Demon's Eye
(Kulturschmiede, Arnsberg 08.04.2017)


    

Am Samstag, den 08.04.2017 gab es in der Arnsberger Kulturschmiede richtig was auf die Ohren, denn die deutsche Deep Purple-Coverband Demon’s Eye gab sich die Ehre, um die alten Klassiker der britischen Hardrocklegende live zu präsentieren. Und der Termin war nicht schlecht gewählt, denn erst einen Tag zuvor war das neueste Studioalbum von Deep Purple erschienen.

     

    

    

Die aus dem Siegener Raum stammende Band, bestehend aus Mark Zyk (Gitarre), Gert-Jan Naus (Orgel, Keyboards), Maik Keller (Bass) und Andree Schneider (Schlagzeug) hatten sich erst im Dezember 2016 mit dem Sänger Daniele Gelsomino verstärkt und absolvierten in Arnsberg ihren zehnten Gig dieser Tour. Daniele, der mir nach dem Konzert erzählte, dass er erst im Dezember 2016 zur Band gestoßen und sich seitdem die Songs drauf gebracht hat, ist ein Glücksfall für Demon’s Eye, denn sein Stimmumfang beinhaltet nicht nur den von Ian Gillan zu seinen besten Zeiten, sondern schafft es auch in den Tonlagen von David Coverdale und Glen Hughes live zu singen. Damit war er ganz nah dran an den Originalen.

    

    

     

Die Kulturschmiede (eine umgebaute alte Schmiede) bietet für 200 Gäste Platz. Die Eintrittskarten für dieses Konzert waren bereits innerhalb einer Woche verkauft. Der Zuspruch war so groß, dass Demon’s Eye gut drei Konzerte hätten geben können. Für die Location spricht aber, dass die Räumlichkeiten auch für ein derartiges Konzert einen guten Klangraum bieten und darüber hinaus das Flair eines Clubkonzertes versprühen. Damit sind die Besucher nah dran an der Band.

    

    

    

Die Songs, die Demon’s Eye für diese Tour ausgesucht hatte, stammten vorwiegend aus den 70’er Jahren, also aus der Blütezeit von Deep Purple. Zu einem Intro, das aus Johan Sebastian Bach’s „Toccata“ bestand, kam die Band pünktlich auf die Bühne und legte nahtlos gleich mit dem Song „Highway Star“ mächtig los, das der Putz von den Wänden abzubröckeln drohte. Sofort war die Stimmung im Publikum da, denn die Band wandelte traumwandlerisch und sicher durchs Programm. Schon bei diesem Opener war zu merken, dass Daniele die Songs wie Ian Gillan zu seinen besten Zeiten interpretieren kann. Darüber hinaus ist er auch eine richtige Rampensau, die das Publikum sofort zu begeistern weiß.

     

    

    

Bei „Woman From Tokyo“ (hier kamen bei mir nostalgische Erinnerungen an eine Klassenfahrt auf) kam dann erneut richtig gute Stimmung im Publikum auf, denn die Liveversion hatte es drauf. Mit den Worten: „Nun kommt ein nicht so bekanntes Stück von Deep Purple“ kündigte Daniele den Song „Fools“ vom 1971’er „Fireball“-Album an. In dieses Stück baute Mark Zyk ein beeindruckendes Gitarrensolo ein, das im wahrsten Sinne des Wortes Ritchie Blackmore gerecht wurde. Andree Schneider sorgte durch sein Schlagzeugspiel, das wie ein perfekt laufendes Uhrwerk getaktet war, für den nötigen Drive, während Gert-Jan Naus an seiner Orgel den harmonischen Unterbau legte.

    

    

    

    

Dann haute die Band ein Energie geladenes „Space Truckin‘“ raus, das eine ähnliche Intensität besaß wie die Purple-Version auf „Made In Japan“. In diesen Track gab es mit einem minutenlangen Schlagzeugsolo von Andree Schneider, das er mit LED beleuchteten Schlagzeugstöcken spielte (deren Farbe beim Spielen wechselte), ein visuelles Highlight. Dem folgte der erste Hit von Deep Purple, „Hush“, bei dem das Publikum das erste Mal mitsang.

