Alice Cooper    l i v e
 


    

Das Vincent Damon Furnier, besser bekannt als Alice Cooper, noch lange nicht zum alten Eisen gehört, zeigte er mit seiner vierköpfigen Band bestehend aus Kerri Kelli (Gitarre), Jason Hook (Gitarre), Eric Singer (Schlagzeug) und Chuck Garric (Bass) eindrucksvoll, denn er bot eine außergewöhnliche Show voll gestopft mit visuellen Effekten.

                   

                   

Das ging gleich zu Beginn schon los, in dem der riesige Vorhang mit Alice Cooper Schriftzug die Bühne noch verhüllte und er von hintern angestrahlt, nur als Silhouette zu erkennen war. Die Musik setzte ein, doch es dauerte einige Momente bis der Vorhang fiel und den uneingeschränkten Blick auf den Meister der morbiden, horrorartig angelegten Rockshow zuließ.

    

                   

Der Bühnenaufbau ähnelte einem Geisterschiff mit zerfetzten Segeln. Dazu wurde eine sehr stimmungsvolle Lightshow geboten, bei der die Bühne mal in tiefstem rot erstrahlte und Alice Haare durch eine Windmaschine zum wehen gebracht wurde, um dann wieder durch Nebelschwaden und unterschiedlichste Scheinwerfer in ein Farbenmeer getaucht zu werden. Auch die obligatorischen Riesenluftballons, die in die Menge geworfen wurden, durften nicht fehlen. Doch bei Alice sollen die nicht einfach nur durch den Zuschauerraum geworfen werden, sobald sie in der Nähe der Bühne waren, zerstörte er sie über den Köpfen der Zuschauer mit einem Schwertschlag und ein Konfettiregen, verbunden mit Rauchschwaden platzte aus den Ballons.

                   

    

Alice bot jede Menge für’s Auge. Ob nun mit lebensgroßen Puppen, ob mit Krücke hantierend, mit Kinderwagen (hier spießte er kurzerhand eine Baby auf einen Holzpflock), in der Zwangsjacke, Schwert schwingend oder ob Tänzerinnen (darunter Calico Cooper) in unterschiedlichen Verkleidungen (mal als Zombies, dann wieder als asiatische Schönheiten, oder verstörte Mordopfer) das Bild belebten, es war ständig was los auf der Bühne.

     

    

Natürlich stand auch das neue Album „Along Came A Spider“ auf dem Programm, von dem er einige Stücke spielte. Neben neuen Stücken hatte er aber auch eine ganze Reihe älterer Titel (darunter auch ziemlich alte Songs) im Programm. Von den bekannten Titeln streute er ebenfalls einige ein. Den Anfang machte dabei im ersten Teil „No More Mr. Nice Guy“, dem im späteren Verlauf noch „Billion Dollar Baby“, „Only Women Bleed“, „Teenage Frankenstein“, „Poison“ und „Schools Out“ folgen sollten.

    

     

Nicht nur die Optik überzeugte, auch musikalisch war das Konzert eine Offenbarung, denn es gab sehr viel Abwechslung wie zum Beispiel eine sehr schöne Akustikgitarreneinlage, die ein spanisches Flair verbreitete oder aber das ausgedehnte Schlagzeugsolo, das in den Set (beim Stück Halo Of Flies) eingebaut war. Das Solo klang vor allem durch den Hall, mit dem man den Sound unterlegte, unglaublich. Auch mischten sich die beiden Gitarristen Kerri Kelli und Jason Hook mit in das Schlagzeugspiel ein, indem sie auf Teile des Schlagzeuges mit eigenen Stücken bearbeiteten. Das gab dem Solo ein unheimliches Volumen. Es klang, als seien zwei richtige Schlagzeuger am Werk. Dazu bot Bassist Chuck Garric eine sehr akzentuierte rhythmische Basslinie, indem er zeitweise mit einem Stick seine Saiten anschlug. Das war sehr beeindruckend.

    

    

Beim vorletzten Stück des Hauptprogramms ließ sich Alice in eine Zwangsjacke stecken. Kurz darauf wurde ein Galgen auf die Bühne geschoben und Alice wurde kurzerhand erhängt und danach am Seil hängend von der Bühne geschoben. Während die Musiker dazu weiterspielten, zog sich Alice hinter der Bühne kurz um, kam im weißen Jackett mit weißem Zylinder hinter dem Schlagzeug hervor, während gleichzeitig das Bühnenbild durch ein riesiges weißes Banner, auf dem die typischen Alice Cooper-Augen überdimensional prangten, bestimmt wurde. In diesem Outfit gab er dann mit „Schools Out“ einen echten Klassiker/Knaller zum Besten und die Halle tobte und sang den Refrain lauthals mit.

                   

    

Als Zugaben hatte Alice dann die Stücke „Billion Dollar Baby“ und „Poison“ im Programm, allerdings fehlte der Knaller „Elected“, den ich mir statt „Billion Dollar Baby“ gewünscht hätte.

                   

                   

Alice hatte an diesem Abend seine Spendierhosen an. Nicht nur das seine Musiker mehrfach ihre Plektrons in die Menge warfen, auch Alice versorgte das Publikum mit kleinen Geschenken. Im Song Dirty Diamonds hatte er beispielsweise mehrere Perlenketten (natürlich Modeschmuck), die er in die Menge warf, oder bei „Billion Dollar Baby“ einige Geldscheinattrappen, die er von einem Schwert in die Menge schleuderte. Die Krönung war aber sicherlich, als er zum Ende von „Schools Out“ seinen Stab in die Menge warf. Der Fänger konnte sich über ein tolles Andenken freuen.

    

Alice Cooper und Band lieferten ein, für meinen Geschmack, ausgezeichnetes Konzert ab, das sowohl musikalisch wie auch visuell voll überzeugte. In dieser Form kann er gerne noch weitere Jahre die Bühnen unsicher machen.

Stephan Schelle, 22.11.2008

 
Alice Cooper live in Essen 2008