Broekhuis, Keller & Schönwälder
Live in der Dorfkirche Repelen am 16.03.2024

Auch im Jahr 2024 sind sich die Elektronikmusiker Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder, die sich mittlerweile seit 30 Jahren  kennen, zusammen Musik machen und in der Dorfkirche in Repelen seit 2005 Konzerte spielen, wieder treu geblieben und beglückten die Elektronikfreunde mit einem Frühjahrskonzert in der Dorfkirche in Repelen. Allerdings dieses Mal nicht mit einem Doppelkonzert, bei dem zunächst das Trio am ersten Tag und am zweiten Tag dieses um die Musiker Raughi Ebert und Thomas Kagermann erweitert wurde, oder wie im Vorjahr, wo sie ein zweigeteiltes Set als Trio und in Quintett-Besetzung spielten. Das Konzert in Quintrett-Größe wird dann voraussichtlich am 12.10.2024 in der Sankt Ludger Kirche in Duisburg-Neudorf stattfinden. Der Eintritt zum Konzert war frei, allerdings wurde beim Verlassen der Kirche eine Spende eingesammelt. So konnte jeder seinen Obolus selbst bestimmen.

 

    

     

Das gut 100minütige Konzert bestand aus sechs neuen Stücken, die „Gladbeck Tapes 1“ bis „Gladbeck Tapes 6“ benannt waren. Sie sind im Studio von Detlef Kellers neuem Haus in Gladbeck entstanden, wo sich die Drei am Montag vor dem Konzert eingefunden und in seiner „Dachkammer“ in anderthalb Tagen das Programm für das Konzert zusammengestellt hatten. Dabei hob Detlef während des Konzertes vor allem Bas Broekhuis hervor, der mit zahlreichen Ideen nach Gladbeck gekommen war. Auf diesen Ideen aufbauend, wurde dann das Set erstellt.

    

    

    

Nachdem Kilian Schloemp, der Inhaber von SynGate Records, die Eröffnungsworte sprach, legten die Drei dann gleich mit dem ersten Track „Gladbeck Tapes 1“ los. Das ca. zehnminütige Stück begannen sie zunächst recht sphärisch. Nach etwa einer Minute kam dann ein harmonisches, rhythmisches Element auf, das sich auf die flächigen Sounds legte. Während Detlef Keller einige Pianoklänge hinzufügte kam so langsam ein Rhythmus auf und der Track nahm Fahrt auf. Den Anfang machte hier ein wunderbarer, durch sanfte Rhythmen bestimmter Track, der sich langsam entwickelte.

     

    

Mit dem 16minütigen „Gladbeck Tapes 2“ ging es dann weiter. Auch hier dominierten zunächst Flächen, Synthchöre und Mellotronklänge. Dann läutet, nach etwas einer Minute, ein schlagender Klang (wie Glockenschläge, nur mit einem elektronischen Sound) einen Wandel ein. Bas stieg am Wavedrum mit einem akzentuierten Perkussionrhythmus ein und es entwickelte sich langsam ein melodischer Track mit Soundtrackcharakter. Die Drei zogen dann im Verlauf Dynamik und Rhythmus an und sorgten so für einen musikalischen Rausch.

    

    

     

Das elfminütige Stück „Gladbeck Tapes 3“ atmete dann eine gehörige Portion Tangerine Dream-Atmo. Schon die ersten Klänge erinnerten an TD der 80’er Jahre. Allerdings hatte Bas dies mit einem druckvolleren Rhythmus unterlegt. Nach etwas mehr als vier Minuten kam dann Detlefs typisches Pianospiel hinzu, so dass der Track nun eine weitere Note bekam. Ein absoluter Gänsehauttrack, der nach einem verschollenen Stück der Berliner Elektroniklegende klang.

    

    

Das ca. 13minütige „Gladbeck Tapes 4“ startete zunächst mit etwas düsteren Klängen und einem Glockenschlag. Dann schälte sich ein grandioser Sequenzerrhythmus heraus und die Drei legten mit tollen Soli und Rhythmusmustern los (die eingefügten Klänge hörten sich dabei wie Metall auf Metall geschlagen an). Ein sehr kurzweiliger, rhythmischer Track, der dann leicht sakral ausklang.

    

     

    

Als nächstes stand dann das gut 12minütige „Gladbeck Tapes 5“ auf dem Programm. Das Stück begann sehr voluminös mit weiten Flächen. Nach zwei Minuten kam dann ein sehr schönes rhythmisches Element aus dem Rechner auf, auf den sich dann wunderbare Mellotronharmonien legten. Detlef verzauberte in diesem Stück wieder mit einer verträumten Pianomelodie, während Mario die Mellotronsounds und Bas mit seiner Wavedrum wieder tolle Perkussionrhythmen beisteuerten. Ein Stück das die DNA des Trios voll zur Geltung brachte.

    

    

Der letzte Track des offiziellen Sets war das ca. neuneinhalb Minuten lange „Gladbeck Tapes 6“. Es begann mit druckvollen Paukenschlägen, zu denen sich nach wenigen Momenten ein herrlicher Sequenzerrhythmus gesellte. Dann kamen erste Harmonien auf. Bas sorgte neben den elektronischen Rhythmen an seinen E-Drums, die nach Beckenschlägen und Hi-Hat klangen, für noch mehr Drive. Es entwickelte sich schnell ein hypnotischer Sog. Im letzten Drittel führten Detlef und Mario eine musikalische Konversation, indem der eine auf den jeweils anderen mit Harmoniefolgen antwortete. Es war faszinierend ihnen bei diesem grandiosen Part zuzusehen. Zum Ende hin sorgte Mario noch mit einem irren Solo - bei dem seine Gesichtszüge die Intensität des Spiels widerspiegelten - für ein famoses Ende. Was für ein druckvolles und fesselndes Stück.

     

   

    

Als Zugabe hatten sie das Stück „Der große Baum“ ausgesucht, das sie auf ihrem 2022’er Album „The Vlagtwedde Tapes“ veröffentlicht hatten. Da schloss sich dann der Kreis, denn die Tracks von dem Album waren in Detlef Kellers Studio (noch im alten Haus) bei einer Session während der Corona-Pandemie in 2021 entstanden. Das Stück spielten sie in einer etwas mehr als 16minütigen Version, die etwas länger als das Original war. Dafür haben die Drei ein neues Intro geschaffen, das mit Mellotronklängen aufwartete. Nach anderthalb Minuten schälte sich dann dieser markante, perlende Sound heraus, der die Studiofassung eröffnet. In der Liveversion kamen dann sanfte Klänge und Harmonien auf, die mehr nach Mellotron klangen, während Bas an seinem Wavedrum für akzentuierte Perkussioneinlagen sorgte, die sich im Verlauf steigerten. Die Liveversion mit leicht verändertem Klangdesign wirkte absolut magisch und war der perfekte Abschluss dieses tollen Konzertes.

    

    

    

Es war wohl das bisher rhythmischste Konzert, das Broekhuis, Keller & Schönwälder gespielt haben. Sie erzeugten vom ersten Moment eine fesselnde, hypnotische Stimmung, ohne dass auch nur einen Momente Langeweile aufkam.

    

     

    

Setlist

Gladbeck Tapes 1
Gladbeck Tapes 2
Gladbeck Tapes 3
Gladbeck Tapes 4
Gladbeck Tapes 5
Gladbeck Tapes 6

Zugabe 

Der große Baum

Stephan Schelle, März 2024