Alan Parsons Live Project - live
Colosseum Theater
, Essen 20.07.2012
 


    

Der Altmeister des perfekten Klangs, Alan Parsons, war zuletzt im Jahr 2009 in Deutschland live zu sehen. Für die Welttour, die ihn in diesem Jahr neben den USA und Südamerika nur für drei Termine nach Europa führte, hatte er zwei Konzertorte in Deutschland vorgesehen. Neben München trat er nur noch in Essen auf. Nachdem das 20:00 Uhr-Konzert im Essener Colosseum Theater schon sehr schnell ausgebucht war, ging man nicht in eine größere Halle, sondern legte kurzerhand ein zweites Konzert am gleichen Tag um 23:00 Uhr nach. Eine sehr lobenswerte Geste, die sich auszahlte, denn auch das Spätkonzert war zu gut 80 % ausgelastet.

     

    

Kennt man die Stücke des Klangtüftlers von seinen Alben nur als perfekte Klangkörper, denen die Ecken und Kanten fehlen (was aber in dieser Form perfekt ist), so zeigte sich Parsons mit seinem Live Project von einer etwas anderen, viel rockigeren Seite. Und ich muss sagen, den Stücken stand diese Interpretation ebenfalls ausgesprochen gut, denn das Feeling der Songs blieb erhalten und doch wirkte alles organischer und mehr wie eine Rockband.

     

In folgender Besetzung trat Alan Parsons Live Project auf: Alan Parsons (Gitarre, Gesang, Keyboards, Perkussion), P.J. Olsson (Gesang, Akustikgitarre), Tom Brooks (Keyboards), Danny Thompson (Schlagzeug), Guy Erez (Bass, Backgroundgesang), Alastair Greene (Gitarre, Gesang) und Todd Cooper (Gesang, Saxophon, Akustikgitarre, Perkussion).

     

    

Alan Parsons hatte ein sehr ausgewogenes Set zusammengestellt, das die Zuschauer weit in die 70’er und 80’er Jahre zurückversetzte, denn die Stücke, die auf dem Programm standen, stammten alle aus der Zeit zwischen 1976 und 1984, also zur Blütezeit seiner Karriere. Den Fokus legte Alan dabei auf das 80’er Album „The Turn Of A Friendly Card“, von dem er allein sieben Stücke präsentierte.

     

Auch wenn Alan Parsons in die Jahre gekommen ist, so zeigte sich an diesem Abend das er stimmlich immer noch sehr gut die von ihm gesungenen Songs darbieten kann. Neben Alan und dem Sänger P.J. Olsson griffen bei einigen Stücken auch Alastair Greene und Todd Cooper zum Mikro, was für Abwechslung sorgte.

     

    

Mit dem Titelstück des 77’er Werkes „I Robot“ startete Alan Parsons Liveproject mit dem ersten Instrumental des Abends in das Programm. Das Intro kam aus dem Off, während Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist und Keyboarder die Bühne betraten. Als letzter kam dann Alan Parsons selbst unter großem Applaus auf die Bühne. Gleich zogen diese wunderbaren Klangkaskaden und Rhythmen, die alle an der Musik von Parsons so lieben, durch den Raum. Allerdings zeigte sich auch schon bei diesem Stück, das hier eine richtige Band am Werk ist, die dem Sound eine gewisse organische Tiefe verlieh. Man war als Zuschauer sofort von diesen Klängen gefangen, die einen seit der Jugend begleiten.

     

    

Es folgte mit „Damned If I Do“ der erste Song zu dem dann auch zunächst P.J. Olsson und im späteren Verlauf auch Todd Cooper auf die Bühne kamen. Perlende Synthieklänge eröffneten diesen zwischen symphonischen Sounds und Popklängen hin und her pendelnden Song. P.J. Olsson zeigte mit seiner leicht rauchigen Stimme,. dass er genügend Charisma besitzt, um Alan’s Songs zu interpretieren. Schon bei diesem Stück kam dann auch Stimmung auf und das Publikum ging gut mit.

    

    

Dann kam mit „Don’t Answer Me“ einer seiner größten Hits, was die Stimmung im Theater schon auf den Höhepunkt trieb. Ein echter Evergreen. Und Parsons & Band präsentierten dieses Stück rauer und ungeschliffener, als es in der Studioversion daherkommt. Sehr schön war auch das Saxophonsolo von Todd Cooper, der, während er sein Instrument spielte, am Bühnenrand entlangging. Die Arrangements ließen überhaupt eine Menge Platz für Soli, die auch ausreichend genutzt wurden.

     

Nach diesem Hit folgte mit „Time“, dem ersten von mehreren Stücken des Albums „The Turn Of A Friendly Card“ ein etwas ruhigerer, verträumter Song. Das folgende „Wouldn’t Wanna Be Like You“, das von Alastair Greene gesungen wurde, zeigte sich dagegen von einer sehr funkigen Seite, was vor allem an den Gitarren lag. Am Ende des Stückes fügte Guy Erez noch ein mitreißendes Bass-Solo ein, das vom Publikum durch rhythmisches Klatschen begleitet wurde.

