Grobschnitt live in der Stadthalle Hagen 24.01.2009
 

Vor etwa 19 Jahren gab die Hagener Rockband Grobschnitt ihr Abschlusskonzert in der Hagener Stadthalle. Am 24.01.2009, gut 1 ¾ Jahre nach ihrem Testgig im Mai 2007, bei dem sie in neuer Formation auftraten, kamen sie in ihre Heimatstadt zurück und zelebrierten ein Fest, dass von 3.000 Zuschauern frenetisch bejubelt wurde. Das Konzert war schon Tage zuvor ausverkauft und die Jungs hätten durchaus noch weitere Karten verkaufen können, wenn der Platz gereicht hätte. Auf dieser Internetseiten findet ihr schon einige Berichte von Grobschnittkonzerten, daher beschränke ich mich hier nur auf die Besonderheiten dieses Abends.

 
   

    

    

Man sagt, „In der Heimat ist es am Schönsten.“, aber wenn man künstlerisch etwas auf die Bühne bringt, dann ist es gerade dort auch nicht am leichtesten, denn die Erwartungshaltungen sind vielleicht besonders hoch. Das ist vielleicht auch der Grund, warum sich die acht Hagener Jungs - ihre vielen Helfer nicht zu vergessen - mächtig ins Zeug legten.

 

     

    

    

 

Musikalisch waren die Stücke im Vergleich zu ihren bisherigen Auftritten an der ein oder anderen Stelle noch mal um einiges ausgereifter, was sich beispielsweise in den tollen Soli - vor allem bei „Sonnentanz“ - zeigte. Ihre Show war darüber hinaus gespickt mit weiteren Spezialitäten, die aus dem Konzert ein unvergessliches Erlebnis machte.

 

    

     

    

    

 

Nach dem Opener „Razzia“ stand zu aller Überraschung ein Uraltes Spaßlied von den Groben auf dem Programm. Die Jungs sangen „Der Western“, der in den 70’ern häufig ihre Shows begleitete. Das war der erste neue nostalgische Rückblick, dem im weiteren Verlauf noch ein ganz besonderer Höhepunkt folgen sollte.

 

    

                   

    

 

Optische Gags und Showelemente begleiteten die einzelnen Stücke, ohne das die Jungs in den alten Stil der damaligen Klamaukeinlagen zurückfielen. In den 70’er und 80’er Jahren passte dies hervorragend und ich persönlich war damals auch fasziniert von den Albernheiten, doch in der heutigen Zeit kommen die dezenter gesetzten Späße für meinen Geschmack wirkungsvoller rüber.

 

     

    

    

 

Toni Moff Mollo gab in „Keine Angst“ wieder den Zorro und bei „Raintime“, bei dem Toni seit einiger Zeit immer mit einem Regenschirm bewaffnet die Bühne betritt, waren als neues Element zwei mit ABC-Schutzmasken ausgestattete Roadies dabei. Mit Geigerzähler und Sprühflasche bewaffnet, unterstrichen sie den Text des Songs. Zunächst nur auf der Bühne agierend, drehte sich der Kollege mit dem Sprühbehälter der „Der Konterminator“ plötzlich um und sorgte für nasse Häupter und Kameralinsen in den ersten Reihen.

 

    

                   

    

 

Dann kam als erster Höhepunkt des Abends (eigentlich gab es nur Höhepunkte) die Zusammenfassung von Rockpommel’s Land, die immer wieder für Begeisterung sorgt. Der Maraboo, der bei der Show nicht fehlen darf, hatte sich dieses Mal (wie schon zwei Wochen zuvor beim Gig in Gießen) sein Kind, nämlich ein Küken, mitgebracht. Eine wirklich schöne, schräge Nummer.

 

    

     

    

 

Nach „Rockpommel’s Land“ geht es Programm gemäß immer in eine Pause, in der die Jungs Kraft für die zweite Hälfte tanken. Schon an dieser Stelle merkte man ihnen an, wie gerührt sie von der Atmosphäre waren, denn die Stimmung, die die Zuschauer verbreiteten, war durch das volle Haus einfach grandios.

