Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Ebert & Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 16.03.2019

Stand der Freitag traditionell im Fokus der reinen Elektronikmusik, so wurde am Samstag das Ganze durch Raughi Ebert’s Gitarre und Thomas Kagermanns Violine erweitert. Das Erstaunliche an diesen Musikern ist, dass Thomas ohne Vorkenntnisse in den Gig einsteigt und Raughi die Stücke auch nur kurz gehört hatte. Da sich Raughi schon am Freitag im Publikum befand, konnte er drei der am Samstag gespielten Stücke schon in voller Länge hören. Beide Musiker spielten dann ganz intuitiv zu den von BK&S ausgearbeiteten Stücken. Man kann sagen sie improvisierten. Das machen sie aber so geschickt, dass der Zuschauer dies nicht merkt. Das macht gute Musiker und ein eingespieltes Team, das sich blind versteht aus. Spaß haben die Fünf auch noch dabei, der sich dann auf die Zuschauer überträgt. Nicht zu vergessen Eva Kagermann die immer wieder mit ihren tollen Kostümen und der passenden Umsetzung der Musik in Bewegung und Tanz die Konzerte zu etwas ganz Besonderem macht. In diesem Jahr waren BK&S bereits zum 15. Mal in Repelen live in der Kirche zu sehen.

 

    

In dem gut neunminütigen Opener „Purple Melodies“ standen zunächst Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder noch allein auf der Bühne. BK&S machten da weiter, wo sie am Freitagabend aufgehört hatten. Sanfte Klangmuster und Melodiebögen zogen durch die Kirche in Repelen. Während die Kirche am Freitag hauptsächlich in purpurnes Licht getaucht war, wurde am Samstag wieder das volle visuelle Programm mit Lichtmotiven, Nebelschwaden und Laser geboten.

    

    

     

Nach diesem ersten sehr ambienten Stück wurde dann „Purple Chapter Four“ präsentiert. Zu diesem Stück kamen dann auch Gitarrist Raughi Ebert und Violinist Thomas Kagermann auf die Bühne. Während Raughi die Grundmuster der Stücke schon gehört hatte und auch am Freitagabend im Publikum saß, kannte Thomas noch keinen Ton der neuen Kompositionen. Die beiden brachten sich ab jetzt aber derart in die Musik ein, so als wären sie bei der Komposition schon beteiligt gewesen. Den Unterschied, den diese beiden herausragenden Musiker ausmachen, konnten die Besucher an den drei Stücken, die schon am Vorabend präsentiert wurden, deutlich erkennen. Detlef kommentierte das später im Konzert passend: „Thomas kommt, hört, taucht ein und spielt. Geil! Raughi hört sich die Anfänge an, kommt, stöpselt sein Zeug zusammen, nimmt die ausgehölte Gitarre und spielt.“ Besser kann man das nicht auf den Punkt bringen.

    

    

    

Mehr als 18 Minuten dauerte dieser Part, der mit einer Klangfolge begann, die mich spontan an den Anfang von Paul McCartney’s Weihnachtssong „Wonderful Christmas Time“ erinnerte. Aber keine Angst, das änderte sich schon nach wenigen Momenten. Sofort stieg Thomas sehr atmosphärisch mit seiner Violine in diesen Track ein. Er ist unglaublich, lässt sich einfach von der Musik treiben und ihm fällt dann ganz spontan etwas ein, das hervorragend zu den Klängen der anderen passt. Als dann Raughi seine Gitarre mit einbrachte wurde das Ganze erst perfekt. Während dieser Gänsehaut treibenden Klangkompositionen waberten im Altarraum Laserformationen in den verschiedensten Farben an der Wand. Einfach phantastisch.

    

    

    

    

Nach gut zehn Minuten ging das Stück in den Titel „Purple Flowers“ über. Jetzt änderte sich das Klangbild ein wenig und zu den mantrischen Klängen betrat Eva Kagermann in einem silbernen Paillettentop, Stretchhose und Maske die Bühne um die schwebenden Klangmotive in langsam fließende Bewegungen umzusetzen, während sie von den Scheinwerfern angestrahlt wurde. Als Clou hatte sie noch Handschuhe an, deren Fingerkuppen leuchteten. Zeitweise waberten Laserflächen und farbige Scheinwerferstrahlen durch den Raum, denen sie sich kraftvoll entgegenstellte. Das war der erste audio/visuelle Leckerbissen des Abends.

