Pagan's Mind    l i v e (15.11.2007)
 

 

Am 15.11.2007 spielten die Prog-/ Power-Metaller Pagan's Mind aus Norwegen in der Kölner Live Music Hall. Dieser Auftritt war einer von sieben als Opener für die amerikanischen Prog-Metal-Urgesteine Fates Warning im November 2007. Kurz nach 20 Uhr bevölkern rund 300 Metal-Fans aus dem Dunstkreis von Dream Theater und Co. den Saal (deutlich als solche erkennbar durch T-Shirts mit Traum-Theater-Aufdruck, Iron Maiden oder sonstigen Metal-Giganten).

 

    

 

Fünf Jungs aus Norwegen betreten die noch im Dunkeln liegende Bühne und donnern nach dem kurzen Keyboard-Intro ihres Songs „New World Order“ gleich richtig los. Sänger Nils K. Rue ist sofort voll da und zeigt, was er drauf hat. In vielen CD- Rezensionen der bisher vier Pagan's Mind-CD's ist zu lesen, Nils K. Rue sei nun mal kein Jørn Lande, kein Russel Allen und auch kein James LaBrie. Alles richtig. Er ist Nils K. Rue, hat inzwischen seinen eigenen sehr wandelbaren Stil entwickelt und ist an diesem Abend seinen Standeskollegen durchaus gewachsen!

 

                        

 

Die Wikinger zaubern eine enorme Präsenz auf die Bühne. Es wird ordentlich metallisch und straight nach vorne gerockt, die Songs sind druckvoll und abwechslungsreich, ohne jedoch in Frickel-Orgien auszuarten. Insbesondere Tastenquäler Ronny Tegner dominiert mit seinem Keyboard-Spiel zu keiner Zeit, hat aber genug Freiraum, deutlich zum knalligen und killermelodischen PM-Sound beizutragen. Der Gittarist heißt Jørn Viggo Lofstad und lässt seine schnellen Finger nur so übers Griffbrett fliegen. Jørn Viggo beeindruckt sowohl mit perfekt und bretthart inszenierten Riffs als auch mit gefühlvollen Soli. Bereits beim ersten Stück an diesem Abend ist klar, dass Pagan’S Mind mit Spaß und Einsatz bei der Sache ist. Es dominiert die pure Spielfreude. Das einstündige 8-Stücke-Set wird nicht mal eben runtergedudelt, sondern ist eine Prog Metal-Performance allererster Kategorie: geile Metal-Stimme, wummernder Bass, hammermäßiges Schlagzeug und first class Keyboard- und Gitarrenspiel vereinen sich bei Pagan’s Mind zu einer tosenden Durchschlagskraft, die schon außergewöhnlich ist. Für diesen Presslufthammer-Bombastballaden-Sound würden wohl viele andere Prog-Metall-Truppen töten.

 

    

 

Die Leute vor der Bühne quittieren das mit Klatschen und Zurufen. Fairerweise muss man aber sagen, dass wohl die meisten Leute an diesem Abend wegen Fates Warning gekommen sind. Das Publikum reagiert dennoch positiv und mit deutlicher Begeisterung. Als Jørn Viggo dann mit einem Mega-Hammer-Riff die David-Bowie-Nummer „Hello Spaceboy“ eröffnet, sieht man zahlreiche Zuschauer mit wippenden Köpfen, fliegenden Haaren und stampfenden Turnschuhen. Dieser Song ist wohl auch die eingängigste und publikumswirksamste Nummer des Sets und kommt daher sehr gut an. Mr. David Bowie himself hat übrigens der Band schon zu dieser echt geilen Cover-Version gratuliert.