     

    

    

Das dann eingebaute Orgelsolo von Gert-Jan Naus führte in den nächsten Klassiker, „Child In Time“. Demon’s Eye spielten dieses Stück in einer wunderbaren Version, die eine tolle Konversation zwischen Orgel und E-Gitarre bereit hielt. Gert-Jan Naus und Mark Zyk spielten sich minutenlang die musikalischen Bälle zu, dass es ein Freude war, ihnen zuzuhören und zuzusehen. Und auch Sänger Daniele Gelsomino glänzte bei diesem Stück auf ganzer Linie.

     

    

     

Nach einer kurzen Pause startete die Band dann mit „Speed King“ in den zweiten Teil der ca. zweistündigen Show. Hier waren dann Daniele und Mark die Hauptakteure, die sich im Mittelteil die Klänge zuspielten. Dabei drang Daniele in die hohen Töne der E-Gitarre vor und sorgte für Gänsehautmomente. Nach „Hard Lovin‘ Man“ vom 70’er Album „In Rock“ bauten Demon’s Eye dann ein eigenes Stück in das Set ein. Mit den Worten: „Jetzt sind wir mal frech und spielen einen eigenen Song“, wurde mit „Welcome To My World“ ein Stück vom aktuellen Demon’s Eye-Album „Under The Neon“ angekündigt. Dieser Song passte hervorragend ins Set und zeigte, welche Qualitäten in dieser Band stecken, denn damit müssen sie sich wirklich nicht vor großen Bands verstecken. Aufgrund seiner Hookline und dem kraftvollen Rhythmus kam er auch sehr gut beim Publikum an.

    

     

    

An diesen Song schloss sich wieder ein minutenlanges Gitarrensolo von Mark an, bei dem er zeigen konnte, wie fingerfertig er mit seinem Instrument umgehen kann. Seine Finger flogen praktisch über die Saiten seiner Gitarre. Nahtlos ging dieses Solo dann in „Mistreated“ über, in dem es Daniele schaffte die Gesangsparts von David Coverdale und Glenn Hughes, die diese im Originalsong singen, originalgetreu rüberzubringen. Er zeigte eine beeindruckende Performance. „Perfect Strangers“ war der jüngste Track aus dem Purple-Repertoire. Dieser wurde exzellent mit dem Stück „Stargazer“ verbunden. Das Rainbow-Stück „Long Live Rock’N’Roll“ wurde danach mit dem Purple-Klassiker „Black Night“ in Kombination gespielt, wie es Purple bei Livekonzerten auch schon aufführten. Hier gab es dann auch die Refrains aus den zahlreichen Kehlen der Zuschauer. Mit dem Knaller „Burn“ beendeten dann Demon’s Eye den offiziellen Teil ihrer Show.

    

     

    

Als Zugabe wurde ein Stück gespielt, das in keiner Purple-Show fehlen darf. Gemeint ist natürlich „Smoke On The Water“. Mit einem langen Intro von Orgel und E-Gitarre wurde dieser Klassiker eingeleitet, der die Stimmung in der Kulturschmiede auf den Höhepunkt brachte. Mit dem letzten Song des Abends, der nicht aus Feder von Deep Purple stammte, setzte die Band aber ein Zeichen, das an die derzeitig angespannte Weltlage erinnerte und an ein Leben gegen Krieg und Gewalt appelliert. Neil Young’s „Rockin‘ In The Free World“ spielten sie in einer mitreißenden, rockigen Version, bei der das Publikum lauthals einstimmte.

     

     

    

So endete ein gelungener Abend mit hinreißenden Versionen von Deep Purple-Songs, bei denen zahlreiche Besucher sich in den 70’ern wähnten und bei geschlossenen Augen der Illusion hingaben, das Original vor sich zu haben. Eine perfekte Show, von hervorragend eingespielten Musikern, die zudem eine Menge Spaß auf der Bühne hatten.

    

    

    

 

Setlist

Highway Star
Sto
rmbringer
Bloodsucker
Woman From Tokyo
Fools
Space Truckin’
Hush
Child In Time
Speed King
Hard_Lovin’ Man
Welcome To My World
Mistreated
Perfect Strangers / Stargazer
Long Live Rock’N’ Roll / Black Night
Burn

Zugabe

Smoke On The Water
Rockin’ In The Free World

Stephan Schelle, April 2017