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Eine der führenden
kanadischen Progressive Rock Bands sind aus die der französischsprachigen
Provinz Québec stammende Band Mystery. Die Band gehört mittlerweile zu
den Stammgästen in Reichenbach, denn sie stehen 2023 zum sechsten Mal auf
der Bühne.
Die Band wurde von dem
Multiinstrumentalisten, Produzenten und Autor Michel St-Père gegründet,
der damals 17 Jahre alt war und als Tontechniker in einem Tonstudio
arbeitete. Aufgewachsen mit einer musikalischen Diät aus Rockmusik,
dauerte es nicht lange, bis die Band Rush seine Aufmerksamkeit erregte,
gefolgt von der Musik von Yes und Genesis. Dieser eklektische musikalische
Eintopf sollte seine zukünftige musikalische Richtung für immer
beeinflussen. Sein erstes ernsthaftes musikalisches Projekt war eine Band,
die Century heißen sollte, bis sie eine Band in Frankreich entdeckten,
die den gleichen Namen trug und gerade eine Aufnahme veröffentlicht
hatte. Es ging zurück ans Reißbrett. Nach einer frustrierenden Nacht, in
der sie einen Namen nach dem anderen ausprobierten, war es die Freundin
des damaligen Keyboarders Sylvain Deharhais, die Mystery vorschlug, und
der Name blieb hängen.
Mystery gründete sich
1986, und wie bei den meisten Bands in ihrer Anfangszeit war es schwer,
ein stabiles Line-up zu finden, da Mitglieder kamen und gingen. Während
dieser Zeit baute St-Père mit Hilfe seines Vaters ein Aufnahmestudio und
studierte Musikaufnahme und -produktion. Die Mitglieder kamen und gingen,
und erst 1990 stabilisierte sich die Besetzung der Band. Es wurde ein Demo
aufgenommen, in der Hoffnung, einen Vertrag mit einem großen Label zu
bekommen. Es weckte zwar das Interesse einiger Plattenfirmen, die meinten,
die Band könnten die nächsten Yes sein, aber letztendlich kam kein
Vertrag zustande. Daraufhin schlug St-Pères Vater vor, die Band solle ihr
Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihre Musik unabhängig veröffentlichen,
was sie schließlich auch tat.
Die Band spielte damals
einige Livekonzerte und veröffentlichte bereits 1992 fünf eigene Songs.
Vier dieser Songs sind 2022 auf dem Album „1992 The Lost Taper“
herausgekommen. Im Jahr 1996 erschien dann das erste richtige Album der
Band unter dem Titel „Theater Of The Mind“, für das sie ihr eigenes
Label Unicorn Records gründeten. Das Album enthielt viele der Elemente
in rudimentärer Form, die später den Sound der Band ausmachen sollten:
die komplizierte akustische Gitarrenarbeit, das Zusammenspiel der
Keyboards, Flöten und komplexe Arrangements. Unvermeidlich zeigte es auch
eine AOR-Sensibilität der neunziger Jahre, die in mancher Hinsicht die
progressive Seite zurückhielt. Nichtsdestotrotz erhielt das Album großartige
Kritiken und die Band wurde auch außerhalb Kanadas bekannt, da eine Reihe
von Progressive-Rock-Radiosendern im Internet begannen, die Musik der Band
der wachsenden Prog-Fangemeinde auf der ganzen Welt vorzustellen.
Es folgten zahlreiche
Alben und Konzerte im In- und Ausland die ihren Bekanntheitsgrad weiter
steigerten. Vor allem in Europa bildete sich eine Fangemeinde, was auch
dazu führte, dass Mystery neben dem Night Of The Prog im Jahr 2018 auch
mehrere Male in Reichenbach live auf der Bühne stand und ein immer gern
gesehener Gast ist.