 

Fünf weitere fette Sahne-Stücke der Sorte 'Herrentorte mit Schlag' folgen noch. Nach einer knappen Stunde erklingen dann die letzten Takte von „Through Osiris' Eyes“, Jørn Viggo schraddelt noch ein paar Takte aus Jimi Hendrix' '3rd Stone From The Sun' und dann ist Ende im Gelände. Die Norweger haben an diesem Abend einen glänzenden Eindruck hinterlassen und empfehlen sich damit für ihre Rückkehr 'to good old germany' im Frühjahr 2008.

 

    

 

Früher waren Pagan’s Mind bei vielen als Dream Theater-Kopie verschrien. Spätestens mit ihrem neuen Silberling „God's Equation“ hat sich die Truppe aber zu einer eigenständigen Größe des progressiven Metalls entwickelt. Mit „God's Equation“ hat man das Fahrwasser des Traum-Theaters endlich verlassen. Für mich ist die Scheibe ganz vorn unter den besten progressive Metal Neuerscheinungen des Jahres (vgl. dazu auch die Rezension auf dieser Page.). Pagan’s Mind hat an diesem Abend gezeigt, das man auch in der Lage ist, das auf die Bühne zu bringen.

 

Tracklist:

 

New World Order (Enigmatic : Calling)

Supremacy, Our Kind (Enigmatic : Calling)

Hallo Spaceboy (God's Equation)

Atomic Firelight (God's Equation)

Search for Life (Enigmatic : Calling)

Instrumental

Alien Kamikaze (God's Equation)

Through Osisis' Eyes (Celestial Entrance)

 

Nach dem Konzert hatte ich durch die freundliche Vermittlung von Tour-Mangager Frode Johnsrud die Gelegenheit, ein Paar Worte mit Pagan’s Mind-Gittarist Jørn Viggo zu wechseln.

 

Auf meine Frage nach seinen Eindrücken des heutigen Abends sagte er, das Pagan’s Mind in den letzten Jahren auf Festivals in Holland, Skandinavien und den USA gespielt hat sowie 2006 eine Headliner-Tour in England hatte, aber nicht wirklich mal in Deutschland war. Daher sei der Bekanntheitsgrad wohl noch ausbaufähig. Vor 300 Leuten zu spielen, von denen die Mehrzahl Pagan’s Mind (noch...) nicht kennen, sei daher aber völlig o.k.

 

 

In diesem Zusammenhang erwähnte Jørn Viggo dann die sehr gute Resonanz insbesondere beim Auftritt in Ludwigsburg am 14.11.07. Pagan’s Mind hofft, mit der Fates Warning-Support Tour die Fan-Gemeinde in Deutschland jetzt deutlich auszubauen.

 

Ich habe dann Jørn Viggo gebeten, mir was über die Arbeit am gerade erschienenen Album 'God's Equation' zu berichten. Die Band hat sich mit dem Songwriting lange, nämlich rund eineinhalb Jahre Zeit gelassen. Das hat sich deutlich auf Niveau und Komplexität des Materials ausgewirkt. Ende 2006 startete dann die heiße und anstrengende Phase. Die Aufnahmen begannen im März 2007 und dauerten bis zum Juni, und das neben den regulären Jobs der Bandmitglieder bis rein in die Nächte dieser Zeit. Anschließend war Mixing durch den Rammstein-Producer Stefan Glaumann angesagt.

 

Der letzte Sommer wurde für Pagan's Mind durch den Tod von Thorstein Aaby überschattet, zweiter Gitarrist und Gründungsmitglied der Band. Die zweite Gitarre wird nicht wieder besetzt.

 

Jørn Viggo erzählte mir von den Plänen der Band für das Jahr 2008. Pagan's Mind wird wohl im Frühjahr wieder nach Deutschland kommen, wahrscheinlich wird das wieder eine Support Tour, der Partner ist aber noch nicht gefixt. Ich wünschte dann Jørn Viggo und der Band bis dahin alles Gute und hoffentlich ein Wiedersehen in Köln 2008.

 

Stefan Stahl, 17.11.2007

 
 
Pagan's Mind live in der Koelner Music-Hall