TMA & Friends
(Güterhallen, Solingen -  30.08.2014)

In der Galerie Peter Amann (Pest Projekt), das sich in den Güterhallen Solingen befindet, gaben TMA & Friends am 30.08.2014 ein Konzert unter dem Titel „Electronic Synthesizer Rock“. Die Güterhallen Solingen bestehen aus mehreren Ateliers, die von den unterschiedlichsten Künstlern genutzt werden. Das Konzert von TMA fand im Rahmen der Ausstellung „Lascivité et L’amour“ statt, bei der das Thema Erotik in den unterschiedlichsten Variationen und Formen dargestellt wurde. TMA & Friends, das waren Torsten M. Abel (Synthesizer), Wolfgang „Alien Nature“ Barkowski (Synthesizer), Martin „Martinson“ Rohleder (Gitarren) und Thomas „Tommy“ Betzler (Schlagzeug).

    

    

     

Unterteilt war das Konzert in zwei gut 45minütige Hälften sowie einen Zugabenteil. Kurz nach 20 Uhr starteten die vier Musiker in ein Set, das aus Stücken von TMA, Alien Nature und auch Martin Rohleder stammte. Einige der Tracks sind auch Bestandteil des ersten Albums des Projektes Sternentraumreise. Neben älteren Stücken standen aber auch komplett neue Titel auf dem Programm.

    

    

     

Gestartet wurde mit einem neuen Track von TMA, der den Titel „Children’s Eye“ trägt. Das Stück begann mit einem Keyboardintro, das zunächst nach einem Progstück klang. Die verträumten Harmonien leiteten in einen gut fünfeinhalb minütigen Track ein, der durch die sanften E-Gitarreneinlagen von Martin und dem Schlagzeugspiel von Tommy einen rockigen Anstrich bekam. Je länger das Stück dauerte um so proggiger wurde es. Hier zeigte sich schon, das TMA & Friends neben den typischen elektronischen Klängen auch rockige Elemente einbauen wollten, was ihnen auch bestens gelang.

    

    

     

Etwas düsterer begann dann „Room No. 6“ von Alien Nature. Zunächst waren einige mystische und bedrohlich futuristische Sounds zu hören, die aber spätestens nach einer Minute durch einen ansprechenden Rhythmus, der von Torsten mit rhythmischem Klatschen begleitet und das vom Publikum aufgenommen wurde, in eine hellere, freundlichere Passage überging. Nur langsam entwickelte sich dieses Stück, dessen Grundlage der gleich bleibende Rhythmus war. Besonders durch die sägende E-Gitarre bekam das Stück aber noch einmal mehr Dynamik. Im zweiten Teil des Stückes wechselte die doch etwas monotone Grundstimmung zu einem melodischen Part. Torsten ging dabei ein ums andere Mal ganz schön hinter seinen Keyboards ab, während Martin ebenfalls tolle Soli beisteuerte.

    

    

    

Zu Beginn von „Modulus IV“, mit dem TMA seine Reihe der „Modulus“ benannten Tracks fortführt, ließ er die Synthies fiepen und startete mit einem Rhythmus, der stark an frühe Tangerine Dream-Zeiten erinnerte. Wer Sequenzer orientierte Musik mag, der wurde mit diesem sehr schönen, fast 15minütigen Stück belohnt. Das war typischer TMA-Stoff.

    

    

    

Mit „Wechselspiel“ kam dann das erste Stück, das dem Planetariums-Musical „Sternentraumreise“ vom gleichnamigen Projekt entnommen wurde. Sehr schöne spacige und harmonische Synthieschwaden wehten durch dieses mehr als siebenmüntige Stück. Dazu waberten passend die Nebelwolken durch den Raum, die von mehrstrahligen Spots durchbrochen wurden. Ein Stück zum Träumen und die Gedanken fliegen lassen. Das folgende gut sechsminütige „Lifeforms“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der vier Musiker (4F = Four Friends), das bisher unveröffentlicht ist. Hier kamen dann auch die Laser zu ihrem Recht. Der Track war recht rhythmisch und hatte wieder einige rockige Elemente aufzuweisen. Vor allem Torsten sah man seine Begeisterung an, denn er bewegte sich wieder rhythmisch hinter seinem elektronischen Instrumentarium.

    

    

    

Mit dem Stück „The Motionless Bird“ von Wolfgang Barkowski alias Alien Nature endete der erste Teil des Konzertes. Hier kam zum ersten Mal der Ribbon Stick (der Firma Doepfer) von Torsten M Abel zum Einsatz. Mit diesem stabförmigen elektronischen Instrument konnte Torsten sehr atmosphärische Synthiesounds spielen, während er sich frei durch den Raum bewegte. Der Track vom aktuellen Alien Nature Album „The Airtight Of Jerry Cornelius“ präsentierte sich als hoch melodisches Stück, das die Nähe zu Künstlern wie Ron Boots & Co. nicht ganz verleugnen konnte. Sehr schön anzusehen war wie Torsten und Martin voreinander standen und gemeinsam das Stück immer weiter vorantrieben, während Wolfgang für tolle Flächen und Tommy den nötigen Rhythmus beisteuerte. Dieses Stück gehörte zu den Highlights des Konzertes.

