Am 08.04.2006 gastierten Barclay James Harvest feat. Les Holroyd in der Iserlohner Parkhalle, die mit Besuchern jenseits der 40’er gut gefüllt war.

Das der Zusatz feat. Les Holroyd mit in der Bandbezeichnung auftaucht, liegt daran, dass von dem Melodicrock-Quartett aus den 70’ern nur noch Les Holroyd, der singt, Bass, Akustikgitarre und Keyboard spielt, übrig geblieben ist. Keyboarder Woolly Wolstenholme verließ 1979 die Band während der zweite große Songwriter und Sänger John Lees seit 1997 seine eigenen Wege geht. Schlagzeuger Mel Pritchard, der mit Les weitermachte, ist im Jahr 2004 verstorben.

Den Auftritt in Iserlohn bestritt Les zusammen mit Michael Byron-Hehir (Lead- und Akustikgitarre sowie Gesang), Ian Wilson (Gesang, Akustikgitarre und Bass), Colin Browne (Keyboards und Gesang), Steve Butler (Gesang Perkussion und Keyboards), und Paul Walsham (Schlagzeug und Perkussion) sowie dem 25köpfigen Philharmonischen Orchester Prag, das von Boris Jedlicka dirigiert wurde. Auf dem Programm standen neben Songs des letzten Studioalbums „Revolution Days“ auch einige Klassiker der Band, die in sehr schönen Versionen aufgeführt wurden. Nun, die Stücke von BJH waren ja immer schon sehr orchestral und bieten sich förmlich für eine Interpretation mit großem Orchester an.

Das zweistündige Konzert begann mit einer „Overture“ und dem Instrumentalstück „Prelude“ (aus der CD „Revolution Days“), die allein vom Symphonieorchester gespielt wurden. Der Beginn war sehr klassisch und hatte etwas von einem Rock-Klassik-Konzert. Das war ein gelungener Auftakt, denn das Motto war schließlich „Classic Meets Rock“. Obwohl einige der alten Fans doch etwas irritiert ob dieser ersten klassischen Ausrichtung waren. „Prelude“, das auf dem Album neben dem herrlichen Streicherarrangement auch durch E-Gitarre und Schlagzeug recht rockig rüberkommt, beschränkte sich bei dem Liveauftritt auf die symphonischen Elemente.

Als die Musiker von BJH die Bühne betraten, sich ihre Instrumente griffen und den ersten balladenhaften BJH-Song „January Morning“ vom 2003’er Album „Revolution Days“ anstimmten, übernahmen sie zunächst diese symphonisch sanfte Stimmung um dann rockiger und druckvoller zu werden. Der mir bis dato unbekannte Titel hat etwas Ohrwurmartiges, erinnert im Refrain allerdings ein wenig an Nino de Angelo’s „Jenseits von Eden“. Das folgende „Back In The Gane“ vom 97’er „River Of Dreams“ begann ebenfalls mit sanften Streichern um dann in den typischen BJH-Stil, der sich sofort in die Ohrgänge schraubt, überzugehen. Vor allem Michael Byron-Hehir machte an der E-Gitarre eine gute Figur.

Neben weiteren nicht so bekannten Songs spielten sie aber auch bekanntere Titel wie „Rock 'n’ Roll Star“, „Mocking Bird“, „Berlin“ und „Ring Of Changes“. Das die Zuschauer die älteren Stücke bevorzugten, war klar an den Reaktionen zu spüren. Der Einsatz der Symphoniker tat den einzelnen Stücken richtig gut, denn sie verliehen ihnen ein noch größeres Volumen, was die Songs noch mal um einiges voller klingen ließ. Mit „Life Is For Living“ war dann der offizielle Teil beendet. Der Zugabenteil begann dann mit ihrem bekanntesten Stück, nämlich „Hymn“. Und bei diesem Titel hielt es die Leute dann, in der komplett bestuhlten Halle, auch nicht mehr auf ihren Sitzen. Mit Standing Ovations wurden die Helden der Vergangenheit gefeiert. Dann folgten noch „Love On The Line“ und „Shadows On The Sky“.

Zum Abschluss des Konzertes animierte Les das Publikum zum mitklatschen und mitsingen. Dann verließen die Musiker nach und nach die Bühne und nach zwei Stunden war dann der Trip in die Vergangenheit zu Ende. Musikalisch konnten die Engländer und das Symphonieorchester auf ganzer Linie überzeugen. Les hat immer noch diese markante Stimme, mit der er damals schon - neben John Lees - die BJH-Stücke so einzigartig machte. Und genau das war es auch, was die Interpretation der Stücke so vertraut machte. Ein Trip, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verband.

Von dieser Tour wird es demnächst eine DoppelCD und LiveDVD geben.

 

Setliste:

Overture
Prelude
January Morning
Back In The Game
Yesterday’s Heroes
Rock ‘n’ Roll Star
Mocking Bird
Hold On
Berlin
Ring Of Changes
Play To the World
That Was Then
Life Is For Living
Hymn
Love On The Line
Shadows On The Sky

Nach dem Konzert fanden sich die sechs Musiker noch am Merchandisingstand ein, um den verbliebenen Fans jeglichen Autogrammwunsch zu erfüllen. Dabei zeigten sie sich sehr Publikumsnah. Der Höhepunkt eines ca. 10jährigen Fans war, das ihm Schlagzeuger Paul Walsham ein von allen Musikern unterschriebenes Trommelfell überreichte.

Die offizielle Homepage findet ihr unter www.barclayjamesharvest.co.uk/

Stephan Schelle, 09.04.2006