Bereits beim E-Day im April diesen
Jahres hatte Stephan Whitlan für eine Überraschung gesorgt, denn bisher
war er mit seiner Musik in der Szene noch recht unbekannt, lieferte aber
mit einem kurzen Soloprogramm vor John Dyson’s Auftritt einen
beachtlichen Gig. Mit seiner gut 20minütige Performance sorgte er für
soviel Nachfrage, dass sich Groove Unlimited dazu entschieden, ihn als
Opener beim E-Live auftreten zu lassen.
Stephan Whitlan
betrat allein die Bühne und meinte zu Beginn, dass es eine Art Best Of
geben aus seinen bisherigen ca. vier Platten würde, die er in den gut 15
Jahren herausgebracht hatte. Allerdings würden es nicht die besten oder
die einfachsten Stücke werden, sondern die Stücke, die ihm am meisten
gefallen. Und so locker wie das klingt, war er auch drauf.
Alle, die ihn schon im April gesehen
hatten, wussten was jetzt kam, als er sagte, ich mache da weiter, wo ich
im April aufgehört habe. Sagte es, öffnete sich eine Dose Guinness, goss
die in einen Glaskrug und fing an zu spielen. Das ist der britische
Humor, den ich liebe. Im Verlauf seines Programms griff er dann mehrfach
– teilweise sogar während er die Keyboards bediente – zu seinem
Erfrischungsgetränk.
Leider saß er während des Konzertes
oft mit dem Rücken zum Publikum, so dass man ihn meist nur von hinten
sehen konnte, was ich sehr schade fand. Das hatte aber wiederum den
Vorteil, dass man ihm lange Zeit auf die Finger schauen konnte und
mitbekam, dass er vieles live spielte. Natürlich wurden einige Dinge aus
den elektronischen Gerätschaften beigesteuert, das geht aber auch nicht
anders, wenn man derartige Musik allein live auf die Bühne bringt. Aber
das was er live spielte, zeigte, dass er ein wahrer Könner an seinen
Instrumenten ist.
Stilistisch liegt die Musik von
Stephan Whitlan nahe bei der Musik von John Dyson & Co., da macht sich
seine Zusammenarbeit mit seinem britischen Kollegen natürlich bemerkbar.
Aber trotz alledem hat seine Musik genug Eigenständigkeit. Sehr schöne
Arpeggios und Sequenzen kamen aus dem Off, zu dem er dann herrliche
Melodien spielte. Das ist die Art von Musik, die ich liebe.
Neben älteren Stücken gab es auch
Titel von der aktuellen CD „Triangulation“, die an diesem Tag erschien.
Zwischen den Stücken gab Stephan dann immer einige Infos zum Besten.
Aber nicht nur eigene Kompositionen gab er zum Besten auch Töne von
anderen bekannten Musikern der Szene gehörten zu seinem Repertoire.
So leitete er beispielsweise mit einem
Satz über Mondfahrten zu dem Stück „Pulstar“ von Vangelis über, das er
mit einem Intro begann, das an einen Science Fiction Soundtrack
erinnerte und das dann in eine Passage aus „Blade Runner“ überging. Dann
schälte sich so langsam ein weiterer Sound heraus („Nucleogenesis“ –
ebenfalls vom Vangelis-Album „Albedo 0.39“) um dann in „Pulstar“
überzugehen. Stephan lieferte eine tolle Version dieses
Vangelis-Klassikers. Zum Ende, während die Zuschauer noch in den sehr
harmonischen Melodiebögen versunken waren, ließ er das Stück mit einem
harten Ende abrupt ausklingen.
Als Zugabe brachte er dann ein Stück,
dass er bereits im April gespielt hatte und das zunächst mit einem
Pianosolo begann und dann in Parts der Soundtracks von Star Trek, Star
Wars und Dr. Who überging. Darunter mischte er dann auch noch einige
Töne vom ersten Elektronikhit der Popgeschichte, „Popcorn“ von Hot
Butter.
Ein kleines Handycap stellte sich
hinterher noch heraus, Stephan spielte an diesem Tag an geliehenen
Geräten, deren Einstellung er nicht kannte. Es zeugt aber von seiner
Klasse, dass er diesen Umstand durch sein virtuoses Spiel äußerst
wirkungsvoll wettmachte. Stephan lieferte ein tolles Konzert, bei dem er
zeigte, dass er zu den besten Keyboardplayern der Szene gehört.
Setlist
Illegal Data
Pulstar (von Vangelis)
Second Hand
Blue Light
Arabella
Stephan Schelle,
18.10.2009
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