Grobschnitt Live
"Zauberhafte Abende" Herdringer Jagdschloss 15.08.2009
 


    

Den Beginn machten die Lokalmatadoren aus Hagen, die aufgrund eines größeren Equipments am frühen Abend vor Wishbone Ash begannen. Auch wenn die acht Musiker derzeit alle bürgerlichen Berufen nachgehen und mit der Musik nicht mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten, ändert dies nichts an der Professionalität, mit der sie ihre Konzerte bestreiten, so auch an diesem Abend. Ganz im Gegenteil, neben einer perfekt eingespielten Truppe zeigte man sich – wie auch bei allen anderen Konzerten - sehr spielfreudig und publikumsnah.

    

    

    

    

     

Als die acht auf die Bühne kamen, vollzogen sie zunächst das Ritual, das sie vor jeder Show abhalten, sie bilden einen Kreis und nehmen sich in den Arm und beschwören so den Teamgeist. Dies war in Herdringen erst das zweite Mal (zuvor hatten sie dies in Dortmund gemacht), dass sie dies nicht hinter, sondern auf der Bühne machten. Gleich zu Beginn betonte Willi Wildschwein, Sänger der Gruppe, humorvoll, dass er sich sehr darüber freut, dass die Veranstalter neben zwei kommerziellen Veranstaltungen auch noch eine kulturell wertvolle in das Festivalprogramm eingebunden und mit Wishbone Ash und Grobschnitt zwei hervorragende Rockbands verpflichtet haben. Damit sprach er den Zuschauern aus der Seele, die bei herrlichstem Sommerwetter nach handgemachter Rockmusik dürsteten.

    

    

                   

    

Gegen ca. 19.50 Uhr startete das Hagener Oktett, das sind Willi Windschwein (Gesang, Akustikgitarre), Milla Kapolke (Bass, Gesang), Rolf „Admiral Top Sahne“ Möller (Schlagzeug, Perkussion), Toni Moff Mollo (Lichtdesign, Gesang), Deva Tattva (Keyboards), Stefan „Nuki“ Danielak (E-Gitarre), Manu Kapolke (E-Gitarre, Akustikgitarre) und Demian Hache (Perkussion) ihren Set.

    

    

    

    

    

Einen kleinen Wermutstropfen hatte dieser frühe Beginn für alle aber, denn Grobschnittkonzerte werden unter anderem immer von einer tollen Lightshow begleitet, die bei den Lichtverhältnissen in der ersten Hälfte des Konzertes leider nur andeutungsweise zu sehen waren. Als sich der Himmel verdunkelte, wurde die ganze Kraft der Lichtelemente dann aber deutlich. Aber dieser Umstand fiel nicht wirklich ins Gewicht, denn die Hagener präsentierten bei ihrem Jubiläumskonzert, es war das 20igste seit der Reformation im Jahr 2007, einen gewohnt energiereichen, mitreißenden Auftritt. Nachdem „Razzia“ verklungen war stieß die Band zur Feier des Tages mit einigen Gläsern Sekt, die sie den Fans in der ersten Reihe überreichten (hier stehen die treuesten Fans), auf dieses Ereignis an und leitete dann zu dem Klassiker „Vater Schmidt’s Wandertag“, das mit den Worten „Heut’ ist ein schöner Tag …“ beginnt, über. Passender kann wohl kein Lied die Stimmung wiedergeben. Dieser Song, einer der Favoriten in Fankreisen, wurde dann auch lauthals mitgesungen.

    

    

    

    

    

Die Jungs gingen weiter durch ihr Programm, das aufgrund der zwei Acts leider etwas verkürzt ausfiel (mit mehr als zweieinhalb Stunden ist es aber immer noch länger als das volle Programm vieler anderer Gruppen). Schon im ersten Teil der Show kam mit „Another Journey“ das in 2008 neu komponierte und in diesem Jahr veröffentlichte Lied, mit dem sich die Band bei ihren Fans bedankte. Diese, im Stile der Eagles gehaltene Nummer, ist eine Reise durch alle Alben und viele der Songs der Gruppe. Immer wenn dieser Song durch die Boxen schallt, stellt sich bei den Besuchern eine Gänsehaut ein.