 

    

    

                     

    

 

Der zweite Teil begann – wie immer – mit „Komm und tanz“, mit dem Grobschnitt dann nahtlos an den ersten Teil der Show anknüpfte. Bei „The Sniffer“ war Harro wieder in der Rolle des Schnüfflers auf der Bühne unterwegs, bevor dann das Stück, das in keiner Show fehlen darf und auf das alle warten, gespielt wurde. „Solar Music“ in der „Sonnentanz“-Version wurde an diesem Abend noch ekstatischer und ausführlicher gespielt als es bisher der Fall war. Die Soli waren wieder unglaublich. So hatte Nuki wieder andere Passagen parat, Milla mischte mal eben kurz eine Tonfolge und ein „la, la, lah“ aus der „Symphony“ in sein Solo und die Rhythmusgruppe Rolf Möller und Demian Hache spielten sich förmlich in einen Rausch. Allein diese Tatsache machte aus dem „Sonnentanz“ ein Erlebnis.

 

    

    

                   

    

 

Auch die optische Unterstützung war wieder erste Sahne. Die Winkelschleifer sprühten, der Sonnengott mit seinen beiden Fackelträgern (sie hatten neue Masken und überarbeitete Kostüme) und der Schwertkampf fehlten natürlich auch nicht. Und mitten drin sprang Toni in einem Elefantenkostüm auf die Bühne und röhrte wie wild rum. Doch was dann, nach Beendigung des „Sonnentanzes“ kam, trieb so manchem Besucher die Freudentränen in die Augen. Deva Tattva fing an seinen Tasteninstrumenten an zu spielen und beschwor mit seinem Sound den Spirit der 70’er (ein Hauch von Volker „Mist“ Kahrs, der leider viel zu früh verstorbene Ex-Keyboarder, schien durch den Saal zu schweben), denn es folgte ein Part aus der 78’er Version von „Solar Music“, in der damals immer der Wikinger mit dem Feuerkreuz auf die Bühne kam. Der Rockpalast hat diese Version im Übrigen 1978 in Bild und Ton festgehalten (Liebe Freunde vom Rockpalast: "Wann kommt endlich die offizielle DVD?"). Das ist einfach Kult. Zu dieser Passage betrat dann Ralf Dreger als Wikinger mit dem Feuerkreuz die Bühne und ging langsam und vor Kummer gebeugt - so wie man es aus den 70'ern kennt - zur Bühnenmitte, um in einer Art Zeremonie das brennende Kreuz abzulegen. Wer dies aus den 70’ern kennt, der war sofort emotional berührt. Eine tolle Idee, diesen Showteil wiederzubeleben. Das war eindeutig der emotionale Höhepunkt des Abends.

 

    

     

                   

    

 

Während dem anschließenden „Merry Green“ machte sich in der Halle ein Geruch von Benzin breit. Hatte man sich vor Konzertbeginn noch über die vielen Feuerwehrmänner, die die Bühne inspizierten, lustig gemacht, kam jetzt ein etwas merkwürdiges Gefühl auf. „Sollte da etwas Ungewöhnliches passiert sein? Was ist, wenn die Jungs jetzt wieder einen pyrotechnischen Effekt zünden?“ dachte ich so bei mir. Doch dann war schnell klar, der Geruch hatte mit der nächsten Showeinlage zu tun, denn zum ersten Mal ließ sich Toni auf einem Motorroller (eine Hommage an seinen selbst gebastelten Shopper aus den 80’ern) zum Stück „Space Rider“ auf die Bühne fahren. Zu diesem Stück ließen sie dann auch noch Konfetti von der Decke regnen. Zu „Powerplay“ wurden dann alle vorgestellt, auch die Mädels und Jungs hinter der Bühne. Mit dem neuen Stück „Another Journey“, das seit dem 2008’er Auftritt in Betzdorf zum festen Programmteil gehört, und bei dem Axel „Felix“ Harlos (er wirkte neben Eroc als zweiter Schlagzeuger auf dem ersten Grobschnitt-Album mit) die Band an den Perkussion unterstützte, endete der dreieinhalbstündige Marathon mit kleinen Geschenken (Poster wurden ins Publikum geworfen) an die Fans.

 

    

    

    

 

Was für ein Konzert!!! Wie immer komme ich zu dem Schluss, dass es die Acht immer wieder schaffen, bei jedem neuen Auftritt noch einmal eine Schippe drauf zu legen. Das zeigt, mit wie viel Herzblut und Spaß, vielleicht auch einer gewissen Leichtigkeit, sie an die Sache rangehen. Und das überträgt sich auch jedes Mal auf das Publikum.

 

    

   

    

     

    

 

 

Jetzt geht es erst einmal in eine dreimonatige Pause, bevor dann Ende April das nächste Konzert in der Nähe von Bremen (in der Stadthalle von Osterholz-Scharmbeck) stattfindet. Grobschnitt live – ein Event, das man immer und immer wieder erleben kann.

 

    

    

    

    

 

 
  Stephan Schelle, 25.01.2009