Aphodyl - live
MS Heiterkeit, Berlin 18.08.2012
 


    

Die Berliner Band Aphodyl ist schon eine außerordentliche Truppe. Da laden sie mal eben zu einem Konzert ein und lassen das ganze auf einem Schiff (die MS Heiterkeit) während einer gut sechseinhalbstündigen Fahrt auf der Havel ablaufen. Und im Eintrittspreis ist dann auch noch ein kaltes Buffet enthalten, das während der Fahrt, bei der auch so mancher Liter alkoholischen Saftes floss, zur Stärkung diente. So hatte die Veranstaltung etwas von einer großen Fete, bei der gut 120 Gäste mitfeiern konnten. Und das taten auch alle nach Herzenslust. Neben der klasse Musik lag das aber auch an der überaus herzlichen Art, die die vier Musiker, das sind Biene (Keyboards, Schlagzeug), Holger (Schlagzeug, Gesang, E-Gitarre), Arno (Bass) und Andy (Gitarre), an den Tag legen.

    

    

     

     

Was für ein unglaubliches Event. Da bucht eine Berliner Band einen Ausflugsdampfer um damit gut 6,5 Stunden auf der Havel zu schippern und währenddessen eine Riesenparty zu feiern. Auf dem Programm standen Stücke aus dem eigenen Repertoire. Während der Tour auf dem Wasser griff das Quartett – durch einige Pausen unterbrochen – zu ihren Instrumenten und spielte bei bestem Sommerwetter (Petrus muss wohl zuvor aphodylisiert worden sein) für die Gäste auf.

    

     

    

    

Dazu hatte sich die Band mit ihren Instrumenten unter Deck aufgebaut, während die Zuschauer entweder direkt in der Kabine bei den Musikern oder vorn bzw. oben auf dem Schiff, im Sonnenschein sitzend, die Musik genießen konnten. Nicht nur drin war die Musik sehr gut zu hören, auch außen kam sie gut rüber, was so manchen Schiffskapitän oder deren Gäste, die in der Nähe zum Aphodyl-Boot kreuzten, in Erstaunen und Verzückung versetzte.

    

    

     

    

Neben eigenen Stücken, die sehr stark dem Krautrock verhaftet waren (hier sind Ähnlichkeiten zu den frühen Jane nicht zu überhören) hatten sie mit „Daytime“ auch ein Stück der deutschen Rocklegende Jane im Programm. Darüber hinaus streuten sie auch noch Coverversionen von Deep Purple’s „Child In Time“ sowie Led Zeppelin’s „Rock’N’Roll“ ein. Den Abschluss bildete dann ihr hypnotischer Longtrack „Evolution“, der wohl als Meisterstück der Band bezeichnet werden muss.

    

    

    

Die Musik von Aphodyl hat ihren ganz eigenen Charakter und auf dem Schiff entwickelte sie eine ganz besondere Atmosphäre. Selten habe ich im Rockbereich eine Band gesehen und gehört, die so entspannt mit den Fans umgeht und so viel Spielfreude an den Tag legt, wie bei Aphodyl. Wer sich von diesen sympathischen Menschen nicht anstecken lässt, der hat auch sonst keine Regungen mehr zu zeigen. Die Band hatte dabei - wie es auf mich wirkte - den meisten Spaß am Spielen und das übertrug sich auch auf die Gäste. Und auch Petrus hatte ein Einsehen, denn besser hätte das Wetter für diesen einzigartigen „Rockausflug“ nicht sein können. Es war ein perfekter Tag/Abend. Im herrlichsten Sonnenschein gestartet, führte uns die Fahrt durch eine Sternenklare Nacht, zu denen die atmosphärischen Parts der Aphodyl-Musik stimmungsvoll ihren Beitrag leisteten.

     

    

    

    

Alle Musiker hatten sich besonders ins Zeug gelegt, aber ganz besonders möchte ich Biene hervorheben, die bei einem Stück Schlagzeug und Keyboards gleichzeitig spielte, während Holly von den Schlagfellen an die Saiten der E-Gitarre wechselte. Das war schon sehr beeindruckend.

    

     

    

     

Aphodyl lieferten einen wirklich tollen, hypnotischen, „aphodylisierenden“ Gig auf dem Wasser, der alle Besucher mitriss. Und je später die Stunde schlug, je mehr Gäste fanden sich auch auf der Tanzfläche ein, direkt vor der Band. Vor allem beim abschließenden „Evolution“ gab es kein Halten mehr. Wenn es ein Stück verdient hat auf CD gebannt zu werden, dann ist es dieses Stück, das die Band immer mal wieder verändert und das auch mal gerne 45 Minuten dauern kann (das kennt man doch von einem gewissen „Solar Music“ – oder?).

    

    

    

    

Aphodyl ist ein wahrer Geheimtipp für die Freunde des Krautrock. Wer die Band kennen lernen möchte, sollte es nicht verpassen am 01.09.2012 nach Balve zu kommen, denn dort spielen sie neben Jane, Demons Eye und Henrik Freischlader beim German Kultrock Festival III in einer Höhle. Das wird ein musikalisches Fest für die Band und die Zuschauer.

                    

    

                   
 

 
 

Setlist

Hope
Illusion
Myra
Hypnotic
Rainbow
Elektron
Cameltwist

Pain
Good Mashine
Ghost
Rain
Star

Beatsession

Magnet
U2
Daytime
Motörhead
Child In Time / Rock’N’Roll

Time
Holly’s Day

Evolution

 

Stephan Schelle, 19.08.2012