Broekhuis, Keller & Schönwälder
Live in der Dorfkirche Repelen am 15
.03.2019

 

Den zweiten Part des Abends übernahmen dann BK&S. Auf dem Programm standen Stücke, die sie zusammen in der Lüneburger Heide ausgearbeitet haben. Sie stellen den Kern des demnächst erscheinenden Albums „Purple“ dar, ein weiterer Teil ihrer musikalischen Farblehre. Aber wie man das von den drei Spaßvögeln kennt, spielten sie Stücke nicht in der chronologischen Reihenfolge und so begannen sie mit dem Stück „Purple Chapter Three“.

Zu Beginn des Konzertes erinnert allerdings Detlef Keller an das erste Aufeinandertreffen der drei Musiker. Im Rahmen der Schwingungen-Sendungen im WDR veranstaltete der Moderator Winfrid Trenkler auch einige Sendungen „draußen“.

 

Bei der letzten Outdoor-Veranstaltung am 24.06.1993 an den Externsteinen hatte Detlef damals Ron Boots eine Demokassette gegeben. Im November 1993 hat er dann Bas Broekhuis bei einem Konzert, das er zusammen mit Mario Schönwälder in Gelsenkirchen gegeben hat, kennengelernt. Detlef gab Bas ebenfalls diese Demokassette. Daraus ist dann die mittlerweile 25jährige Freundschaft und Zusammenarbeit entstanden, die bis heute anhält.  

    

    

Gestartet wurde ihr Gig also mit dem ca. 15minütigen „Purple Chapter Three“, das zunächst mit zirpenden, nach elektronisch erzeugten Naturklängen anmutete. Nach einigen Momenten zogen einige Flächen und Mellotronsounds auf, dem sich ein zunächst sehr ruhiger Rhythmus anschloss. Damit starteten die Drei im typisch „Beriner Schule“-Style. Bas schaltete nach gut drei Minuten seinen Hang ein, aus dem er wunderbare Klänge zauberte und Detlef sorgte mit einer sehr schönen Melodie im Pianosound für die romantische Note. So zog das Stück sehr verhalten und gemächlich durch das Kirchenschiff in Repelen, was zu einer traumhaften Stimmung führte. Sequenzerrhythmen und Synthieeinschübe kamen dann von Mario. Im weiteren Verlauf wurden immer wieder weitere Melodielinien eingewoben. Und mit den synthetischen Naturklänge endete dann auch dieser erste Track. Diese Drei zeigten von Beginn an wie traumwandlerisch und perfekt sie sich seit nunmehr 25 Jahren ergänzen. In dieser Zeit haben sie ein blindes Verständnis füreinander entwickelt.

     

    

Nach „Purple Chapter Three“ kommt in der Logik von BK&S natürlich „Chapter One“, was hier humorvoll zu verstehen ist. Das 13minütige „Chapter One“ startete mit warmen Flächen zu denen sich nach gut einer Minute ein sehr schöner Sequenzerrhythmus gesellte, der das Stück nun nach vorne trieb. Bas sorgte mit seinem Hang, dem er per Steuerungsgerät die unterschiedlichsten Klänge zuordnen kann, in den ersten Minuten für die herrlichen Melodiefolgen. In diese stieg dann Mario mit ein. So entwickelte sich ein sanft treibender, hypnotischer Track. Nach gut der Hälfte der Spielzeit sorgten dann elektronisch erzeugte Gitarrensounds, die Detlef über sein Keyboard einspielte sowie Bas an seinen E-Drums für eine recht rockige Note.

    

    

Aber nicht nur Teile des kommenden Albums „Purple“ standen auf dem Programm, jeder der drei Musiker hatte auch noch ein Solostück mit im Gepäck und so konnten die Besucher sehen und hören, welche unterschiedlichen Stilistiken die Drei ihr Eigen nennen. Wenn sie dann zusammen komponieren und spielen, besitzen diese Stücke dann einen ganz eigenen und besonderen Reiz. Wie schon im Vorjahr nutzten sie die Drei bei jedem Musiker angebrachte Lampen um visuell deutlich zu machen, wer mit seinem Solo an der Reihe war.

    

     

Als erster war Bas an der Reihe, der für sein Stück die Besucher zunächst danach fragte wie die Tonart (zwischen A und H) und der Rhythmus (zwischen 85 und 125 bpm) für sein Stück gewählt werden sollte. Das ging dann sehr lustig wie bei einer Versteigerung zu. Die Wahl fiel auf G und der Rhythmus auf 110 bpm. Aus diesen Angaben machte Bas dann ein tolles ca. neuneinhalbminütiges Stück. Sehr rhythmisch mit akzentuiert gesetzten Rhythmusmustern präsentierte Bas einen Track der wie eine Mischung aus BK&S und Schiller wirkte. Auch in diesem Stück setzte Bas wieder sehr eindrucksvoll sein Hang ein. Das schöne an diesem Ufo-ähnlichen Gerät ist, das man ihn sehr gut beim Spielen zusehen konnte. Er spielte teils Passagen ein und nahm sie gleichzeitig auf um so mehrere live eingespielte Teile übereinander zu schichten. Für mich war dieses Solostück eines der Highlights des Abends.