    

    

Dann stand ein längerer Zyklus, bestehend aus fünf Stücken des Albums „The Turn Of A Friendly Card“ auf dem Programm. Alan erklärte, dass er im Vorfeld die Fans gefragt habe, welche Stücke sie gerne live hören würden und dort wurde das Album „The Turn Of A Friendly Card“ am meisten genannt. Und so spielte die Band die Stücke, die auf dem Album die Suite oder den Kern bilden, hintereinander. Bei „Nothing Left To Loose“ griff Alan dann selbst zum Mikro und intonierte sehr einfühlsam diesen Song. Dazu boten die anderen Musiker herrlichen Satzgesang und Alastair Greene begab sich für ein Gitarrensolo direkt an den Bühnenrand. Das sind Momente, die Gänsehaut erzeugen. Beim abschließenden „The Turn Of A Friendly Card Part 2“ durfte dann auch Todd noch einmal ein unter die Haut gehendes Saxophonsolo spielen.

     

    

Eines der bekanntesten Instrumentals von Alan Parsons ist wohl „Lucifer“. Alan und Band spielten es in der „Luciferama“-Version. Das Stück interpretierte die Band sehr organisch. Der Rhythmus kam sowohl aus der Rhythmusmaschine wie auch von Schlagzeuger Danny Thompson, die sich so wunderbar ergänzten. Alan nutzte dieses Stück, bei dem er in die Gitarrensaiten griff, um an den Bühnenrand und somit nah ans Publikum zu kommen. Er zeigte sich an diesem Abend sehr Fannah, denn bei der abschließenden Verabschiedung schritt er am Bühnenrand entlang und klatschte die Hände der vorne stehenden Fans ab.

     

Im Stück „Psychobabble“ übernahm dann erstmals Todd Cooper das Mikro. Während des Songs griff er sich dann noch seinen Tablet-PC und spielte auf der „Glasscheibe“ einige Effekte. Im folgenden „Prime Time“ war dann wieder Alastair Greene für den Gesang zuständig, während der Rest erneut herrlichen Satzgesang beisteuerte. In diesem Stück kam dann auch Keyboarder Tom Brooks zu seinem Solo, in das er auch einige jazzige Töne einband.

    

     

Dann kündigte das kurze Instrumental „Sirius“ das Titelstück des Albums 82’er Albums „Eye In The Sky“ an, mit dem nach gut 75 Minuten der offizielle Teil des Konzertes zu Ende ging. Alan übernahm bei diesem Stück erneut den Leadgesang. Unter großem Applaus verließ die Band die Bühne um dann aber schon nach wenigen Momenten für einen gut 20minütigen Zugabenteil wieder zurück zu kommen.

    

    

Der Zugabenteil begann mit einem Knaller, denn Alan & Co. spielten „(The System Of) Doctor Tarr And Professor Fether“ vom Debütalbum „Tales Of Mystery And Imagination Edgar Allan Poe“. Das war ein absoluter Höhepunkt, denn das Album ist bis heute unübertroffen. Es folgte „Old And Wise“ mit einem ausgiebigem Saxophonsolo sowie mit „Games People Play“ ein weiteres Stück der Platte „The Turen Of A Friendly Card“. Mittlerweile war das Publikum von den Sitzen gestiegen. Die Zuschauer klatschten und tanzten dabei zur Musik. Den Abschluss bot dann ein weiteres Highlight, denn in den Sound schlich sich plötzlich eine Bassfolge ein, die schnell als Anfang von „The Raven“ (ebenfalls vom Debütalbum) auszumachen war. P.J. Olsson sang den Titel ganz ohne Stimmverfremdung, was auch gut klang. Dieser unter die Haut gehende Song beschloss dann endgültig ein Konzert, bei dem Alan Parsons, der während des Konzertes zwischen Keyboards und Gitarre hin und her wechselte, eindrucksvoll bewies, dass seine Lieder auch heute noch voller Energie und Leidenschaft stecken. Und die Interpretation im Rockgewand stand ihnen darüber hinaus sehr gut. Zu erwähnen ist auch noch der glasklare Klang, der den Stücken Druck und Transparenz verlieh. Ein tolles Konzert.

    

 
 

Setlist

I Robot
Damned If I Do
Don’t Answer Me
Time
Wouldn’t Wanna Be Like You
The Turn Of A Friendly Card
a) The Turn Of A Friendly Card Part 1
b) Snake Eyes
c) The Ace Of Swords
d) Nothing Left To Loose
e) The Turn Of A Friendly Card Part 2
Luciferama
Psychobabble
Prime Time
Sirius / Eye In The Sky

 

Zugaben

 

(The System Of) Doctor Tarr And Professor Fether

Old And Wise

Games People Play

The Raven

 

Stephan Schelle, 21.07.2012