     

    

    

     

    

Es gab aber weitere Höhepunkte wie „Könige der Welt“, einen Teil des Albums „Rockpommel’s Land“ und natürlich „Solar Music“. Während die Gruppe bei regulären Konzerten nach „Rockpommel’s Land“ immer eine gut 20minütige Pause einlegt, spielten sie an diesem Abend durch. Doch die Fans sorgten dafür, dass das Feeling, was bisher alle anderen Konzerte begleitet, auch hier aufkam, denn nach dem Klassiker erschallte aus mehr als 1.000 Mündern „Oh, wie ist das schön“ (so wie bei allen anderen Konzerten auch). Und diese Stimmung zeigte, dass Grobschnitt gleich vom ersten Moment an durch ihre authentische und spielfreudige Art die Herzen der Zuschauer erobert hatte. Nicht nur mir liefen in diesem Moment  wohlige Schauer über den Rücken.

    

    

    

    

    

„Solar Music“ wurde in der „Sonnentanz“-Version gespielt, allerdings ohne den Saxophon-Part, der in den 80’ern enthalten ist. Wie gewohnt ist dieses Kernstück jedes Grobschnitt-Auftritts ein absolutes Erlebnis für alle Sinne, denn neben hinreißenden Soli der einzelnen Musiker, die mit frenetischem Zwischenapplaus bedacht wurden, gehört auch immer eine opulente Liveshow zum Programm. Ob die Schleifhexen Funken sprühen, der Sonnengott mit seinen beiden Begleitern für Atmosphäre sorgt oder die Schwertkämpfer ihre Fehde im dichten Nebel auf der Bühne austragen, alles, was das Herz begehrte, war dabei. Und nach „Mary Green“ und „Space Rider“ gab es dann zum Abschluss noch ein Schmankerl. Die berühmte Endpassage mit dem Wikinger aus der „Solar Music“-Version, die Grobschnitt in den 70’ern spielte (manche werden dies noch aus dem Rockpalast-Mitschnitt von 1978 kennen), stellte den abschließenden Höhepunkt dar.

    

    

    

    

    

    

Und noch ein Wort zur Bühne und zum Sound. Selten haben die „Groben“ auf solch einer großen Bühne und mit einer derart großen PA gespielt. Die Anlage, die vom Vortag (Peter Fox-Konzert) noch stand, sorgte für einen unglaublich warmen, glasklaren, aber auch druckvollen Sound.

    

    

       

    

Fazit: Nach mehr als zweieinhalb Stunden konnte man nicht nur in die glücklichen Gesichter der Musiker blicken, auch auf dem weiten Areal des herrlichen Schlossparks (die Besucher hatten genügend Auslauf und ausreichend Möglichkeit sich mit Getränken und Speisen zu versorgen) waren nur zufriedene Gesichter von Besuchern zu sehen, die von dem Auftritt restlos begeistert waren. So mancher, der diese neue Formation noch nicht gesehen hatte, war überrascht, mit welcher Qualität und Hingabe die Musiker hier ans Werk gingen.

    

    

    

    

Als bekennender Grobschnitt-Fan und -Kenner bin ich glücklich darüber, dass es mit dieser Formation weitergehen wird. Die Band ist dabei das komplette „Rockpommel’s Land“-Material, des lediglich Ende der 70’er auf einer Tour in voller Länge gespielt wurde, einzustudieren. Die Premiere wird am 24.10.2009 in Hückeswagen stattfinden. An dieser Stelle kann ich es nur noch einmal betonen. Wer Grobschnitt in diesem Jahrtausend noch nicht live erlebt hat, der sollte dies unbedingt nachholen, es lohnt sich.

    

    

    

 
 

Setlist

Intro / Razzia
Vater Schmidt
Keine Angst
Film im Kopf
Könige der Welt
Silent Movie
Another Journey
Ernies Reise
Anywhere
Rockpommels Land Finale
Solar Music (Sonnentanz)
Mary Green
Space Rider
Powerplay (Vorstellung der Band und Danksagungen)
„Solar Music“ (Auszug 70’er Version)

 
  Stephan Schelle, 16.08.2009