    

     

    

Den zweiten Teil des Konzertes starteten TMA & Friends mit einem neuen, neunminütigen Stück, das aus ihrer gemeinsamen Feder stammte und „The Enigma“ betitelt ist. Zu Beginn waren elektronische Effekte zu hören, in die sich dann der Sequenzer einschaltete. So begannen die vier recht rockig, allerdings hatte das Stück auch einige Längen. Dem ließen sie dann das Stück „Centaurus A“ von ihrem Livealbum „4F Live“ folgen. Hier legten sich alle vier wieder mächtig ins Zeug und durchbrachen die Grenzen zwischen Elektronik- und Rockmusik. Tommy hatte sich so intensiv mit seinem Schlagzeugspiel eingebracht, dass er sich mitten im Stück seine Kopfhörer aus dem Ohr schlug. Dies behinderte ihn aber nur kurz. Und in diesem rockigen Stil machten die vier munter weiter bzw. setzten noch einen drauf.

     

    

     

„Things To Come“ von Alien Nature bekam in dieser Zusammensetzung noch mehr Dynamik und Drive als es der Originaltitel vermag. Die vier präsentierten eine Mischung aus Elektronik-, Rock- und Pop-Elementen. Dann kam das für mich absolute Highlight des Konzertes, Martin Rohleders Stück „Sunset On The Beach“. Das Stück stammt aus der „Sternentraumreise“, war aber in dieser Form leicht abgewandelt. Während Tommy unter anderem einige Perkussionelemente wie den Rainstick einsetzte, kam Torsten erneut mit seinem Ribbon Stick in die Bühnenmitte und lieferte sich mit Martin einige schöne Duelle. Vor allem die atmosphärischen Gitarrenklänge, die hier auch an Progrrock erinnerten, gingen - neben den herrlichen Synhieharmonien von Wolfgang und den Melodielinien von Torsten - förmlich unter die Haut. Das hatte für mich das Flair der ersten Dancing Fantasy-Produktion.

    

    

    

Mit dem Stück „Der Weg wohin“ legten sie dann gleich noch einen Titel von „Sternentraumreise“ nach. Dieser sehr atmosphärische und leicht dahinschwebende Track wurde von Tommy wieder mit zahlreichen Perkussioneinlagen und -instrumenten begleitet. Und mit einem weiteren neuen Titel von TMA, „Arpwelt“ endete dann der zweite Teil des Konzertes. Das zunächst sehr sphärisch beginnende Stück entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einem sehr rhythmischen und rockigen Track, bei dem alle Vier nochmal mächtig Gas gaben.

    

    

    

Der Zugabenteil begann dann mit dem unverwüstlichen und allseits beliebten TMA-Stück „Circular Movement“. Zweifellos ist das Stück eines der besten von TMA, das auch in der gut achtminütigen neuen Version nichts von seiner Faszination verloren hat. Ganz im Gegenteil. Eingeleitet wurde das Stück mit Sirenen, die nach einem Fliegeralarm klangen.

    

    

                   

Der letzte Titel der Zugaben war dann - recht ungewöhnlich - einem anwesenden Musiker gewidmet. Die Vier spielten das Stück „Top Sigrid“ von Hagen von Bergen, mit dem die Musiker seit einiger Zeit eine Freundschaft verbindet. Der Track ragte ein wenig aus dem Set heraus, da er eine tanzbare Nummer darstellte und das Publikum zum rhythmischen Klatschen verleitete während Torsten tanzend hinter seinen Keyboards agierte und Tommy an den Fellen noch mal Alles gab. Auch Martin konnte sich diesem teils funkigen Rhythmus nicht still hingeben, sondern bewegte sich ebenfalls rhythmisch zur Musik. Mit einigen Glockenschlägen läutete Tommy dann das Ende ein.

    

    

     

Nach gut zwei Stunden Musik endete ein gutes Konzert von TMA & Friends, das sowohl bekanntes, wie auch komplett neues Material bot. Als visuelle Effekte wurden den Zuschauern reichlich Nebel, Licht und Laser geboten. Teilweise waren die Musiker derart eingenebelt, dass man sie nur schemenhaft erkennen konnte. Zu der elektronischen Musik passten diese Effekte aber sehr gut.

    

    

 


Setlist

Children’s Eye - neues Stück von TMA
Room No. 6 - Alien Nature (The Airtight Of Jerry Cornelius)
Modulus IV - neues Stück von TMA
Wechselspiel - Sternentraumreise
Lifeforms - neues Stück von 4F Live
The Motionless Bird - Alien Nature (The Airtight Of Jerry Cornelius)

The Enigma- neues Stück von 4F Live
Centaurus A - TMA And Friends (4F Live)
Things To Come - Alien Nature (The Airtight Of Jerry Cornelius)
Sunset On The Beach - Sternentraumreise (geschrieben von Martinson)
Der Weg wohin - Sternentraumreise
Arpwelt - neues Stück von TMA

Zugabe

Circular Movement - TMA (Sequentrips)
Top Sigrid - Hagen von Bergen (Jetzt)

 

Stephan Schelle, September 2014