Grobschnitt live in der Stadthalle Hagen 22.01.2011
 


    

Die Winterpause ist zu Ende. Nicht nur in der Fußballbundesliga, nein auch bei den Grobschnittkonzerten hat die Pause vorerst ein Ende gefunden, denn mit dem Konzert in der Hagener Stadthalle läutete der deutsche Rockachter die Serie der vorerst letzten fünf Konzerte, vor einer längeren Pause, ein.

                

    

     

    

Dafür suchten sie sich ihre Heimatstadt Hagen (auch wenn einige nicht direkt am Ort wohnen gehören Grobschnitt doch nach Hagen) aus, wo sie fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor auftraten. Und für Hagen war es dann auch gleich eine Prämiere, denn das Rockmärchen „Rockmpommel’s Land“ wurde zum ersten Mal komplett in an diesem Ort gespielt. Als die Band dieses einzigartige Konzeptwerk Ende der 70’er im Programm hatte, gab es in Hagen keinen entsprechenden Raum für die Aufführung und so mussten die Ansässigen auf dieses Meisterwerk bis zum heutigen Tag warten. Und dass das Interesse an diese Musik ungebrochen ist zeigte sich schnell, denn es kam wieder eine ganze Schar von Zuschauern. Mit gut 3.000 Besuchern war die Stadthalle wieder rappelvoll.

    

     

    

    

Die acht Musiker von Grobschnitt und ihre vielen helfenden Hände sorgten dafür, dass nach der gut zweimonatigen Pause ein Abend voller Überraschungen angesagt war.

    

    

    

                   

Und dass auch Willi Wildschwein & Co. froh waren, dass die Grobschnitt-Konzert freie Zeit beendet ist, das konnte man an der unbändigen Spielfreude erkennen, die sich während des ganzen Konzertes verbreitete sehen. Auch schon zu Beginn bei der Begrüßungsrede zeigten sich Willi Wildschwein und Milla Kapolke in absolut gelöster und fröhlicher Stimmung. Da passte es natürlich auch, das Toni Moff Mollo als Hausmeister (mit Kittel, Käppi und Besen bewaffnet sowie einer Zigarre im Mundwinkel) über die Bühne fegte. Überraschung Nummer eins war somit eine Hommage an „alte Tage“, denn Toni’s Hausmeistereinlage gehörte schon früher zeitweise zum Programm.

    

    

                    

                   

Willi erklärte den Anwesenden, dass die Konzertreihe eigentlich Ende 2010 erst einmal beendet sein sollte, das man sich aber entschieden hat, noch fünf weitere Konzerte in 2011 zu spielen Dies unterlegte er mit: „Man soll immer aufhören, wenn’s am schönsten ist. So ein Quatsch! Wenn das stimmen würde ständen wir nicht hier und wäret auch nicht gekommen“. Und irgendwie macht dieses Statement auch Hoffnung auf eine Fortführung in 2012.

    

    

    

    

Dann wurde „Rockpommel’s Land“ in gewohnt perfekter Weise zelebriert. Von der Band und vom Publikum. Und auch hier zeigte sich die fröhliche Stimmung in der Band. In der Passage von „Severity Town“, in der Milla den Text Totally exhausted Ernie …“ und zu der Stelle „should eat a butterfat icecream or have another hot dog“ kam, wurde der Hot Dog kurzerhand durch ein laut eingestreutes „Currywurst“ verändert.

    

    

    

    

Interpretation und Sound ließen in dieser ersten Stunde wieder keine Wünsche offen. Jedes Instrument war deutlich herauszuhören und Milla’s Bass-Moog zerschnitt mal wieder die Hallenluft und bohrte sich durch die Körper der Anwesenden. Musik genießen mit allen Sinnen, das stand hier mal wieder auf dem Programm. Neben vielen optischen Effekten sorgten auch die Papierschnipselkanonen für Atmosphäre, die an diesem Abend wohl noch nie so voll gestopft waren, wie bei diesem Konzert, denn es kamen Pfundweise bunte Schnipsel auf die Zuschauer herabgeregnet. Nach dieser fulminanten Stunde gab es einen tosenden Applaus, der die Jungs – vor allem weil sie ja ihr Heimspiel hatten – sehr rührte. Die Halle tobte und das nicht zum letzten Mal.