Seit Gründung der Band
hat es zahlreiche Besetzungswechsel gegeben. Einziges noch vorhandenes Gründungsmitglied
ist Michel St-Père und so stellt sich das aktuelle LineUp wie folgt dar:
Jean Pageau (Gesang), Michel St-Père (Gitarre, Bass, Keyboards), François
Fournier (Bass), Sylvain Moineau (Gitarre), Jean-Sébastien Goyette
(Schlagzeug) und Antoine Michaud (Keyboards).
Ganz frisch zum
Artrockfestival ist ihr neuestes Studioalbum, „Redemption“ erschienen,
aus dem sie die Stücke „Redemption“, „Behind The Mirror“ und
„My Inspiration“ spielten. Mystery sind eine Bank, vor allem im
Vogtland, wo sich eine gewisse Fangemeinde gebildet hat. Und so sprang
beim Konzert am 15.04.2023 auch schnell der Funke zwischen Band und
Zuschauern über, von denen – was Sänger Jean Pageau besonders freute -
einige die Texte mitsingen konnten.
Bevor es mit den Songs
des neuen Albums losging, eröffneten die Kanadier ihren Auftritt mit dem
Stück „Chrysalis“ vom 2018’er Album „Lies And Butterflies“. Ein
wunderbarer Track der mit einer zarten Pianomelodie startete und dann
kraftvoll im typischen Mystery-Sound fortgesetzt wurde. Auch finden sich
einige sehr schöne Gitarrenpassagen in dem Stück, die die Nähe zu Bands
wie Genesis offenbaren und darüber hinaus Melodic-Rock-Elemente mit
einbinden. Der perfekte Opener für ihren Gig, da sich die Band zunächst
instrumental vorstellen konnte und nach einigen Momenten, unter großem
Applaus Sänger Jean Pageau die Bühne betrat.
An zweiter Position dann
der Titelsong des neuen Albums „Redemption“, das gerade frisch
erschienen war und das man beim Festival erwerben konnte. Wie keine zweite
Band schaffen es Mystery mit herrlichen Gitarrenklängen und dem Gesang
von Jean Pageau eine wohlig/wehmütige Stimmung, in die man sich fallen
lassen kann, aufzubauen. So auch bei diesem Stück, das im weiteren
Verlauf an Dynamik und Power gewann.
Berührende Klänge,
gepaart mit einem markanten Basslauf und teils treibenden Rhythmen sorgten
dann in „Where Dreams Come Alive“ (dem zweiten Song des Albums „Lies
And Butterflies“) für wohlige Stimmung. Mit ihrem Sound öffnete die
Band weite Räume die einen in traumhafte Gefilde führte und für Gänsehaut
sorgte.
In den ersten Songs
wechselte die Band zwischen ihren letzten beiden Alben und so war jetzt
mit „Behind The Mirror“ wieder ein Track vom brandneuen Album an der
Reihe. Dieser schnelle, melodische Song hatte eine gewisse Sogwirkung, der
man sich nicht entziehen konnte. Mit „Shadow Of The Lake“ ging es dann
bis ins Jahr 1998 zurück, denn der Song stammt vom Album „Destiny?“.
Das Stück hat sich im Lauf der Zeit entwickelt und wirkt moderner und
frischer als noch 1998, strahlt aber immer noch diese Dynamik der frühen
Tage aus.
Den wunderbaren Song
„My Inspiration“ vom aktuellen Album widmete Jean Pageau dann dem
Publikum, das ihn bzw. die Band immer wieder zu neuen Songs antreibt. Ein
einfühlsamer, symphonischer Song, der unter die Haut ging. Vom
wunderbaren Album „Delusion Rain“ hatten sie dann noch den Titelsong
und das Stück „A Song For You“ im Programm. Den Abschluss bildete
dann – wie auf der 2019’er Tour – der Song „The Preacher’s
Fall“
Die Band verzauberte das
Publikum mit ihrem typischen Sound im symphonischen Progrock-Stil und hätte
von ihrer Qualität auch die Headlinerposition verdient gehabt. Mancher
fragte sich, was denn noch danach kommen könnte, war ihr Auftritt doch
der Beste des zweiten Festivaltages.
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