David Wright & Carys
Live in der Dorfkirche Repelen am 10.03.2017

Es ist schon zur lieben Gewohnheit geworden im Frühjahr nach Repelen zu fahren um dort elektronische Musik in der dortigen Dorkirche zu genießen. Diese Tradition geht anno 2017 in die mittlerweile 13. Runde und der Erfolg ist auch in diesem Jahr garantiert, denn an zwei Tagen (den Gottesdienst am Sonntag nicht mitgerechnet) wird beste elektronische Musik von Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder (kurz BK&S), dem Trio, das seit 1992 Garant für qualitative Elektronikmusik ist, geboten.



Das Trio BK&S hatte sich für den ersten Abend Verstärkung aus Großbritannien an die Seite geholt. Kein geringerer als David Wright eröffnete den Abend. Gerade erst ist eine CD unter dem Titel "Prophecy" erschienen, die er in Kollaboration mit der Sängerin Carys herausgebracht hat. Wright und Carys arbeiten allerdings schon seit 2012 zusammen. Dieses Duo stellte dann auch zunächst ihr neues Werk live vor.

     

In ihrem gut 75minütigen Auftritt lag der Fokus mit ca. 50 Minuten auf dem Album "Prophecy", das den Untertitel "A Journey From The Ocean To The Stars" trägt. Gegen 19:30 Uhr starteten die beiden in ihr Set und lieferten atmosphärische Elektronik zwischen "Berliner Schule" im Stil von Klaus Schulze und den typischen britischen Sounds der Marke David Wright. Das Ganze würzten die beiden durch den Gesang Carys, die ihre Stimme hauptsächlich als Instrument einsetzte, denn sie sang im Wesentlichen keinen Text sondern eher Laute. Das kam mal folkig (leicht keltisch angehaucht), dann wieder arienhaft rüber. Zwischendurch sprach sie auch einige Texte.

    

    

Zu Beginn des gut 50minütigen Auszuges aus "Prophecy" (Anmerkung: das Album hat eine Gesamtlänge von 78 Minuten) spielte David einige sehr atmosphärische Flächen und Harmonien, die eine leicht surreale Stimmung erzeugten. Auch Carys erste Einsätze waren eher ungewöhnlich, denn sie brachte einige stimmliche Tupfer in die Musik die die surrealen Klänge von David unterstützten. Wie sie mir später erzählte sollten diese ersten Einschübe Walgesänge darstellen. Der Beginn klang zunächst eher experimentell. Mit dem Wissen um die Walgesänge zeigte sich aber (vor allem wenn man im Nachhinein die CD hört) ein Bild vor dem geistigen Auge, in denen sich eine Gruppe von Walen ihren Weg durch die Ozeane bahnt.

    

    

Nach einigen Minuten kamen dann aber Sequenzerlinien auf und auch die Harmonien wurden symphonischer und eingängiger. Carys sang jetzt auch Harmonielinien die den elektronischen Sound von David ergänzten. In dieser Phase lag die Musik nahe am Stil von Klaus Schulze, was vor allem durch die Streichersounds hervorgerufen wurde. Nun hatte man das Gefühl die Wale würden sanft aus ihrem Element in ein Raumschiff gesogen um dort eine Reise in die Weiten des Alls beginnen (vielleicht um auf einem fernen Planeten eine neue Heimat zu bekommen). Ab jetzt war man im elektronischen Kosmos der beiden gefangen.

     

    

Es dauerte einige Minuten bis David dann zu seinem unvergleichlichen und unverwechselbaren Stil in die Musik wechselte. Gerade in diesen Momenten war die Musik dann noch intensiver. Die einzelnen Stücke von „Prophecy“ reihten sich nahtlos aneinander, so dass ein kompaktes in sich stimmiges Werk entstand. Mal glitten die Passagen sanft dahin, mal wurden rhythmische Teile hineingewoben. Eine wunderbare Reise zu entfernt gelegenen Orten der Galaxien wurde durch die wunderbare Musik von David und den Gesangs-/Spracheinschüben von Carys erzeugt. Dazwischen immer mal wieder Stimmen, die an die Wale erinnerten.

    

    

David und Carys hatten aber noch zwei weitere Stücke in Petto, die nicht aus dem neuen Album stammten. "Dreaming Desire" (es ist auf dem David Wright-Album "Beyond The Airwaves Volume 2" erschienen, bei dem Carys auch schon den Gesang beisteuerte) und das wunderbare "Call Of The Earth" vom Code Indigo-Album "Time Code" beschlossen dann das wunderbare erste Konzert an diesem Abend. Bei diesem letzten Stück sprach Carys einen Text, der von einem "Native Prayer" stammt. Er befindet sich auf einem Poster in David Wrights Studio. Für das Konzert in Repelen hatten sie den Text ins deutsche übersetzten lassen und Carys trug ihn so vor. Das war eine wunderbare Geste für die Besucher. Einziges Manko: die Abmischung war aufgrund technischer Probleme so ungünstig, dass man zwar erkennen konnte, dass sie in Deutsch sprach, aber man konnte die Worte nicht verstehen.

     

    

Die atmosphärische, teils besinnliche Musik von David Wright und Carys passte sehr gut in den Rahmen der kirchlichen Umgebung und strahlte so etwas Erhabenes aus. Ruhig und sanft zogen die Harmonien und Melodien durch das Kirchenschiff und nahmen die Besucher mit auf eine Reise vom Meer zu den Sternen.

     

Nachfolgend ist der Text in deutscher Übersetzung, den Carys gesprochen hat sowie der englische Originaltext abgedruckt.

 

Oh großer Geist
dessen Stimme ich im Wind höre
dessen Atem der Welt Leben gibt 
Hör mich an
Ich komme zu dir
als eines deiner vielen Kinder
Ich bin klein und schwach
Ich brauche deine Stärke und deine Weisheit
Möge ich in Schönheit wandeln 
So dass, wenn das Leben versagt
und die Sonne untergeht, 
mein Geist zu dir kommt
in Reinheit und Licht.

“O Great Spirit
Whose voice I hear on the wind
Whose breath gives life to the world
Hear me
I come to you
As one of your many children
I am small, and weak
I meed your strength and your wisdom
May I walk in beauty
So that when the life fades
As the Sun sets
My spirit will come to you
In purity and light”

 

Stephan Schelle, März 2017