Mike & The Mechanics live
Theater am Marientor, Duisburg, 01.06.2011
 


    

Dass Mike Rutherford es noch drauf hat die Massen zu begeistern, das zeigte er mit seiner Formation Mike & The Mechanics eindrucksvoll beim Start der Deutschlandtournee am 01.06.2011 im Theater am Marientor in Duisburg. Und das es nicht immer im großen Stadium, zusammen mit Genesis sein muss, das wurde schon von Beginn an im Theater, dass ein Fassungsvermögen von ca. 1.500 Plätze hat, deutlich.

     

    

In dem herrlichen Theatersaal, der komplett bestuhlt ist (für ein Rockkonzert eher unüblich, aber es hielt am Ende eh keinen Besucher mehr auf seinem Platz), war der Blick von jedem Platz aus auf die Bühne möglich und auch der Sound im Saal war selbst von den Seiten hervorragend. Transparenz und Druck kamen sehr gut rüber.

     

     

Mit ein wenig Verspätung begann das Konzert gegen 20:20 Uhr. Das war sicherlich auch der Verkehrssituation an diesem Tag geschuldet, denn die Autobahnen waren überfüllt und so bot sich auch den Nachzüglern noch die Möglichkeit die Show komplett zu sehen. Es wäre auch schade gewesen nur einen Ton zu verpassen.

    

     

     

Als erster betrat Mike Rutherford Gitarre spielend die Bühne, gefolgt von seinen fünf Mechanikern Andrew Roachford (Gesang, Keyboard), Tim Howar (Gesang), Gary Wallis (Schlagzeug), Anthony Drennan (Gitarre) und Luke Juby (Keyboards, Bass). Zwar gehören die beiden markanten Sänger Paul Carrack und Paul Young nicht mehr zum LineUp, die Band und vor allem Andrew und Tim zeigten aber deutlich, dass die neue Formation dem in nichts nachsteht.

    

     

Die Gruppe hat gerade das neue Album „The Road“ frisch am Start und so kamen neben einigen alten Stücken auch Songs vom neuen Album ins Set. Den Beginn machte gleich der Opener, das Titelstück „The Road“. Dieser eingängige und vor allem druckvolle Song war der perfekte Einstieg in ein mitreißendes Konzert. Mike ließ auch nicht die Spur von Zweifeln aufkommen, dass er es mit seinen 60 Jahren nicht mehr drauf haben könnte. So erklärte er bei der Begrüßung dem Publikum, das er immer noch der „Alte“ sei und das es einige neue Stücke aber auch reichlich alte Songs geben wird.

     

     

Und dann legten die sechs Musiker einen Auftritt hin, der musikalisch und klanglich keine Wünsche übrig ließ. Mit Ausnahme des Albums „M6” gab es Songs aller bisherigen Mike & The Mechanics-Alben, von denen besonders die bekannten Hits richtig abgefeiert wurden. Die Mixtur aus Rock und intelligentem Pop, angereichert mit Soul und Funk funktionierte hervorragend. Dazu ergänzten sich die beiden Sänger Andrew Roachford (er ist vor allem durch sein Projekt Roachford bekannt) und Tim Howar (kanadischer Sänger, der hauptsächlich im Musicalbereich tätig war) perfekt. Sie boten entweder herrliche Duette oder sorgten mit ihrem Satzgesang für sehr schöne Harmonien.

     

     

Bei „Another Cup Of Coffee” stieg zum ersten Mal, wenn auch noch etwas gebremst, die Stimmung im Saal, denn das Publikum sorgte das erste Mal mit rhythmischem Klatschen für Stimmung. Und bei den älteren Hits wurden Paul Carrack und Paul Young nicht vermisst, denn die beiden neuen hinterm Mikro waren perfekt aufeinander eingespielt und wechselten sich wie zum Beispiel in „Nobody Knows“, bei dem Roachford die Strophe und Tim den Refrain übernahm, sehr gut ab. Das klang für mich nicht nach einem Versuch die Originale zu imitieren, sondern hatte eine ganz eigene Qualität, die den Songs gut zu Gesicht stand.

    

     

    

Bei dem balladesken „I Don’t Do Love” begleitete sich Roachford zunächst allein an den Keyboards und wurde von Mike an der Akustikgitarre begleitet. Hier kam Roachford’s klare und eindringliche Stimme besonders zur Geltung. Er brachte mit seiner Stimme den Soul in die Songs. Nach und nach stiegen auch die anderen in diesen Song ein, der richtig unter die Haut ging.

