Grobschnitt live im Rosenhof, Osnabrück 30.11.2007
 
 

Nach einer ausgedehnten Tour durch Süddeutschland, wie Willi es in seiner Eingangsrede ans Publikum erwähnte (es waren die beiden Konzerte in Aschaffenburg gemeint), gastierten die Hagener nun im nördlicheren Teil Deutschlands. Ort des Geschehens war der Rosenhof in Osnabrück, in den gut 1.000 Besucher passen. Und viele haben nicht mehr gefehlt, denn der Saal war ziemlich voll. Da würde so manche Band aus dem Progbereich heute neidisch, wenn sie diese vollen Säle sehen würde.

Neben einigen Fans, die bei fast jedem Konzert dabei sind, bestand der Großteil der Zuschauer aus Musikbegeisterten, die das Next-Party Line-Up noch nicht erlebt hatten. Und so war es wieder spannend zu beobachten, wie diese Masse auf die Band reagierte. Es war wie schon bei den anderen Konzerten, spätestens nach dem Opener „Razzia“ tobte die Menge und die gute Stimmung hielt den ganzen Abend über an. Es gab auch den ein oder anderen, der die Band am Ende auf die vollmundige Ansprache, es würde heute in den nächsten vier Stunden einiges passieren festnageln wollte und nach fast 3 ½ Stunden noch die weitere ½ Stunde einforderte. Ein Beweis dafür, wie gut die Show angekommen ist. Die Band vollzog ihren 19 Stücke umfassenden Set, bei dem sie eine musikalische Reise durch ihre Alben von „Ballermann“ bis „Fantasten“ boten.

 
 

    

 

                   

 

Auf der „Grobschnitt Story Vol. 1“ hat Eroc den Titel „Die Panne von Osnabrück“ verewigt, bei dem die Band eine technische Panne durch spaßige Sprüche überbrückte. Nun war man wieder in Osnabrück, und was soll ich sagen, es passierte wieder. Milla hatte gerade eine ausführliche Überleitung zu dem Stück „Film im Kopf“ gebracht und die Band spielte die ersten Takte. Als Milla dann einsetzen wollte, war sein Bass weg. Er meinte darauf sinngemäß „Was hab ich dieser Stadt eigentlich angetan? Bei der letzten Panne hat es mich auch getroffen.“

 

                   

 

    

 

Wie sich herausstellte, funktionierte sein Funkanschluss - er hatte auf das Kabel am Bass verzichtet - nicht. In dieser kurzen Pause entwickelte sich, wie man es von Grobschnitt her kennt, ein wunderbarer Dialog zwischen den einzelnen Musikern. Milla hatte vor dem Stück zu Toni gerufen, „Was hast du eigentlich heute gegessen?“ (er hatte zuvor bei dem Stück „Keine Angst“ direkt neben Milla gesungen). Zu Beginn der Panne schrie Toni dann von seinem erhöhten Lichtpult „Currywurst“ und mit diesem Wort entwickelte sich dann diese kurzweilige Worteinlage, die zu so manchem Lacher führte.

 

    

 

     

Stefan Danielak jr. versucht Millas Problem zu beheben.

 

Das war aber der einzige Patzer des Abends, denn das Konzert der acht Musiker war einfach phänomenal. Hatten sie mich beim Fankonzert in Hagen schon komplett überzeugt und in Aschaffenburg noch mal einen drauf gesetzt, so toppten sie diese Konzerte noch einmal. Das lag vor allem daran, dass sie meiner Meinung nach so langsam das Lampenfieber, das bei den ersten Konzerten noch zu spüren war, abgelegt haben. Alle, ohne Ausnahme, spielten noch flüssiger und lockerer, als es bei den vorhergehenden Konzerten der Fall war. Außerdem war auch an einigen Stücken zu merken, dass die Jungs noch ein wenig an ihnen herumgefeilt haben und sie Nuancenweise veränderten. Das klang richtig gut und macht Hunger auf mehr.

 

                   

 

    

 

    

 

Die ganze Show gipfelte dann in dem wieder absolut mitreißenden „Solar Music“, bei dem der Sound, der im Übrigen hervorragend abgemischt war, noch mal so richtig an Druck gewann. Die tiefen Bässe von Deva Tattva und das Schlagzeug von Rolf ließen den ganzen Fußboden erbeben. Da bekam so mancher Zuschauer eine kostenlose Fußmassage.

 

                        

 

    

 

                   

 

Die Bühne in Osnabrück war etwas breiter als im Werkhof und im Colos-Saal, so dass die tolle Lightshow noch mehr zur Geltung kam. Und wie früher wurde auch mit reichlich Nebel gearbeitet. Streckenweise blies der Nebel in dichten Schwaden über die Bühne auf die ersten Zuschauer zu. Das war aber ein absolut optischer Hingucker. Was die Bühne an Breite hatte, fehlte ihr allerdings an Tiefe, so dass die Musiker sehr nah am Publikum standen. Das führte dazu, dass die übrigen Showeffekte wie Mary Green, der Sonnengott, der Maraboo, die Flex-Show und die Schwertkämpfer sehr wenig Platz hatten. Für den unterlegenen Schwertkämpfer hatte das aber den Vorteil, dass er diesen Kampf überlebte und auf Füßen von der Bühne ging, statt wie sonst von Harro an den Beinen heruntergezogen zu werden. Apropos Harro, er hatte dieses Mal auch einen Auftritt als Schnüffler mit einer langen Nase und ganz in schwarz gekleidet.

 

    

 

    

 

                   

 

Ich hab hinterher noch mit einigen Besuchern gesprochen, von denen einige die Band noch nie gesehen haben. Ein Besucher, der die Musik der Band nicht so gut kannte, meinte absolut begeistert, dass Grobschnitt auf der Bühne eine Mixtur aus Stilen von vielen bekannten und beliebten Progbands wie zum Beispiel Pink Floyd, Saga, Genesis, Yes etc. gespielt hätten. Wer Grobschnitt bisher nicht kennt, sich aber für gute Rockmusik oder Prog begeistern kann, der sollte sich die Band unbedingt live ansehen, denn es gibt meines Erachtens derzeit auf diesem Niveau (lassen wir die ganz großen einmal Außen vor) nichts Besseres. Gelegenheit wird es dazu nächstes Jahr geben, denn die Jungs haben neben Burg Herzberg schon einige Konzerte bestätigt (s. auch Konzerttermine).

 

    

 

Stephan Schelle, 01.12.2007