Meat Loaf live in Oberhausen 2013
Meat Loaf
(KöPi-Arena, Oberhausen, 08.05.2013)


Auf Fotos muss leider verzichtet werden, da ich leider keine Fotoerlaubnis für dieses Event bekommen habe.

Marvin Lee Aday hat sich nicht um sonst den Künstlernamen Meat Loaf - zu deutsch so viel wie Hackbraten - gegeben, war er doch immer schon ein Schwergewicht unter den Rocksängern. Wer hätte vor gut 36 Jahren, als er zusammen mit Jim Steinman den musikalischen Meilenstein „Bat Out Of Hell“ herausbrachte gedacht, dass er es noch schafft im Alter von 65 Jahren auf seine Abschiedstour zu gehen. Ende der 70’er hatte er schon mit seinem Gewicht zu kämpfen und machte damals schon einen recht angestrengten Eindruck. Doch er hat es getan und ist in einem Alter, in dem normal arbeitende Menschen in den Ruhestand treten noch einmal in Europa unterwegs um seine Fans zu beglücken.

Es ist ein Abschied von der „alten Welt“, denn wie zu lesen war, will sich Meat Loaf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr den Tourstress antun. Den Fans präsentiert er aber noch einmal eine Show mit dem Titel „Last At Bat Farewell Tour“. Im Rahmen dieser Tour gastierte er mit seiner Band am 08.05.2013 in der KöPi Arena in Oberhausen. Und ganz nach diesem Motto standen dann auch Stücke seiner drei „Bat Out Of Hell“-Alben im Vordergrund der Show.

Dass er mit seinem Alter spielt und dazu steht, das zeigt schon das Intro der Show, das aus dem Beatles Klassiker „When I’m 64“ bestand. Dieser Song – zu der die Bühne noch im dunkeln lag – ging dann nahtlos in den ersten Song seiner Show „Running For The Red Light“ aus seinem 95’er Album „Welcome To The Neigherbourhood“ über. Auch wenn es ihm hoch anzurechnen ist, dass er sich noch einmal für seine Fans auf die Bühne begibt, so war ihm doch von Beginn die Anstrengung anzusehen. Und doch vermochte er es sein Publikum von der ersten Minute an zu begeistern. Das lag sicherlich auch an der Show, die von zahlreichen Filmen und Animationen auf der großen rückwärtigen Leinwand auf das Publikum herunter schien.

Schon beim Opener zeigte sich, dass die Band um Meat Loaf, die den Namen Neverland Express trägt und aus John Miceli (Schlagzeug), Patti Russo (Backgroundgesang), Paul Crook (Gitarren), Randy Flowers (Gitarren, Gesang), David Luther (Saxophon, Gesang), Justin Avery (Tasteninstrumente, Gesang) und Danny Miranda (Bass) besteht, ordentlich Dampf machte. Leider war der Sound nicht perfekt ausgesteuert, so dass vor allem in den dynamischen und lautstarken Passagen die einzelnen Instrumente und auch Meat Loaf’s Gesang untergingen und nur einen Soundbrei hinterließen. Das ist umso bedauerlicher, weil die Stücke wirklich einiges zu bieten haben, in dieser Form aber kaum unterscheidbar waren.

Im Song „Life Is A Lemon And I Want My Money Back” wurde das erste Duett zwischen Meat Loaf und Backgroundsängerin Patti Russo vorgetragen. Schnell gingen bei diesem Song die Hände der Besucher in die Höhe und das Stimmungsbarometer stieg kontinuierlich an. Gut gefiel in diesem Stück das eingestreute Gitarrensolo. Danach ging Meat Loaf mit dem Stück „Dead Ringer For Love“ weit in seine musikalische Vergangenheit zurück. In diesem Stück glänzte vor allem David Luther mit einem wunderbaren Saxophonsolo, das er am Bühnenrand zum Besten gab. Und wieder stand ein Duett mit Patti Russo auf dem Programm. Aber ganz so kraftvoll wie Ende der 70’er konnte sich Meat Loaf seiner weiblichen Kontrahentin nicht erwehren.

Das Stück „If It Ain't Broke, Break It” vom 2006’er „Bat Out Of Hell III: The Monster Is Loose”-Album startete mit einem ausgedehnten Schlagzeugsolo, dem sich David an seinem Saxophon zunächst anschloss. Dieser Beginn war sehr viel versprechend, doch leider versank auch dieses Stück im zu laut ausgesteuerten Sound. Vor allem das Schlagzeug und der Bass waren im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten zu dominant. Auch bei „Los Angeloser”, einem Stück vom letzten Studioalbum „Hang Cool Teddy Bear“, traf dies leider zu.

Besser wurde es dann aber mit dem Stück „The Giving Tree“, das von akustischen Instrumenten getragen wurde und das auch ruhiger und balladesker angelegt war. Hier kam dann auch Meat Loaf’s Stimme besser zur Geltung, während er phasenweise eine blaue akustische Gitarre spielte. In dieses Stück legte er dann aber eine gehörige Portion Theatralik, so wie er es dann auch noch in weiteren Songs machte. Das Stück endete mit einem sehr schönen Pianosolo, das dann auch gleich in den nächsten Song überleitete.

Den Abschluss des gut 45minütigen ersten Aktes bildete „Out Of The Frying Pan (And Into The Fire)” vom 93’er „Bat Out Of Hell II: Back Into Hell“-Album. Dieses Stück brachte noch einmal eine gehörige Portion Druck und Dynamik ins Spiel. Das Highlight in diesem Song war das abschließende Saxophonsolo, das noch mal für Begeisterung im Publikum sorgte. Danach verabschiedete sich ein sichtlich angestrengter Meat Loaf in eine gut 15minütige Pause.

