Eyevory
(Werkstatthalle, Hamm, 30.04.2015)


    

Die aus Bremen stammende Band Eyevory befindet sich derzeit als Supportact mit der Kanadischen Band Saga auf Tour durch Deutschland. Am 30.04.2015 unterbrachen sie die Tour um im westfälischen Hamm in den Werkstatthallen des Maximilianparks ein Konzert als Anheizer zu spielen. Bereits zum dritten Mal bestritten sie als Opener einer Coverband den Abend vor dem 1. Mai in Hamm. Dieses Mal brachten sie das Publikum für die deutsche Coverband Still Collins in Fahrt, die neben zahlreichen Phil Collins Stücken auch einige Genesis- und sogar Peter Gabriel-Songs im Repertoire hatte.

     

    

     

Gut 45 Minuten hatten Eyevory Zeit, um live ihre Visitenkarte abzugeben. Nun ist das Klientel von Phil Collins nicht gerade das Progpublikum, das Eyevory mit Saga erreichen, doch sie schafften es mit ihrer proggigen/symphonischen und sehr eingängigen Rockmusik die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen, was am Ende gar zu Zugaberufen führte.

    

    

     

    

Eyevory, das ist eine Band aus dem Bremer Raum, deren Stammbesetzung aus Jana Frank (Bass, Gesang), Kaja Fischer (Querflöte, Gesang, Keyboards) und David Merz (Gitarre) besteht. Da das Trio derzeit auf der Suche nach einem neuen Schlagzeuger ist, der den ausgeschiedenen Sascha B. Suso ersetzten, soll, waren sie mit einem Gastschlagzeuger auf Tour. Frank Alpers, der die Schlagfelle bei der Led Zeppelin-Coverband LED-ZEP bedient, ist derzeit mit ihnen auf Tour. Er machte seine Sache ausgesprochen gut.

     

    

     

Eyevory präsentierten Songs aus ihren bisherigen Veröffentlichungen, wobei der Schwerpunkt auf ihrem Debütalbum „Euphobia“ lag. Mit „Human“ hatten sie dann auch ein erstes Stück aus ihrem demnächst erscheinenden Konzeptalbum im Programm.

    

     

    

Nicht nur musikalisch auch optisch machten Jana und Kaja eine sehr gute Figur auf der Bühne. Während Jana mit ihrem Bassspiel zusammen mit Frank für den perfekten Rhythmus sorgte, griff Kaja des Öfteren zur Querflöte, die dem Sound der Band die besondere Note verlieh. Wer jetzt aber gleich wieder mit Vergleichen zu Ian Anderson anfängt, oder glaubt hier würde der Stil des Briten verwendet, der irrt. Kaja ist in der Lage die Querflöte auf ihre ganz eigene und besondere Weise in die Musik einzubringen. Da klingt nichts nach Folk. Es wäre zu wünschen dass viele Musikfreunde die Band mal live sehen, denn ihre Musik ist neben dem Prog-Ansatzes teils sehr symphonisch, einzigartig und fesselnd. Sie haben es wirklich verdient, von einem größeren Publikum entdeckt zu werden.

    

    

    

Zu dem „Heartbeat Intro“ betraten die vier Nordlichter die Bühne und starteten mit dem Stück „Bleeding Heart“, das bisher nur auf der Live-DVD „A Symphonic Night Of Prog Rock“ veröffentlicht wurde. Mit diesem Stück starteten sie zunächst noch gemächlich in ihr Set. In diesem Stück spielten Eyevory mit sanften und kraftvollen Passagen und garnierten diese mit einer sehr eingängigen Melodie. Dem folgte mit „Black Bird“ ein herrlicher Rocksong, bei dem der Schlagzeugrhythmus von Frank die treibende Kraft war. Das Stück besitzt einen mitreißenden und eingängigen Refrain, bei dem so mancher im Publikum schon nicht mehr ruhig bleiben konnte. Ein toller Song, der sich schnell im Ohr festsetzt.

     

    

     

    

Jana und Kaja spielten sich während des Konzertes gesanglich die Bälle perfekt zu, während David Merz (er ist übrigens der Sohn von Kim Merz, den die älteren unter uns noch als Sänger der deutschen Rockband Wallenstein – ihr größter Hit war „Charline“ – kennen dürften) ruhig und gelassen an den Saiten seiner Gitarre agierte.

     

    

     

Hardrockrhythmen, kombiniert mit den wunderbaren Klängen der Querflöte kombiniert, so präsentierte sich „Sacrifice“, bei dem die Band eindrucksvoll sanfte Strophen mit kraftvollen Passagen verband. Ein Energie geladener Song, der durch die Wechselwirkung der einzelnen Parts sowie der eingängigen Melodie schnell fesselte. Asiatisch wurde es dann bei „1001 Nights“, denn hier kamen Tablarhythmen und exotische Klänge – die aus den Synthies kamen, die von Kaja und David (letzter steuerte die Loops per Fußpedal) angestoßen bzw. gespielt wurden – in die Musik der Band.

    

     

    

Mit „Human“ hatte die Band ein komplett neues Stück im Programm, das sie bei den Konzerten testeten, denn es ist quasi ein Vorgeschmack auf das neue, demnächst erscheinende Album (es ist noch nicht eingespielt). Und dieses Stück machte durch seine tolle Hookline und das zarte Flötenspiel wahrlich Appetit auf mehr und kam sehr gut beim Publikum an. Test gelungen, denn das Stück bewährte sich auf’s Beste.

     

    

     

    

„In My Dream“ vom Debütalbum wurde durch rhythmisches Klatschen des Publikums eingeleitet. Hier zeigte sich, dass Eyevory das Publikum schon gut auf Betriebstemperatur gebracht hatten. Recht proggig mit leichtem psychedelischen Einschlag muteten das Bass- und E-GitarrenSolo am Ende des Stückes an. Dem schloss sich dann mit „The Perfect Empire“ ein Stück von der aktuellen EP „Hope“ an, die mit Saga-Schlagzeuger Mike Thorne eingespielt wurde. Wie Jana erklärte weilten Saga derzeit in Oslo bei einem Konzert. Aber auch Frank Alpers machte seine Sache hinter der Schießbude sehr gut. Das Stück wurde von Schlagzeug und Bass druckvoll nach vorne getrieben, während Kaja den Song mit einer herrlichen Querflöten-Melodie verfeinerte. Den Abschluss des 45minütigen Auftrittes bildete dann das symphonisch/rockige „Requiem Aeternam“.

    

     

    

Eyevory zeigten in Hamm, das sie nicht nur tolle Studioproduktionen abliefern können, sondern ihre Stücke live noch druckvoller und dynamischer interpretieren. Es machte richtig Spaß den Vier auf der Bühne zuzuschauen und zu sehen, mit welchem Herzblut sie ihre Stücke spielten. Diese Ausstrahlung und Spielfreude belegt, das Eyevory erst live ihre ganze Kraft entfalten. Meine Empfehlung: unbedingt ansehen.

     

    

    

 

Setlist

Heartbeat Intro / 
Bleeding Heart
Blackbird
Sacrifice
1001 Nights
Human
In My Dream
The Perfect Empire
Requiem Aeternam

Stephan Schelle, 
Mai 2015