Neal Morse live
Matrix, Bochum, 05.06.2011
 


     

Der amerikanische Progrockmusiker und Multiinstrumentalist Neal Morse (Ex-Spock’s Beard, Transatlantic) ist seit seinem Ausstieg bei Spock’s Beard erfolgreich Solo unterwegs. Gerade frisch aus der Plattenpresse liegt sein neuestes Werk „Testinmony 2“ vor, das ein musikalisches Meisterwerk ist.

    

     

     

     

Am 05.06.2011 trat Neal während seiner Europatournee zum einzigen Konzert in NRW im Bochumer Matrix auf und verwandelte die Location in ein Treibhaus. Das Katakombenartige Gewölbe – das eine schlauchartige Form aufweist - war gut besucht. Neal kam mit einer kleinen Verspätung auf die Bühne und sorgte dafür, dass mit seinem fast dreistündigen Konzert, dass niemand mehr mit trockener Haut nach Hause ging. Er und seine siebenköpfige Begleitband schossen ein wahres musikalisches Feuerwerk im Matrix ab und sorgten dafür, dass kein Schweißtropfen an diesem Abend umsonst geflossen war.

    

    

    

    

    

Zu einem orchestralen Intro betraten die acht Musiker die Bühne und wurden schon von Beginn an vom Publikum frenetisch gefeiert. Und Neal machte auch keine Umschweife, sondern legte mit „Beware Of Darkness“ kraftvoll los. Was für ein Einstieg.

       

    

     

    

     

Gleich zu Beginn zeigte sich, das Neal exzellente Musiker um sich geschart hat, denn die Stücke kamen nicht nur perfekt rüber, sie hatten auch Seele und eine unbändige Kraft, die jeden Besucher sofort auf seine Seite zog. Neben Neal, der singt, Keyboards und Gitarren spielt waren noch mit dabei: Jessica Koomen (Gesang, Keyboards, Perkussion), Collin Leijenaar (Schlagzeug), Kristoffer Gildenlöw (Pain Of Salvation, Dial, Lana Lane) (Bass, Gesang), Paul Bielatowicz (Carl Palmer) (Guitar, Gesang), Ola Hedén (Flower Kings) (Keyboards, Gesang) und Torsten Harder (Cello, Gesang).

    

     

     

    

In diesem ersten Teil präsentierte Neal nach dem Opener, der aus einem Stück seiner damaligen Band Spock’s Beard bestand, eine Auswahl aus seinen bisherigen Solowerken. Mit „Leviathan“ ging es zunächst zu seinem 2008’er Album „Lifeline“ zurück. Es folgte mit „The Seperated Man“ ein Longtrack vom Album „One“. Hier sorgte Torsten Harder an seinem Cello für einige Folkelemente, die er durch sein Spiel in die Songs einbrachte, ohne aber den typischen Morse-Stil zu verändern. Danach ging es mit einem längeren Auszug in das Werk „Sola Scriptura“. Und den Abschluss des ersten Sets bildete dann „Seeds Of Gold“ von der BonusCD des neuen Albums. Nach diesem schon druckvollen und vereinnahmenden Teil des Konzertes verpasste sich die Band eine knapp 15minütige Pause, die auch den Besuchern gut tat, denn der Flüssigkeitsgehalt des Körpers bedurfte dringender Aufstockung. Schon zu diesem Zeitpunkt klebte jede Stofffaser am Körper.

     

    

     

    

War der erste Part des Konzertes schon eine Klasse für sich, so drehten Neal und seine Band nach der Pause mit der Aufführung des kompletten neuen Albums „Testimony 2“ erst richtig auf. Wer dachte eine Steigerung sei nicht möglich, der irrte. Was für eine Dynamik!

    

    

     

     

Wiederum begannen sie mit einem Intro, das noch recht klassisch wirkte, um dann sofort mit „Mercy Street“ unbändig loszulegen. Perfekt wurden die Stücke mit ihren teils komplex angelegten Strukturen gespielt und selbst die schwierigen Satzgesänge, wie zum Beispiel in „Time Changer“ kamen fehlerfrei rüber.

     

    

     

    

     

Dann kam ein besonders emotionaler Moment. Während sich Neal an diesem Abend mit Ansagen zurückhielt, erklärte er bei dem Song „Jayda“, der schon in der CD-Version unter die Haut geht, den Hintergrund. Jayda ist der Name von Neal’s Tochter, die mit einem Herzfehler auf die Welt kam. Neal und seine Frau konnten damals nichts tun und waren zum Abwarten verurteilt. Und bei diesem einfühlsamen Song überkamen Neal dann auch die eigenen Emotionen und Tränen machten sich auf seinem Gesicht breit. Das war so natürlich und berührend zugleich.

     

    

       

     

Das folgende „Nighttime Collectors“ behandelt dann den Zeitpunkt, als Neal von der Heilung seiner Tochter erfuhr. Wie er im Konzert sagte, war er zu diesem Zeitpunkt in Deutschland (in Ulm) mit der Eric Burdon-Band unterwegs, als ihn der Anruf seiner Frau erreichte. Aus diesem Grund enthält der Song auch Boogie- und Blueselemente.

    

     

     

     

Das von Highlights nur so strotzende zweite Set gipfelte in „The Truth Will Set You Free“, in dem sich Schlagzeuger Collin Leijenaar und Jessica Koomen an den Perkussion ein rhythmisches Duell lieferten.

     

    

     

     

            

Natürlich forderte das Publikum am Ende des offiziellen Teils die Band zu einer Zugabe heraus. Sie bestand aus dem Stück „King Jesus“. Danach sollte das Konzert eigentlich beendet sein und Neal wollte erst nicht wieder herauskommen. Die hartnäckigen Besucher holten aber noch eine weitere Zugabe heraus. Zu „We All Need Some Light“ griff Neal zur Akustikgitarre, an der er sich begleitete, während seine Musikerkollegen den Chorgesang übernahmen. Das Publikum stimmte dann in den Refrain ein und sorgte für einen Gänsehaut treibenden Abschluss.

     

    

    

     

Einen Begleitmusiker aus der Band hervorzuheben fällt schwer. Alle zeigten ihre Klasse und verzauberten die Besucher mit einem perfekten Gig. Allerdings ist Neal Morse eine Ausnahmeerscheinung, ein Energiebünde, das kaum einzufangen ist. Ihm sah man alle Emotionen direkt an und so hüpfte und sprang er über die Bühne und zog dabei so manche Grimasse. Neal Morse und Band legten ein sensationelles Konzert in Bochum hin. Wer Progrock mag, der muss sich diesen quirligen Musiker, in dessen Adern Musik fließen muss, unbedingt ansehen. Wer braucht schon Showelemente, wenn er einen Musiker dieser Klasse auf der Bühne hat?

     

     

     

     

 
 

 

Setlist
 

Part 1

 

Beware Of Darkness
Leviathan
The Seperated Man
Teile aus Sola Scriptura
Seeds Of Gold


Part 2

 

Mercy Street
Overture No. 4
Time Changer
Jayda
Nighttime Collectors
Time Has Come Today
Jesus’ Blood
The Truth Will Set US Free
Change Of A Lifetime
Jesus Bring Me Home
Road Dog Blues
It’s For You
Crossing Over
Mercy Street Reprise
 

Zugabe
 

King Jesus
We All Need Some Light

 

 
  Stephan Schelle, 06.06.2011