Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Ebert & Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 11.03.2023

Lange mussten Musiker und Fans darauf warten, dass das traditionelle Frühjahrskonzert von Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann wieder live stattfinden konnte. Drei Jahre war es Corona bedingt ausgefallen und so war die Freude aller riesengroß und das Konzert auch schnell ausverkauft. Und kaum angekommen, fühlte man sich sofort zu Hause, so als wäre die Zeit im Flug vergangen.

In der Vergangenheit hatten BK&S zwei Konzerte an zwei aufeinander folgenden Abenden gegeben. Dabei bestand der Freitagabend aus einem rein elektronischen Set und der Samstagabend dann aus der Kollaboration mit Raughi Ebert an den Gitarren und Thomas Kagermann an Violine, Flöte und Stimme sowie Tänzerin Eva Kagermann. Am 11.03.2023 kombinierten sie Beides an einem Abend und so präsentierten sie dem Publikum ein gut zweieinhalbstündiges Set.

 

    

Es begann, wie Detlef es ausdrückte, mit dem „kleinen Freitag“. Der erste Teil des Sets bestand aus dem mehr als 40minütigen Longtrack „Vlagtwedde Storm“, das Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder allein bestritten. Dabei handelte es sich um einen Auszug aus ihrem aktuellen Album „The Vlagtwedde Tapes“, das in den Niederlanden entstanden ist.

    

     

    

     

Die Drei starteten mit Sounds vom Stück „Witte Wieven“ und führten das weiter fort, wobei sie zwar stilistisch in der Nähe ihres Albums blieben, aber viel rhythmischer und ekstatischer vorgingen . Der Longtrack begann sehr langsam und sphärisch und nahm dann nach gut viereinhalb Minuten an Fahrt auf, sobald Harmonien und Rhythmen hinzukamen. BK&S vermischten hier bekannte Klänge mit neuen ungewöhnlichen, so dass die Musik frisch und neu war. Dahinein mischten die Drei dann auch einige leicht experimentell wirkende Klänge, was den Track, neben seiner hypnotischen Wirkung, spannend machte. Auch änderten sie die Struktur, den Rhythmus und Harmonien mehrfach.

    

    

    

    

In der zweiten Hälfte startete Detlef dann auch erstmals die Laserharfe, was immer wieder ein optisches Highlight ist. Und Mario fügte ein ekstatisches Solo ein. Das Stück entwickelt immer mehr einen Mahlstrom aus treibenden Rhythmen und hypnotischen Klängen, in den man unweigerlich hineingezogen wurde.

    

     

    

    

Während des Stückes mussten Raughi und Thomas am Rand warten. In den hypnotischen Sound dieses Stückes ließ sich Thomas fallen und bewegte sich rhythmisch zu den Beats. Man konnte dabei erkennen, dass er völlig in diesem Sound versunken war. Und diese Ausstrahlung hatte das Stück auch auf die Anwesenden. Zu der hypnotischen Musik wurde die Kirche nicht nur atmosphärisch angeleuchtet, auch ein Laser durchschnitt die Luft sehr eindrucksvoll. Mit diesem Longtrack startete das Trio eindruckvoll in das Konzert.

     

    

     

    

Als nächstes kam dann „der große Samstag“, wie Detlef ihn ankündigte und startete mit dem 15minütigen „The Return From Babylon“. Der Track basierte auf einem ähnlichen Anfangsrhythmus wie das 2009’er Stück „Babylon Road“, war aber komplett neu. Zunächst wurde mit mysteriösen Synthklängen in das Stück gestartet, in die dann nach zwei Minuten ein Rhythmusmuster hinzu kam. Danach kamen orientalische Synthklänge auf. Ab Minute Vier stiegen dann auch Raughi und Thomas in das Stück ein. Vor allem Thomas brachte ein orientalisches Flair an der Violine mit ein. Es wurde dann auch rhythmischer mit Percussionelementen, die ebenfalls in den Orient wiesen. So bringen BK&S immer auch Worldmusic-Elemente in ihre elektronische Musik hinein.

    

    

     

    

Das viertelstündige „Yellow“ Train, vom Album „Yellow“, folgte darauf. Mario erklärte zu Beginn wie er auf den Namen des Stückes gekommen ist. In seiner Heimatstadt Berlin ist die U-Bahn gelb. Er hatte - obwohl er nicht U-Bahn fährt - so eine Assoziation, als er die Sequenzen, die sie gemacht hatten, hörte. Dabei bezog er sich auf den Film „Risky Business“, bei dem der damals noch junge und unbekannte Schauspieler Tom Cruise eine Hauptrolle spielte. Eine Szene, die in einem Zug spielte, kam ihm sogleich in den Sinn.

