Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Ebert & Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 10.03.2018

Broekhuis, Keller & Schönwälder stehen für anspruchsvolle Elektronikmusik, die sie live immer wieder unter Beweis stellen. Aber die Hinzunahme von Gitarrist Raughi Ebert und Violinist Thomas Kagermann ist das Salz in der Suppe bei ihren jährlichen Livekonzerten in der Dorfkirche in Repelen. In dieser Konstellation traten sie auch am 10.03.2018 gemeinsam auf. Geprobt hatten - wie in den Vorjahren auch - nur BK&S während Raughi Ebert und Thomas Kagermann ihre Improvisationen hinzufügten. Dass das so gut klappt zeugt von einem blinden musikalischen Verständnis und von gegenseitigem Vertrauen.


         

Während des Konzertes wurde die Kirche wieder sehr ansprechend in buntes Licht und verschiedene Muster getaucht. Auch zogen ein ums andere Mal Nebelschwaden vor der Bühne lang, die die Lichtilluminationen noch verstärkten. Im Gegensatz zum Freitagskonzert, bei dem nur spärlich der Altarraum mit der Bühne ausgeleuchtet wird, legt man ihn bei den Samstagskonzerten in ein farbiges Lichtermeer.

     

    

     

    

Auch das Samstagsset begann mit einem „Proloque“. Die Synthies rauschten zunächst wie vorbeiziehende Flugzeuge durch den Raum. Detlef hatte zu Beginn auch gleich seine Laserharfe angeschmissen und erzeugte so einige erste Klänge. Dann kamen herrliche Flächen und Harmonien auf, in die Detlef einige perlende Sounds als Melodie einstreute während Raughi sehr akzentuiert Klangtupfer aus der akustischen Gitarre hinzufügte. Nach gut drei Minuten spielte Thomas dann auf der Violine wunderbare Melodiemuster dazu und wechselte sich so mit Raughi ab, während die elektronischen Klänge eher den Unterboden bereiteten. Das nahm sofort gefangen. Dann setzte Bas noch einige Perkussionmotive hinzu und so entwickelte sich dieses erste gut 18minütige Stücke immer weiter. Die Harmonien die von den Fünf zusammengestellt wurden erzeugten Gänsehaut. Im weiteren Verlauf schaltete Detlef noch einmal seine Laserharfe ein, was zudem für einen sehr tollen visuellen Effekt sorgte, auf der er nun die Melodie spielte.

    

    

    

    

Das zweite, gut 15minütige Stück trug den Namen „Shark“ und begann zunächst mit einer rhythmischen Synthieklangfolge. Vorangetrieben wurde das Stück dann von Bas am elektronischen Schlagzeug. Nach einigen Minuten gesellten sich dann auch Raughi an der E-Gitarre und Thomas an der Violine hinzu. Es hatte den Anschein als würden Raughi und Thomas in den ersten zwei Minuten die Stimmung aufsaugen um dann komplett in den Sound einzusteigen und sich darin improvisatorisch zu verlieren. Während Raughi Rhythmusgitarrenriffs spielte, sorgte Thomas mal wieder durch herrliche Soli für eine intensive Stimmung. Ab gut der Hälfte kam dann Eva Kagermann in einem bunten Kostüm auf die Bühne, den Kopf mit einem Federschmuck besetzt. Sie sorgte bei diesem Stück für das erste optische Highlight des Abends. Mit ihrem ausdrucksstarken Tanz unterstützte sie die hypnotische Musik perfekt. Zwei Bänder mit am Ende befindlichen Kugeln und darunter angebrachte Tücher sorgten darüber hianus für weitläufige rhythmische Bewegungen. Besonders effektvoll war Eva sowie ihren Schatten an der Kirchenwand gleichzeitig zu betrachten.

     

    

    

    

Spacig begann „Holi“. In diese spacige Stimmung legte Thomas dann einige Klänge, die er erzeugte, indem er in das Mikro seiner Violine sang. Glockenartige Klänge wurden zunächst in diese spacige, von Flächen bestimmte Passage gelegt. Nach zweieinhalb Minuten legte dann der Sequenzer los und Thomas griff nun in die Saiten seiner Violine um sie wie eine Akustikgitarre anzuschlagen. Über weite Strecken brachte Raughi dezente Klänge aus der E-Gitarre hinzu, während Thomas mit seinem Violinenspiel erst nach gut der Hälfte des 14minütigen Stückes einsetzte. Ein sehr atmosphärischer jedoch auch rhythmischer Track, der vor allem von BK&S bestimmt war.

