Als Track zwei durchs Auditorium schallte, schwebte John Carpenter durch den
Raum. Der Track hatte anfangs eine gewisse Ähnlichkeit zum Soundtrack seines
Filmes „Die Klapperschlange“. Nachdem der Track so ca. zehn Minuten in
vollem Gange war, schockte die Band so manchen Elektronikfan. Erste
Anzeichen für ein nicht übliches Konzert von r.m.i. hätten sofort beim
öffnen des Vorhanges deutlich werden müssen, denn in der Mitte der Bühne
stand ein Schlagzeug und genau hinter dieses platzierte sich nun Steve
Dinsdale.
Nun, man kennt das ja von einigen Elektronikkonzerten, dass auch ein live
gespieltes Schlagzeug gut zu der Musik passt. Bekanntestes Beispiel dürfte
wohl Harald Grosskopf sein. Steve spielte aber nicht nur zur rhythmischen
Begleitung sondern gab am Schlagzeug quasi den Startschuss zu einem
musikalischen Wechsel. Plötzlich fingen die drei tierisch an zu rocken, denn
auch Duncan verließ seien Platz am Sequenzer und begab sich mit seiner
Bassgitarre in die Bühnenmitte. So boten sie eine Mixtur aus Krautrock und
Progressivrock der frühen 70’er Jahre. Nach einigen Minuten entwickelte sich
das Stück wieder in die bekannten Sequenzerebenen von r.m.i. zurück. Dieser
Schock saß jedoch bei einigen Zuschauern etwas tiefer, denn nach dieser
Einlage verließen einige irritiert den Saal. Schade, denn der Auftritt von
r.m.i. war sehr belebend.
Zwischen den Tracks griff Steve immer mal wieder zum Mikro um einige Worte
ans Publikum zu richten. Zwischen dem zweiten und dritten Track erklärte er,
dass die Band sich durch einige deutsche Krautrockbands der späten 60’er und
frühen 70’er hat inspirieren lassen. Besonders betonte er die Neigung zur
Musik der deutschen Band CAN und dem Umstand, das r.m.i. als Supportact von
Damo Suzuki (ehemaliges Mitglied bei CAN) aufgetreten ist. Steve meinte,
dass r.m.i. das spielen würden, was ihnen gefalle. Na und so ging es für
einige Elektronikfans dann doch eher ungewöhnlich weiter denn Track drei
wurde wieder von E-Gitarre, Bass und Schlagzeug bestimmt und die Sequenzer
nahmen eine Auszeit.
Der dritte Track war ganz
im Stile von CAN. Mit geschlossenen Augen war man musikalisch um Jahre in
die Zeit des Krautrock zurückversetzt. Steve ging hinter seiner
Schießbude, die er vor Konzertbeginn mit einem Stofflöwen verziert hatte,
richtig ab. Neben dem spaßigen Element symbolisierte der Stofflöwe für
mich die Energie, Kraft und Lautstärke, die sie mit der Rockeinlage boten.
Steve wechselte immer
wieder mit Gary Blicke aus und man spürte förmlich die Energie, die
zwischen ihnen floss. Duncan war hingegen ganz von seinem Bassspiel
eingenommen. Während die drei wieder Minutenlang auf der Bühne abrockten,
was ihnen sichtlich zu gefallen schien, trieb es die nächsten Zuschauer
aus dem Saal.
Es folgte der letzte
Titel, der dann wieder in der Tradition der drei Engländer gehalten war.
Es wurde also wieder an den Geräten geschraubt und gedrückt. Die drei
lieferten eine gelungene Vorstellung ab, die mich als Elektronik- und
Rockfan zu begeistern wusste (Daumen hoch).
Während des Konzertes
konnte man sehen, dass die Musiker aufeinander reagierten. Ob nun verbal
zwischen Steve und Duncan oder per häufigem Blickkontakt zwischen Steve
und Gary.
E-Live
2003 war eine abwechslungsreiche Angelegenheit, die hoffentlich ihren
Stellenwert behalten wird, ist es doch eines der wenigen Festivals in
dieser Musiksparte. Allerdings ist zu vermerken, dass bei derartigen
Events häufig dieselben Gesichter zu sehen sind, die Szene ist halt, wie
viele andere, klein. Ich wünsche mir, dass auch andere Musikliebhaber sich
auf derartige Veranstaltungen trauen, vielleicht kann da zum Beispiel die
Kombination, die r.m.i auf’s Parkett gelegt hat, dazu beitragen.
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