Während des ersten Aktes waren fast zu jedem Stück sehr gut gemachte Videos (darunter auch Originalvideos zu den Songs, die seinerzeit auf MTV & Co. liefen) und Computeranimationen zu sehen. Dieses Filmmaterial war allerdings so dominant, dass es streckenweise von der Musik ablenkte. Ich hatte das Gefühl, das mich die Bildgewalt ein ums andere Mal überforderte.

Der zweite Akt gehörte dann dem musikalischen Meilenstein „Bat Out Of Hell“, welches Meat Loaf und seine Band in voller Länge spielte. Kaum war das Licht nach der Pause im Saal erloschen, da wurde auch schon das 77’er Album in großen Lettern und mit einigen deutschen Erläuterungen angekündigt. Sofort ging ein Raunen durchs Publikum das auf diesen Moment gewartet hatte. Als erstes sah man auf der großen Leinwand Jim Steinman das Intro zu dem Titelsong spielen, dann stieg die Band direkt ein und haute dem Publikum das Soundmonster um die Ohren, das es nur so krachte. Die Stimmung war mit den ersten Tönen des Klassikers aus den 70’ern auf dem Siedepunkt angelangt und sollte jetzt auch weiter vorhalten. Stilgerecht hatten sich der gewichtige Sänger und seine Kollegen umgezogen und so hatte Meat Loaf sein weißes Rüschenhemd an und hatte sein berühmt berüchtigtes rotes Tuch ebenfalls dabei (man vergleiche dies mit dem Künstlerfoto auf dem Album).

Die Videoanimationen während der Songs des zweiten Aktes wurde nun auch etwas zurückgefahren und das Bühnenlicht sorgte für entsprechende Stimmung. Mitten im Song „Bat Out Of Hell“ wurde vor der Leinwand eine riesige Fledermaus hochgezogen, die nun bedrohlich (mit leuchtend roten Augen) hinter der Band auftauchte. Entsprechend der Bühnenbeleuchtung änderte sich auch das Farbspiel hinter dem Nachtgeschöpf auf der Leinwand, so dass ein einheitliches Gesamtbild entstand.

Es war zwar gut gemeint, das vor bzw. zwischen den Stücken bekannte Persönlichkeiten, die mit dem Album in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Meat Loaf selbst, Jim Steinman, David Sonenberg oder Sängerin Ellen Foley etwas über das Album per Videobotschaft sagten (mit deutschen Synchronstimmen versehen), allerdings bekam das Ganze damit auch eine gewisse Spur von Selbstdarstellung, was etwas übertrieben wirkte. Es erinnerte damit so ein bisschen an die DVD-Reihe „Classic Albums“.

Sehr schön wirkte dagegen die Umsetzung von „You Took The Words Right Out Of My Mouth (Hot Summer Night)”, das mit dem gesprochenen Original-Intro und Bildern des Videos aus den 70’ern begann. Da war man sofort wieder in den späten 70’ern angekommen und fühlte sich zu Hause. Das drückte sich unter anderem auch darin aus, dass zahlreiche Zuschauer den Text mitsprachen. Und im Song selber forderte Meat Loaf das Publikum dann auf, den Refrain mitzusingen, was aus hunderten von Kehlen auch zurückschwappte. ZU diesem Zeitpunkt war dieses Stück der absolute Höhepunkt der Show.

In der folgenden Ballade „Heaven Can Wait“, zu der sich Justin Avery dann an einen weißen Flügel an den Bühnenrand begab um Meat Loaf zu begleiten, zeigte sich leider auch, dass der amerikanische Sänger stimmlich nicht mehr in bester Verfassung ist. Diese Ballade litt doch sehr an den Gesangskünsten des mittlerweile 65jährigen, der doch sehr angestrengt wirkte und auch nicht mehr jeden Ton traf. Hier hätte ich mir gewünscht, das Meat Loaf sich an der ein oder anderen Stelle einen jungen kraftvollen Sänger an die Seite gestellt hätte - wie es beispielsweise Ian Anderson bei seiner Liveumsetzung von „Thick As A Brick“ macht. Highlight dieses Stückes war dann aber das Akustikgitarrensolo. Trotz des Mankos feierte das Publikum den sanften Riesen, der sichtlich gerührt war und ein „Danke“ aussprach. Er dankte dem Publikum dafür, dass es möglich gemacht wurde ihn mit seinen 65 Jahren noch einmal auf die Bühne zu holen. Und genau das hatten die zahlreichen Zuschauer auch erwartet. Es folgten die restlichen Stücke seines Erfolgsalbums sowie ein Zugabenteil, den ich aber nicht mehr sehen konnte.

Nach dieser Show ist gewiss, dass Meat Loaf es etwas ruhiger angehen wird. Und das wird ihm auch gut tun, denn dass er für sein Publikum wieder an die Grenze seiner Belastbarkeit gegangen ist, war ihm ins Gesicht geschrieben. Das zahlreich erschienene Publikum dankte dem sympathischen Texaner aber mit teils euphorischer Resonanz. Bei mir hinterließ das Konzert leider einen zwiespältigen Eindruck.

Setlist

Act 1
Running For The Red Light
Life Is A Lemon And I Want My Money Back
Dead Ringer For Love
If It Ain't Broke, Break It
Los Angeloser
The Giving Tree / Palome
Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are
Out Of The Frying Pan (And Into The Fire)

Act 2
Bat Out Of Hell
You Took The Words Right Out Of My Mouth (Hot Summer Night)
Heaven Can Wait
All Revved Up With No Place To Go
Two Out Of Three Ain’t Bad
Paradise By The Dashboard Light
For Crying Out Loud

Zugabe

I’d Do Anything For Love (But I Won’t Do That)
Boneyard / Free Bird / Revved Medley

Stephan Schelle, 09.05.2013