     

    

     

  

Eine perlende Synthieklangfolge, gefolgt von weiten Flächen eröffnete dann das Stück „Silent Move“. Detlef spendierte dem Track eine sehr schöne, eingängige und verträumte Melodie. Schnell setzte dann auch Thomas an der Violine wieder ein und nahm die Melodie von Detlef auf, ohne zu dominant in den Vordergrund zu treten. Er wechselte sich vielmehr in diesen ersten Minuten mit Detlef ab. Raughi sorgte währenddessen mit seiner Akustikgitarre für ein mediterranes Flair.

     

    

                        

    

Das nächste Stück „Tschaturanga“ ist nach einem persischen Schachspiel benannt. Zu Beginn dieses Stückes überraschte Thomas Kagermann die anderen auf der Bühne in dem er ein Solo hinhaute, dass nach 1.000 und einer Nacht klang. Die freudige Überraschung war Bas, Detlef und Mario ins Gesicht geschrieben. Asiatisches bzw. arabisches Flair kam aber auch bei den Synthies auf. Die atmosphärischen Synthieklangfarben und Raughi’s E-Gitarreneinwürfe passten hier perfekt zusammen. Nach einigen Momenten kamen dann Klänge auf, die als Soundtrack wie für einen Thriller gemacht waren. Dieser mehr als 20minütige Track baute sich langsam auf und schritt wie eine Karawane in der Wüste gemächlich aber fesselnd voran. Das Highlight dieses Stückes kam aber nach gut einer Viertelstunde, als sich der Track langsam in einen ekstatischen Part gesteigert hatte. Nun setzte sich Raughi mit seiner E-Gitarre an den Bühnenrand und ließ die Gitarre durch sein Effektgerät teilweise verzerrt und abgedreht klingen. Das Ganze gipfelte darin, das er nach einigen Minuten zum Geigenbogen griff und wie einst Jimmy Page durch Streichen oder Anschlagen der Saiten seiner Gitarre die außergewöhnlichsten Klänge entlockte. Für die letzten fünf Minuten dieses Stückes kam dann wieder Eva Kagermann auf die Bühne. Dieses Mal war sie ganz in weiß gekleidet mit einem spitzen Hut auf dem Kopf. Rhythmus und Musik wurden perfekt von ihr in Bewegungen umgesetzt.

     

    

     

    

Die Zugabe dieses Abends bestand dann aus dem 12minütigen „Pont Neuf“. Dieses Stück war das einzige, das schon einmal von BK&S live aufgeführt wurde. Den Beginn machte eine sehr sanfte Melodie, die von Detlef auf einem Yamaha WX5 Wind MIDI Controller (eine Art elektronische Klarinette) gespielt wurde. Nach etwa drei Minuten wechselte dieses Stück dann in einen sehr schönen rhythmischen Part mit mediterraner Akustikgitarre. Nun kam erneut Eva Kagermann auf die Bühne. Erneut komplett in weiß gehüllt, jedoch ohne Kopfbedeckung. Dafür hatte sie einen glitzernden Umhang, der sich im Verlauf dadurch auszeichnete, dass er von zahlreichen farbigen Leuchtdioden durchzogen war und in geöffnetem Zustand aussah. als würde Eva ihre Flügel ausbreiten. Mit einem kaum sichtbaren Knopfdruck schaltete sie die Lichterketten in ihrem Umhang ein und es bot sich den Zuschauern ein unglaubliches Bild. Engelhaft bewegte sie sich zu der hypnotischen Musik. Diese Zugabe war zweifelsfrei der optische Höhepunkt des Konzertes.

    

     

    

     

Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann sowie Eva Kagermann ist mal wieder ein berauschendes Fest aus Klängen und optischen Elementen gelungen. Diese Veranstaltung gehört aus meiner Sicht zum Pflichtprogramm für Freunde der elektronischen Musik. Mittlerweile nehmen einige Musikfreunde sogar weite Reisen für diese Konzerte in Kauf, denn es waren Gäste aus St. Petersburg und Oslo unter den Zuschauern.

    

                        

    

    

Setlist  

Proloque
Shark
Holi
Silent Move
Tschaturanga

Zugaben  

Pont Neuf

Stephan Schelle, März 2018