IQ am 14.09.2003 im Capitol in Paderborn
         
 

Am Sonntag, den 14.09.2003 fand im Paderborner Capitol das einzige IQ-Konzert auf deutschem Boden im Herbst 2003 statt. Als Support-Band hatten IQ die deutschen Prog-Rocker Cromwell aus Worms verpflichtet.

Für mich war es der erste Besuch im Capitol. Die Location ist sehr ansprechend, so wie es aussieht handelt es sich um ein umgebautes Kino. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich noch öfter den Weg nach Paderborn finden werde.

     

Pünktlich um 20.00 Uhr begann die Wormser Support-Band Cromwell. In einem gut 35minütigen Set boten sie hauptsächlich Eigenkompositionen, die typisch für Prock-Rock in vertrackten Songs gipfelten. Am besten gefiel mir ihr Song The Crow, der thematisch an die gleichnamige Comicverfilmung angelehnt ist. Zu guter letzt boten sie noch ein Pink Floyd-Medley, welches sie für einen Pink Floyd-Sampler beigesteuert haben. Dieses Medley gefiel mir nicht so gut, da es mir etwas zu sprunghaft wirkte. Das lag vor allem an den ausgewählten, doch sehr unterschiedlichen, Songs, weniger an ihrer Interpretation.

     

Die Band wirkte während ihres Auftrittes ein wenig statisch. Ich wünsche ihr, dass sie noch oft die Möglichkeit zu Auftritten haben, dann wird sich auch die Lockerheit einstellen. Das vorhandene Potenzial war nämlich eindeutig zu erkennen.

Nach einer angemessenen Umbaupause, in der man sich auch am Merchandisingstand von IQ mit CDs und T-Shirts bestücken konnte, oder den Durst in jeglicher Form stillen konnte, ging es dann gegen ca. 21.15 Uhr mit dem Hauptact los. War schon bei Cromwell der Saal ordentlich gefüllt (man hatte aber genügend Platz), so füllte sich nun die Örtlichkeit doch merklich, obwohl ich denke, dass das Konzert nicht ausverkauft war.

Ähnlich wie zu guten alten Grobschnitt-Zeiten begannen IQ mit einem kurzen Vorprogramm. Während die Bühne noch abgedunkelt war und die Band noch hinter dem Vorhang verweilte, waren die irrwitzigsten Geräusche zu hören. Da kreischte eine Katze, dann wurde gerülpst, es ertönte eine Maschinengewehrsalve und so ging es munter weiter. Wie mir ein Kumpel erzählte, der IQ schon oft live erlebt hat, ist das immer so bei ihren Auftritten.

     

Dann ging es los. Aus den Boxen ertönte ein tiefer Bass und es wurden - zum Schrecken so manches Fans - Technorhythmen vernommen. Zu diesem fetten Sound erstrahlten die ersten Bilder auf den drei Projektionsleinwänden und zeigten ein IQ-Logo. Was ist denn jetzt los? dachte sich wohl so mancher. Aber das gehörte mit zu der guten Show. Die Musiker betraten die Bühne und von dem technoartigen Sound, der vom Band kam, ging es dann nahtlos in die Livemusik der bekannten IQ-Stücke über.

     

Dass hier Profis am Werk sind, merkte man schon gleich am Anfang. Trotz einiger technischer Probleme ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Während sie weiterspielten werkelten einige Techniker am Rande des Geschehens und behoben diese Fehler schnell, so dass man es kaum mitbekam.

     

Die Band bot einen Streifzug durch ihre bisherigen Alben. Von ihren ersten Alben wie Tales From The Lush Attic oder The Wake ging es über Nomzamo bis zu ihren letzten Werken Subterranea und The Seventh House. Auch zwei neue Songs waren zu hören. Aber vor allem bei den bekannten Stücken ging im Saal so richtig die Post ab. Das bekam vor allem der Gitarrist Michael Holmes zu spüren. Eine kleine Fangemeinde, die sich auf seiner Seite postiert hatte, beschmiss ihn einige Male mit Papierschnitzeln und Mullbinden. Er nahm es aber ganz locker und wechselte mit den „Übeltätern“ einige Späßchen aus.

     

Ein Gänsehautfeeling kam auf, als die Band das Stück Guiding Light vom The Seventh House-Album spielte. In der schon zuvor genannten Hardcore-Fanecke wurden zu Beginn des Stückes Wunderkerzen abgebrannt. Man kennt das zwar auch von anderen Konzerten, aber ich finde das kommt immer wieder gut.
 

 
 

Von Paul Coock, der praktisch hinter seinem Schlagzeug eingekesselt saß, war wenig zu sehen, dafür aber eine wahrlich gute Rhythmussektion zu hören. John Jowitt stellte den coolen Bassisten dar, der durch seine Präsenz schon ein gewisses Showelement bot. Martin Orford spielte seine Keyboardpassagen traumwandlerisch und trug gelegentlich auch zum Gesang bei. Ihm war während des Konzertes die Spielfreude direkt anzumerken. Den größten Spaß schien aber Michael Holmes zu haben. Er verbreitete eine absolut natürliche Fröhlichkeit, die ansteckend war. Da bliebe dann noch der Sänger Peter Nicholls. Er hat eine derartige Bühnenpräsenz, die total überzeugt. Durch wenige Gesten ist er in der Lage Akzente in der Bühnenshow zu setzen. Ich finde er hat ein genauso starkes Charisma wie einst Peter Gabriel.


 

 
 

Als visuelle Beigabe waren im hinteren Bühnenteil drei Projektionsleinwände aufgebaut, auf denen zu fast jedem Song Filme bzw. Grafiken gezeigt wurden. Diese Bilder hatten dann auch meist einen direkten Bezug zum jeweiligen Song.

Nach mehr als zwei Stunden inkl. mehrerer Zugaben war das Konzert eigentlich zu Ende und die Abschlussprojektion lief schon, doch die Fans riefen so hartnäckig, dass die Band ein drittes Mal wieder auf die Bühne kam und noch eine weitere Zugabe spielte. Hier war die Nähe zu den Fans zu spüren. Ich muss sagen, ich war beeindruckt.

Zum Abschluss wurde es dann auch noch einmal recht lustig. Auf den Projektionsleinwänden wurden die einzelnen Musiker mit lustigen Pseudonymen vorgestellt, dazu lief eine deutsche Orchestermusik, die sehr bekannt ist (mir fällt dazu nur das Schwarzwaldmädel ein - wenn ich euch das jetzt vorsummen könnte, wüsstet ihr sofort Bescheid). Danach wurden auch noch die Roadies vorgestellt und einige Utensilien gezeigt, die angeblich am Merchandisingstand verkauft wurden (z. B. einen IQ-BH, IQ-Eierbecher, IQ-Unterhose), was natürlich völliger Quatsch war. Die Kombination aus den lustigen Bildern und der Musik zeugt von dem Humor, den die IQ-Musiker Humor besitzen und dass sie über sich selbst lachen können. Ich finde die fünf Engländer sind eine absolut sympathische Truppe, die eine perfekte Show und Musik bietet. Sollten sie wieder in meiner Nähe spielen, werde ich sie auf jeden Fall wieder besuchen.

Stephan Schelle, 15.09.2003