     

    

     

Das nächste Stück „Purple Chapter One“ war schon am Vortag zu sehen und zu hören. Nicht nur optisch zeigten sich die Akteure und das Licht an diesem Abend von einer anderen Seite, auch das Arrangement war durch Raughi und Thomas deutlich verändert. Während der anfänglichen ambienten Klangmotive schwebten vom Laser erzeugte Lichtstreifen unter anderem wie eine Gitterwand durch den Raum. Raughi sorgte derweil an der Rhythmusgitarre und Thomas durch eingeworfene Violineneskapaden für die Würze, die das neue Arrangement ausmachte. Darüber hinaus baute Raughi einige Flamenco artige Parts ein, die dem Stück ein Flair von Worldmusic verliehen. Absolut hypnotisch zog sich dieser Longtrack über 15 Minuten dahin um sich stetig zu steigern.

    

     

    

Dann fügten die Fünf nahtlos „Purpe Chapter Two“ hinzu, was durch den jetzt wieder gesprochenen Text von Detlef, der durch den Synthie verfremdet wurde, deutlich wurde. Schwebende Klanglandschaften verbanden sich mit herrlichen Laserformationen. Auch in diesem Stück zeigte sich welche Magie Raughi und Thomas den Stücken von BK&S beizufügen in der Lage sind. Einfach grandios wie sie sich improvisatorisch einbrachten. Nach gut fünf Minuten kam dann erneut Eva Kagermann auf die Bühne, dieses Mal als eine Art Harlekin in einem schwarz/weiß kariertem Ganzkörperanzug mit weißer Maske bekleidet. Bei diesem Stück agierte sie wie eine Pantomime, in dem sie abgehackte mit fließenden Bewegungen kombinierte. Auch diese Art des Ausdruckstanzes passte wieder hervorragend zur Musik.

     

    

    

    

Es folgte das letzte Stück des „normalen“ Programms mit dem Titel „Purple Dance“. Zunächst starteten Flächen in diesen zwölfminütigen Track, die schnell von einem treibenden Beat unterlegt wurden. Sofort stieg Thomas mit einem unglaublichen, leicht folkigen, mittelalterlich wirkenden Violinenpart ein. Dem standen Rhythmusmotive und Synthieklänge gegenüber und alles fügte sich so unglaublich zusammen. Für BK&S-Verhältnisse offenbarten sich in diesem Stück einige schräge Klangmuster, die sich aber nach wenigen Minuten auflösten, sobald Raughi eine wiederum Gänsehaut treibende Gitarrenpassage hinzufügte. Das führte zu einer Mischung aus Elektronik- und atmosphärischer Rockmusik. Auch House-Klangfarben wurden jetzt untergemischt.

     

    

     

Als erste Zugabe folgte dann das 14minütige „The Purple Lounge“, in dem dann auch die einzelnen Musiker vorgestellt wurden. Zu Beginn schien es, als ob die Anderen noch ihre Instrumente einstellen, da legte Thomas schon mit einer sehr atmosphärischen Violinenklangfolge los, in die dann Raughi an der Akustikgitarre einstieg. Nach mehr als einer Minute folgten dann die elektronischen Klänge der Anderen. Eva Kagermann hatte sich mittlerweile ein weißes langarmiges Shirt und einen weißen Ballettrock angezogen. Eine Lichterkette, deren Ausläufer sich wie ein lebendiges Wesen bewegten, ließ sie streckenweise um ihren Körper schwingen und tanzen. Teilweise schmiegten sich die dünnen Arme der Lichterkette um ihren Körper wie einer Umklammerung. Ein eindrucksvolles Bild, das die treibende Musik untermalte.

    

     

    

    

Die Gruppe hatte allerdings immer noch nicht genug und setzte dann mit dem zwölfminütigen „Slow Motion In Purple“ den endgültigen Schlusspunkt unter dieses tolle Konzert. Zu Beginn gingen Thomas und Raughi eine klangliche Konversation ein, bei dem der Eine auf die Klänge des Anderen reagierte. Nach gut einer Minute erklang dann, wie schon am Vortag, die Kirchenorgel, die Detlef live von seinem Keyboard auf der Bühne aus steuerte. Hatte Detlef die Melodie noch allein gespielt, so untermalte jetzt Thomas diese Passage mit wunderbaren Violinenklängen und verlieh diesem Part noch mehr Volumen. Dann leiteten schräge Synthies, wie auch Violinenklänge und Gitarreneinwürfe in den elektronischen Teil des Stückes über. Sobald dann Detlef an seiner Laserharfe agierte wurde es aber wieder äußerst harmonisch. Ein gelungener Abschluss, der wieder mit einem Lichtermeer untermauert wurde.  

    

     

    

Setlist  

Purple Melodies
Purple Chapter Four
Purple Flowers
Purple Chapter One
Purple Chapter Two
Purple Dance

Zugaben  

The Purple Lounge
Slow Motion In Purple

Stephan Schelle, März 2019