    

    

Das zweite Solo wurde dann von Detlef Keller bestritten. Detlef zeigte in seinem Solostück, dass er der Romantiker in der Truppe ist. In den Track startete er aber mit einem Rhythmusmuster á la „Berliner Schule“. Auch die Klangfarbe seines Leadsynthies ging in die gleiche Richtung, was schnell an Tangerine Dream denken ließ. Doch die verträumten Melodiemotive zeigten ganz klar Detlefs Handschrift, der nach etwas mehr als einer Minute dann auch zu Klaviermotiven griff. Gitarrensounds schob er dann aber zwischendurch ein, die dem Stück noch eine besondere Note verliehen. So bot er ein Stück mit einer lieblichen Melodie, die innerhalb der sieben Minuten Spielzeit von verschiedenen Synthieklängen gespielt wurden.

     

    

Letzter im Bund war dann Mario Schönwälder, der zunächst aber aus dem Nähkästchen plauderte, wie er vor 35 Jahren mit den Gerätschaften anfing. Völlig ahnungslos, wie er selbst sagte, hat er sich an die Geräte gewagt. Vor 30 Jahren hat er dann seine erste CD eingespielt, ohne dass sich seine Kenntnisse erweitert haben sollen. Und was Mario nicht versteht soll es Leute geben, die sein Debüt als bestes Werk bezeichnen.

    

    

Sein Solo hat Mario „Sieben“ genannt, da es sieben gute Gründe für diese Komposition geben würde. Wie er humorig weiter erklärte habe es auch sieben Versuche gegeben, die er gelöscht hat. Darüber hinaus seien weitere sieben Gründe von Bedeutung. Drei davon seien im Saal vorhanden, nämlich Bas, Detlef und Frank Rothe (letzterer am Mischpult), der vierte sitze irgendwo in Schwaben und heißt Thomas Fanger (mit dem das Projekt Fanger & Schönwälder entstand) und die anderen drei sind seine Frau und seine beiden Töchter, die ihm viel Freiraum für die Musik lassen und ohne die auch dieses Solostück nicht entstanden wäre. Mir gefällt dieser letzte Grund besonders gut.

     

    

Wie gewohnt ging Mario bei seinem siebenminütigen Stück (hier also noch ein Grund für den Titel) richtig gut ab. Den Beginn machte ein außergewöhnlicher Rhythmus, der sehr organisch klang. Sehr schnell fügten sich Flächen hinzu, dessen Grundlage die „Berliner Schule“ war. Dem spendierte Mario dann eine traumhafte Melodie. Die größte Zeit des Stückes zogen die Klänge ruhig und sanft durch den Raum und erhielten erst am Ende einige rhythmischere Muster hinzugefügt.

    

    

Nach diesen Solostücken kam das Trio wieder zu den Stücken der purpurnen Farblehre zurück und machte mit „Purple Chapter Two“ weiter. Dieses Stück war mit mehr als 17 Minuten der längste Track des Abends. Von Flächen unterlegt sprach Detlef einige Worte ins Mikro die vom Synthesizer verfremdet und unverständlich wiedergegeben wurden. Nach einigen Minuten wurde wieder ein hypnotischer Rhythmus gestartet zu dem dann auch Bas wieder zu den Schlagstöcken seiner E-Drums griff um dem Stück mehr Druck zu verleihen. Sägende Gitarrenmotive fanden dann hier am Ende Einzug, die von Mario in bester Pete Townsend-Manier untermauert wurden.

    

    

    

Den Abschluss bildete dann „Slow Motion In Purple“ bei dem sanfte Flächen die Gemäuer der Kirche füllten. Nach gut einer Minute erklangen Orgelsounds und den Besuchern wurde schnell klar, dass diese von der Kirchenorgel kamen, während Detlef mit dem Rücken zum Publikum in seine Tasteninstrumente griff. Doch wie war das möglich? Detlef erklärte es am Ende des Konzertes. Die Kirche hatte eine neue Orgel bekommen, die einen MIDI-Anschluss besitzt. Detlef fackelte nicht lange und besorgte ein langes MIDI-Kabel mit dem er die Kirchenorgel mit seinem Keyboard verband. So war es ihm möglich die Orgel von der Bühne aus live zu spielen. Das war ein richtiger Knaller.

    

    

Während des Abschlusstitels der sanft durch die Gemäuer zog, schaltete Detlef dann auch seine Laserharfe ein, die bei keinem Repelen-Konzert fehlen darf und immer wieder für ein optisches Highlight sorgt. So endete dann das rein elektronische Konzert am Freitagabend sehr ambient.  

    

Setlist

Purple Chapter Three
Purple Chapter One
Bas Solo
Det Solo
Mario Solo Sieben
Purple Chapter Two
Slow Motion In Purple

Stephan Schelle, März 2019