Euro verlangt,  aber bei den Internetauktionshäusern wird derzeit schon eine erheblich höhere Summe für den Silberling geboten. Und so kann sich jeder freuen, der auf der Tour ein Exemplar ergattern konnte.

     

Stephan Schelle, 17. November 2003

 
 
   

 

   
         
Porcupine Tree 2003