John Lees Barclay James Harvest Live
Weststadthalle, Essen 22.11.2009
 


    

John Lees und Stuart „Wolly“ Wolstenholme, zwei Gründungsmitglieder der britischen Symphonic-Rockband Barclay James Harvest, kurz BJH genannt, haben sich vor gut zehn Jahren - nach dem Split der Band in zwei Teile - zusammengefunden um unter dem Namen Barclay James Harvest Through The Eyes Of John Lees bzw. John Lees Barclay James Harvest die alten Stücke der Band wieder auf die Bühne zu bringen. Die Namenserweiterung war notwendig, da der ehemalige Mitstreiter Les Holroyd (er bildete mit Schlagzeuger Mel Pritchard eine weitere Formation) den Bandnamen mit dem Hinweis feat. Les Holroyd weiterverwendet. Nach fast neunjähriger Abstinenz in Deutschland sind John und „Wolly“ im Jahr 2009 wieder in unserem Land zu sehen und gingen am 22.11.2009 in der Essener Weststadthalle auf die Bühne.

    

                   

Neben John (Gesang, Gitarre, Flöte) und „Wolly“ (Keyboards, Mellotron, Perkussion, Akustikgitarre, Gesang) gehören zur Formation Craig Fletcher (Bass), Key Whitehead (Schlagzeug) und Jez Smith (Keyboards). Man mag es mir verzeihen, aber das erste was mir einfiel, als ich John und „Wolly“ auf der Bühne sah, war: „Da sind zwei liebenswerte Großväter und britische Gentleman auf der Bühne, die so gar nicht in die Rockszene passen“. Sie machen so gar nicht den Eindruck von Rockmusikern, was aber nur äußerlich Wirkung zeigte. Es bewahrheitete sich mal wieder, dass solche vordergründigen Dinge zu Vorurteilen führen, die nicht der Wahrheit entsprechen.

   

    

    

John und „Wolly“ sind zwar nicht die großen Performer, während sie ihre Stücke präsentieren (vor allem John spielte oft bedächtig mit gesenktem Kopf), aber die beiden und ihre Mitmusiker machten dies durch die herrlichen symphonischen, ruhigen und getragenen Stücke, die sie in einer äußerst gelassenen und unaufgeregten Art präsentierten, wieder wett. Darüber hinaus gingen sie sehr humorvoll miteinander um und hatten so manch lockeren Spruch auf den Lippen, bei dem sie sich auch selber nicht so ernst nahmen. So musste „Wolly“ beispielsweise des Öfteren auf die Setlist schauen und wurde mit einem Kommentar bedacht: „Da steht doch eh nur deine Einkaufliste drauf, bestehend aus Milch, Butter…“. Diese lockere Art sorgte für eine total entspannte und angenehme Atmosphäre unter den Zuschauern.

                   

    

    

Während Les Holroyd mit seiner Band die eher rockigeren Stücke live aufführt, setzen John und „Wolly“ mehr auf die atmosphärischen/symphonischen Songs, bei denen der Fokus klar auf Keyboards, Mellotron und Gesang liegt. Apropos Gesang. Es ist erstaunlich, mit welch klaren Stimmen John und „Wolly“, die sich ein ums andere Mal am Mikro abwechselten, agierten. Hier haben die beiden klar die Nase vorn, vor dem Projekt des ehemaligen Kollegen.

    

                   

Die romantisch/verträumten Melodien, unterlegt mit ausgiebigen Mellotron und Keyboard-Passagen, waren immer schon das Markenzeichen von BJH. Und genau das bekamen die Besucher an diesem Abend zur Genüge geboten. Das doch recht gesetzte Publikum wusste dies zu schätzen und ließ bei der Ankündigung so mancher Stücke wie zum Beispiel „Mocking Bird“ oder „Poor Man’s Moody Blues“ ein freudiges Raunen durch den Raum streifen. Und nach den Zugaben „Loving Is Easy“ und dem erfolgreichsten Stück der Band, „Hymn“, gab es dann auch die verdienten Standing Ovations.

   

                   

„Wolly“ spielte u. a. auf einem weißen Mellotron, das an der Rückseite durch eine Glasscheibe und internen Beleuchtung die Sicht auf die Bänder des Instruments zuließ. Das sah schon sehr interessant aus. Auffällig war der Schriftzug „MEL“ an dem Gerät. Nach dem Konzert antwortete „Wolly“ auf meine Frage, ob es sich dabei um die Abkürzung von Mellotron oder einen Hinweis auf den 2004 verstorbenen Schlagzeuger Mel Pritchard handeln würde: „Oh, that’s a good question. It will be a mysterie“. Im nächsten Moment zeigte er dann aber noch auf sein weiteres Keyboard, auf dem in großen Lettern „Les“ zu lesen war. Ich glaube so ganz haben sie ihre langjährigen Kollegen doch nicht vergessen, was die Musiker sehr sympathisch macht.

   

   

BJH-Gründungsmitglieder John Lees und Stuart „Wolly“ Wolstenholme breiteten an diesem Abend die ganze emotionale Weite ihrer Stücke vor dem anwesenden Publikum aus. Dabei verzichteten sie auf großen Show-Schnickschnack und verließen sich ganz auf die Ausstrahlung ihrer Songs.

   

   

Nach dem Konzert nahmen sich alle Musiker noch eine ganze Menge Zeit, um den verbliebenen Fans Autogrammwünsche zu erfüllen und sich mit ihnen zu unterhalten. Dabei gingen sie alle sehr locker und zuvorkommend mit den Besuchern um. Das zeigte, welche große Freude es ihnen machte mal wieder in Deutschland zu spielen und den Kontakt zu den hiesigen Fans zu pflegen.

                   

   

 
 


Setlist

Nova Lepidoptera

Child Of The Universe

Poor Wages

Mocking Bird

The Iron Maiden

Cheap The Bullet

Poor Man’s Moody Blues

Harbour

Galadriel

In Search Of England

Medecine Man

River Of Dreams

She Said

Suicide?

The Poet / After The Day
 

Zugabe

Loving Is Easy

Hymn

 
 
  Stephan Schelle, 23.11.2009