Broekhuis, Keller & Schönwälder
Live in der Dorfkirche Repelen am 09
.03.2018

 

Bereits zum 14. Mal trat das deutsch-niederländische Trio Broekhuis, Keller & Schönwälder am 09.03.2018 in der Dorfkirche zu Repelen auf. Es ist Tradition, das die Drei das neue Jahr mit ihren Elektronikkonzerten eröffnen. Freitags findet seit einigen Jahren immer ein Konzert unter dem Motto „Elektronik pur“ statt, bei dem die Drei allein agieren, samstags findet dann ein Konzert zusammen mit Raughi Ebert, Thomas und Eva Kagermann statt, bei dem auch akustische Instrumente in den Sound eingebunden werden.  

Für ihr 2018’er Freitagskonzert hatten sich Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder etwas Besonderes ausgedacht. Hatten alle Drei auch schon in den Vorjahren Teile des Sets komponiert und zusammen ausgearbeitet, so bestand das diesjährige Set aus drei gemeinsamen Stücken sowie jeweils einem Solotrack, bei dem der jeweilige Musiker allein agierte. 

 

Dazu wurde der Großteil live gespielt, was – wie Detlef mir vor dem Konzert verriet – eine hohe Konzentration erforderte. Bis auf wenige kleine Verspieler lief aber alles perfekt. Aber genau diese kleinen Fehler sind es, die ein Livekonzert ausmachen. Dass die Drei ohne Netz und doppelten Boden agierten macht sie umso sympathischer. Nettes Gimmick am Rande: über jedem Kopf der Drei Musiker gab es eine große Glühbirne, die jeweils das ganze Stück über leuchtete, bei dem der Jeweilige mitspielte.

    

    

Gestartet wurde mit dem „Proloque“, bei dem alle Drei zusammen agierten. Synthiechöre und -flächen, die zunächst eine Spur experimentell wirkten, leiteten dann in einen sehr harmonischen Part über, der sich im Umfeld der „Berliner Schule“ bewegte. Nach gut zwei Minuten sorgte ein Sequenzer für den entsprechenden Takt, während herrliche Harmonien durch den Kirchenraum zogen. Auf dieser Grundlage spielte Detlef dann eine sehr schöne Melodie. Bas sorgte währenddessen an seinem Hang für akzentuierte Rhythmen. Das Instrument (Hang) sieht ein wenig wie ein Ufo aus und besteht im Original aus einem Metallgehäuse und klingt wie eine Steeldrum. Bas’ Variante ist ein Nachbau, der an seinem Synthie angeschlossen ist und dem er unterschiedliche Klänge zuordnen kann. Dieses von Bas gespielte Instrument bereicherte den Gesamtsound ungemein. Stoisch, nur durch leichte Veränderungen bestimmt, zog dieser erste Track durch die Gemäuer der Kirche und sorgte für eine hypnotische Stimmung. Zum Ende hin wurde dieser Track dann immer rhythmischer.

    

    

Bas war dann der Erste, der mit seinem Solo einsetzte. Zunächst wurde sein Stück auch von Flächen bestimmt, denen er nach gut einer Minute Klänge vom Hang hinzufügte, die eine Mischung aus Harfe und Xylophon darstellten. Das klang sehr harmonisch und relaxt. Nach einer weiteren Minuten ändert sich dann die Atmosphäre und nach einem leicht Klaus Schulze ähnelnden Part kamen tolle Rhythmen aus dem Rechner hinzu (hier klang er ein wenig wie der frühe Spyra). In diesen Part setzte er dann einen tollen Perkussionpart ein, den er auf seinem Rhythmusinstrument einspielte. Es wirkte, als würde Bas mit den aus dem Synthie erklingenden Rhythmen in einen Dialog gehen. Zum Ende hin setzte er noch einmal eindrucksvoll sein Hang ein.

     

    

Der für romantische Klänge bekannte Detlef Keller bestritt dann den zweiten Solopart. Und seinem Stil wurde auch das Solo gerecht, denn auf weiten Flächen legte Detlef eine sehr romantische Melodielinie, die aus Pianoklängen und Arpeggios bestand. Diese Melodie verzierte Detlef dann durch weitere Klang- und Rhythmuselemente. Nach etwa der Hälfte ersetzte Detlef dann die Pianoklänge durch herrliche Synthietöne. Das war wieder Musik, bei der man entspannen konnte.

     

    

    

Als letzter war dann Mario Schönwälder mit seinem Solostück an der Reihe. Und er erstaunte mit dem Beginn zu seinem Solopart nicht nur die Besucher, sondern auch Bas und Detlef. Mario legte nämlich einen Part hin, der Neoklassisch war und auch Ähnlichkeiten zum Kölnkonzert des Jazzpianisten Keith Jarrett hatte. Nach gut zwei Minuten wechselte Mario dann aber in einen noch zunächst spacigen und teils bedrohlich wirkenden Part, um nach gut dreieinhalb Minuten den Sequenzer zu starten und erneut einen Richtungswechsel vorzunehmen. Jetzt kamen alle Freunde Sequenzer orientierter Elektronikmusik, die so auch von den britischen Acts vorgetragen wird, zum Zuge. Mario zeigte sich in seinem Solo von verschiedenen Seiten und sorgte so für viel Abwechslung in seinem Set.

    

     

Der „Epiloque“ war dann der letzte offizielle Titel des Konzertes. Ab nun agierten wieder alle Drei zusammen. Sofort setzte bei diesem Stück der Sequenzer ein, der aber sehr schöne Variationen bot und so ein bisschen nach Tangerine Dream der frühen Jahre klang. Für die Melodie sorgte dann wieder Detlef, während langsam auch ein pumpender Beat zu hören war. Die Musik klang streckenweise als hätten Tangerine Dream einen Track für eine Akte X-Folge geliefert. Während der Grundrhythmus über die volle Strecke beibehalten wurde, änderten sich die Harmonien und Klangfarben im Laufe des gut 15minütigen Stückes.

   

                   

    

Natürlich endet so ein Konzert nicht ohne Zugabe. Da Detlef sich keine Mühe gemacht hatte um irgendwelche Titel für die Stücke zu kreieren hieß die Zugabe auch schlicht „Encore“. Das gut zwölfminütige Stück hatte noch einmal alles, was den Sound von BK&S ausmacht. Ein hinreißender, sich langsam entwickelnder Track, bei dem alle Drei ihre Stärken ausspielten.

    

    

Wie immer zeigten sich Broekhuis, Keller & Schönwälder von ihrer spielfreudigen Seite. Sehr lobenswert war auch, dass sie dieses Mal noch mehr auf Netze und doppeltem Boden verzichteten und so die Liveatmosphäre noch deutlicher zu Tage trat.

    

    

Setlist

Proloque
Bas Solo
Det Solo
Mario Solo
Epiloque
Encore

Stephan Schelle, März 2018