     

    

    

                        

Recht industriell, dröhnende wirkende Klänge starteten in diesen Track, die sich nach etwas mehr als anderthalb Minuten in eine sanfte, von Sequenzerrhythmen unterlegte Passage transformierte. Einige Klänge und Rhythmen wurden eingebaut, bei denen man in der Tat an einen vorbeifahrenden Zug denken konnte. Der Laser und die Scheinwerfer erstrahlten, dem Titel entsprechend, hauptsächlich in gelb. Im zweiten Teil kam dann eine herrliche Violinenmelodie auf. Eine anschließende Synthmelodie klang daraufhin recht asiatisch, so dass man den Zug auch Richtung China oder Japan verorten konnte.

    

    

     

    

Beim nächsten Stück „Shiaulai“ ging es um den Berg der Kreuze im Ort Shiaulai, einem Heiligtum der Litauer. Das Stück begann mit einer sehnsuchtsvollen Melodie von Thomas Kagermann auf der Violine, zu der Raughi zunächst Akustikgitarre spielte. Nach etwa einer Minute stiegen dann aber die anderen Drei mit hypnotischen elektronischen Sequenzen, Rhythmen und Harmonien ein, während Eva Kagermann das erste Mal mit einer Tanzeinlage die fesselnden Sequenzen in Bewegungen umsetzte. Sie war dazu in einen engen schwarzen Dress gekleidet und tanzte vor einem, ständig die Farben wechselnden Scheinwerfer. Wie gewohnt passten Evas fließende Bewegungen perfekt zur Musik. Das sah dann streckenweise wie ein Schattenspiel aus, da man von dem Scheinwerferlicht ziemlich geblendet wurde, hatte aber Atmosphäre. Thomas liefert Gänsehaut treibende Melodielinien während Raughi mit mediterranen Klangmustern und Melodien das Ganze unterstützte.

    

    

    

    

Als nächstes stand dann das Stück „Pont Neuf“ auf dem Programm. Sehr ruhige schwebende Klänge bestimmten zunächst dieses Stück, bei dem Thomas‘ Violineneinschübe einfach bezaubernd waren und Raughis Akustikgitarre dem in Nichts nach stand. Bas spielte dazu zunächst einen sanften Rhythmus, der sich dann steigerte, während Detlef und Mario das Ganze mit herrlichen Flächen unterlegten. Die Laserstrahlen bildeten dabei ein Fächerartiges Dach. Im Mitteteil spielte Detlef dann wieder seine Laserharfe und das Stück mutierte zu einem romantischen Elektronikstück mit Popappeal. Die Fünf ließen das Stück zum Ende hin dann recht atmosphärisch ausklingen.

    

    

     

    

Das 14minütige Stück „Am großen Baum“ stammt ebenfalls von dem aktuellen BK&S-Album „The Vlagtwedde Tapes“. Vor allem durch Raughis Gitarre und Thomas Flöte und Violine bekam das Stück einen gewissen Worldmusic-Touch, ohne die Grundstimmung zu verändern. Zu Beginn des Stückes ließ es Bas knarzen und knirschen, während Thomas an der Flöte weitere Akzente setzte und Mario sakrale Sounds aus seinen Synthies hervorholte. Das wirkte zum besinnlich und naturverbunden. Raughi zauberte mit seiner E-Gitarre, deren Seiten er immer wieder anschlug weitere Klangtupfer, die das Ganze erst so richtig stimmig machten. Im zweiten Teil des Stückes griff Thomas dann wieder zur Violine und verschmolz förmlich mit seinem Instrument, das er sowohl strich wie auch zupfte. Ein wunderbar dahin fließendes Stück.

    

    

    

     

Das zehnminütige „Frozen Nights“ beendete dann den offiziellen Teil des Sets. Das Stück war der visuelle Höhepunkt des Konzertes. Eva Kagermann hatte sich ein Gewand, das mit silbernen Pailletten besetzt war, und eine silberne Kopfbedeckung angezogen. Darauf wurden dann die Strahlen des Lasers in wechselnden Stärken ausgerichtet, so dass diese nun in alle Richtung zurückgestrahlt wurden und das Kleid zum leuchten brachte. Ein weiterer Akzent ergab sich, als Eva dann noch zu einer Discokugel griff, die diesen Effekt noch verstärkte. Das war ein grandioses audio/visuelles Erlebnis.

    

                        

    

    

Es ist mittlerweile schon Tradition, dass ein BK&S-Konzert mit dem Stück „Source Of Life“ als Zugabe endet. So war es dann auch am 11.03.2023 der Fall. Das romantische Stück aus der Feder von Detlef Keller war ein gelungener Abschluss, bei dem Detlef auch wieder in die „Licht-Saiten“ seiner Laserharfe griff.

    

    

     

Zum Abschluss gab es „Standing Ovations“ vom Publikum, das restlos begeistert war. Viele der Besucher wussten am Ende des Konzertes, auf welch wunderbare Klänge sie so lange live verzichten mussten. Das Konzert von Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Ebert & Kagermann war ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus und hinterließ nur glückliche Gesichter.

    

    

Setlist

Vlagtwedde Storm
The Return From Babylon
Yellow Train
Shiauliai
Pont Neuf
Am großen Baum
Frozen Nights

Zugaben  

Source Of Life

Stephan Schelle, März 2023