    

    

    

    

Nach der Pause folgte die Doppelnummer „Razzia“ und „Illegal“, gefolgt von der nächsten Überraschung. Schließt sich sonst immer „Mary Green“ an, so wurde das Stück dieses Mal durch den Klassiker „Vater Schmidt’s Wandertag“ ersetzt, der wieder ins Programm genommen wurde. Das Stück, das für viele Fans zu den Highlights der Band zählt, erstrahlte wieder in alter Frische. Und dann die wohl größte Überraschung ein neu einstudiertes Stück und zwar „Wir wollen leben“. Toni und Willi sangen dieses Stück gemeinsam am Bühnenrand. Wer hätte gedacht, dass die Jungs das mal ins Programm nehmen? Und der Song klingt live noch druckvoller und hat mehr Dynamik als im Original. Live kommt er toll rüber und sorgte dafür, dass viele ihre Textsicherheit beweisen konnten, denn es wurde aus tausend Kehlen mitgesungen. Das Lied passt in Zeiten von „Stuttgart 21“ gut ins Programm, hat der Song doch von seiner Aktualität nichts eingebüßt.

                   

    

          

    

Beschaulich wurde es dann mit „Silent Movie“ und auch das Stück, das sich in der aktuellen Formation zu einem absoluten Livehammer gemausert hat, „Könige der Welt“, durfte nicht fehlen. Und dann kam schon das letzte Stück des offiziellen Teils. Wer Grobschnitt kennt, der weiß dass es jetzt erst noch mal richtig losgeht, denn „Solar Music“ in der „Sonnentanz“-Version kann durchaus schon mal an der Einstundenmarke kratzen. Dieses Stück hat sich – wie für Grobschnitt üblich – auch in der Zeit weiterentwickelt. Vor allem das Zeitfenster, in dem die Band einen Sprung in die 70’er-Jahre-Version macht, ist einzigartig und läst viele Fans der ersten Stunde träumen.

    

    

    

Die Jungs bieten eine gewohnt mitreißende Interpretation des Stückes mit wiederum ausgebauten Soli. Und nun kommt die nächste Überraschung, denn was sich kurz zuvor schon durch eine aktive Nebelmaschine, die mitten im Publikum (am Mischpult) platziert war, andeutete, wurde zu einem optischen Leckerbissen. Zwei Laser waren an den beiden Bühnenseiten aufgebaut und ließen die grünen Lichtstrahlen wellenförmig über den Köpfen der Besucher schweben. Diese Laser teilten die Halle in zwei Teile. In den unteren Bereich des Innenraums der Halle sowie den Balkon, auf dem die Ränge ebenfalls gefüllt waren. Dazu dieser hypnotische Mittelteil, der von Mal zu Mal immer besser wird und in den man sich als Zuschauer einfach verlieren kann. Die Laser unterstrichen damit die fesselnde Musik und ließen viele aus dem Hier und Jetzt entfliehen. Allerdings war die Lasershow in Hagen eine einmalige Sache, sie war ein Geschenk an die Band.

     

     

    

     

Zu „Powerplay“ gab’s die gewohnte Vorstellung der Band und der vielen Helfer, die dieses Event überhaupt erst möglich machen. Den Abschluss bildete dann das klassische „Solar Music“-Finale, bei dem immer der Wikinger seinen Auftritt hat. Doch was war das? Er kam dieses Mal nicht allein auf die Bühne sondern hatte seinen Bruder mitgebracht. Diese beiden in ähnliche Kostümierung trugen jeweils brennende „Fackelnleuchter“. Synchron agierten sie auf der Bühne und ließen sich zum Ende hin gleichzeitig auf die Knie fallen. Dann war das dreistündige Konzert beendet und jeder fragte sich: „Wie kann die Zeit eigentlich so schnell vergehen?“

    

    

    

    

Es gibt eigentlich keine Superlativen, die man für diese Band noch hervorzaubern kann und doch schaffen die acht Hagener es jedes Mal wieder, die Zuschauer zu überraschen und noch mal eins zum vorangegangenen Konzert draufzusetzen. Wer mich fragt, „Warum schaust du dir die Show so oft an? Das ist doch immer das Gleiche.“ dem sei gesagt, dass jeder Grobschnittauftritt etwas einzigartiges ist. Hier wird Musik ehrlich mit Herz und Liebe gespielt und das überträgt sich auf das Publikum. Und darüber hinaus gibt es immer etwas Besonderes zu erleben (ob ein neues Solo – wie hier von Milla während des „Sonnentanzes“ – neue Showelemente oder gar neue Stücke). Und welche Band feiert nach dem Konzert noch stundenlang mit den Fans? Bis in den frühen Morgen harrte die halbe Band mit zahlreichen Fans aus. Grobschnitt-Konzerte sind mehr als eine einfacher Event sie sind ein Lebensgefühl, bei dem Jeder willkommen ist.

    

    
 

 
  Stephan Schelle, 23.01.2011