     

     

Bei „If I Were You” handelt es sich textlich um einen Dialog zwischen einem Mann und einer Frau. Roachford bat vor Beginn des Stückes – zur Freude des Publikums – darum doch den männlichen Part singen zu dürfen und Tim den weiblichen zu übernehmen. Die Frage wurde unter großem Gelächter ans Publikum gestellt. Die beiden lieferten sich ein tolles Duett in dem Roachford dann auch noch eine bluesige Passage am Keyboard einfließen ließ.

    

     

Aber nicht nur Stücke von Mike & The Mechanics standen auf dem Programm. So bot die Band auch eine eigene Version von Roachford’s Hit „Only To Be With You“, das in dieser Form einen neuen Anstrich bekam und das Publikum zum Mitklatschen animierte. Dazu lieferte Anthony Drennan ein klasse Gitarrensolo am Ende des Stückes. Und zum Ende hin forderte Roachford das Publikum auf das Wort „Only“ mitzusingen, was hervorragend klappte, sich aber später noch steigern sollte.

    

     

    

Dann kamen zwei Stücke von Mike’s Stammband Genesis. Zunächst bot die Band eine Version von „Follow You, Follow Me“, bei der Tim stimmlich durchaus an Phil Collins heranreichte. Es folgte mit „I Can’t Dance“ ein weiterer Genesis-Hit, bei dem Roachford und Tim sich auf der Bühne bewegten wie seinerzeit Rutherford, Banks und Collins im Musikvideo. Dass diese Stücke nicht unbedingt in großen Arenen und mit einer überdimensionierten Show funktionieren wurde beim Auftritt in Duisburg besonders deutlich. Und wann hat man auch schon mal die Möglichkeit Mike Rutherford aus wenigen Metern Entfernung sehen zu können?

     

    

Für das mitreißende „The Living Years“ gab es erste, noch zaghafte Standing Ovations. Bei „Over My Shoulder” griffen Mike und Anthony zur Akustikgitarre und Keyboarder Luke griff zum Bass. Luke übernahm in diesem Stück auch den gepfiffenen Part. Dieses Stück ließ die Stimmung auf den Höhepunkt steigen, denn das Publikum sang den Refrain lauthals mit. Und beim abschließenden „All I Need Is A Miracle” gab es dann kein Halten mehr, denn es hielt keinen Besucher mehr auf dem Sitz. Obwohl der Saal bestuhlt war, tanzte das Publikum nun förmlich auf den Sitzen. Es war Party pur angesagt. Und wieder singt das Publikum aus hunderten von Kehlen auf Tim’s Zeichen hin den Text mit. Das sorgte für Gänsehaut. Unter tosendem Applaus wurde die Band nach gut 80 Minuten von der Bühne verabschiedet.

     

    

Nach kurzer Pause gab es dann noch die Zugaben „Cuddly Toy“, einem Stück von Roachford und „Word Of Mouth“, das die Band in einer sehr langen Version bot. Zu „Word Of Mouth“ wurde die Band vorgestellt und jeder Musiker hatte dabei die Möglichkeit ein kleines Solo zu spielen. Dies nutzten die Musiker um auch kleine Versatzstücke von anderen Songs wie bei Roachford Steve Wonder’s „Sir Duke“ oder Mike ein kurzes Gitarrensolo aus einem Genesis-Stück einzuflechten.

    

    

      

Fazit: Mike Rutherford hat sehr gute Musiker um sich geschart (Schlagzeuger Gary Wallis spielte beispielsweise schon mit Pink Floyd und Schiller zusammen und gehört seit Mitte der 90er zur Tourband) um sein Projekt Mike & The Mechanics fortzuführen. Es hat eine Menge Spaß gemacht diese Formation live zu erleben. Und dass die Band ebenfalls Spaß am Gig hatte, konnte man deutlich erkennen. Dazu wurde das Konzert sehr ansprechend ins Licht gesetzt, denn die Lightshow passte sich sehr gut an die einzelnen Songs an. Duisburg sah eine tolle Show einer sehr gut aufgelegten Band. Die Besucher werden auch bei den kommenden Konzerten ihren Spaß haben.

    

     
 

 
 

 

Setlist

The Road
A Beggar On A Beach Of Gold
Get Up
Try To Save Me
Another Cup Of Coffee
Nobody Knows
I Don’t Do Love
If I Were You
Only To Be With You
Follow You, Follow Me
I Can’t Dance
The Living Years
Over My Shoulder
All I Need Is A Miracle

 

Zugabe

Cuddly Toy
Word Of Mouth

 

 
  Stephan Schelle, 02.06.2011