Die aus Neuss stammende
Band Chandelier gründete sich 1986 und veröffentlichte in den 90’er
Jahren drei viel beachtete Alben, die 2018 und 2019 von keinem Geringeren
als Joachim Heinz Ehrig, besser bekannt als Eroc, remastert wurden. Die
Resonanz darauf gab der Band einen neuen Schub, der zu einem Liveauftritt
beim 2019’er Night Of The Prog-Festival führte. Die Begeisterung des
Publikums machte den Musikern Mut weitere Konzerte in Angriff zu nehmen, die
dann aber von Covid 19 gebremst wurden. Die Zeit nutzte die Band dann aber
um ihr viertes Album „We Can Fly“ einzuspielen, das im Oktober 2023 in
Eigenregie herausgekommen ist.
Mit diesem
hervorragenden Werk im Rücken spielten dann Martin Eden (Gesang), Udo Lang
(Gitarren), Armin Riemer (Keyboards), Christoph Tiber (Bass) und Harry
Rubarth (Schlagzeug) zusammen mit Gastsänger Toni Moff Mollo, der lange zur
deutschen Kultband Grobschnitt gehörte und bereits auf dem 92’er Album
„Facing Gravity“ den Song „All My Ways“ sowie auf dem neuen Album
bei vier Stücken gesungen hat, Doppel-Headliner-Konzerte mit Flying Circus.
Chandelier spielten in
Reichenbach an dritter Position und waren wieder mit Flying Circus, die das
Festival eröffneten, live unterwegs. Die Band trat zum zweiten Mal beim
Artrockfestival auf, das erste Mal während der Corona-Pandemie, bei der Uwe
Treitinger der Einzige in dieser Zeit war, der eine solche Veranstaltung
unter Beachtung der damaligen Auflagen durchführte und nachträglich großes
Lob von Band und Publikum dafür bekam.
Die Setlist war nahezu
identisch mit der aus der letztjährigen Double-Headliner-Tour mit Flying
Circus. Drei Stücke wurden allerdings aus der Setlist gestrichen, dafür
kamen mit „Ferengi Lover“ und „Jericha“ zwei andere Songs ins
Repertoire.
„Space Controller“
vom aktuellen Album eröffnete das Set. Der Track mit Neo-Prog-Elementen hat
alles, was man von Chandelier her kennt. Melodisch und druckvoll zeigte sich
dieser Opener, bei dem Martins Stimme, die zu Beginn erzählerisch anmutete,
nach wenigen Momenten in ihren markanten, kehligen Gesang wechselte. Das ist
so typisch für Chandelier und eines ihrer Markenzeichen. Der Song war - wie
auch die anderen Stücke - von herrlichen Soli durchzogen.
Mit „Ferengi Lover“
vom Album „Timecode“ war dann ein Track im Set, den sie zuletzt 2021 im
Liveprogramm hatten. Ein klasse atmosphärischer Song mit typischem 90’er
Vibe und Ohrwurmrefrain. Zu „Help Me“ kam dann erstmals Toni Moff Mollo
auf die Bühne. Obwohl er mir vor dem Gig erzählte, dass er doch
Lampenfieber hat, merkte man ihm das in keiner Sekunde an und er machte
seine Sache sehr gut. Er wurde auch förmlich vom Publikum getragen, das ihn mit
großem Applaus begrüßte. In diesem ersten gemeinsamen Song zeigte sich
schon die perfekte Harmonie zwischen Martin und Toni, die sich gesanglich
die Bälle zuspielten. Das sollte sich in den weiteren gemeinsamen Stücken
ebenso gut fortsetzen. Udo Lang lieferte in diesem Stück wieder ein
wunderbares Gitarrensolo. Toni blieb dann auch gleich für den folgenden
Song „In Between“ auf der Bühne.
Nach „Wash & Go“
ging es dann in die Anfänge der Band zurück, denn mit „Jericha“ kam
ein Song vom Debütalbum „Pure“ ins Programm. Das Stück ist ein
wunderbarer Song, der mit einem treibenden, recht elektronischen Groove
begann und dann in einen ausufernden sowie einen sphärischen Part
wechselte. Mit drei Songs ihres aktuellen Albums beschlossen sie dann den
offiziellen Teil ihres Gigs.
Vor allem „Forever And
A Day“, das wie die Band augenzwinkernd einen Shanty-Rocksong nennt,
sorgte für ausgelassene Stimmung. So wurde nicht nur aus vielen Kehlen
mitgesungen, sondern beim Shanty-Teil auch ordentlich geschunkelt. Als
Zugabe gab es dann den Grobschnitt-Song „Wie der Wind“, bei dem natürlich
Toni Moff Mollo den Leadgesang übernahm (er war an diesem Abend wieder sehr
gut bei Stimme). Und als krönenden Abschluss bot die Band dann noch die
Zugabe „Start It“, das Sänger Martin Eden dem Veranstalter Uwe
Treitinger mit den Worten widmete: „Uwe, der ist für dich“.
Auch Chandelier
lieferten wieder ein mitreißendes Konzert, bei dem die agierenden Akteure
perfekt und mit viel Spielfreude zu Werke gingen.
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