Broekhuis, Keller & Schönwälder
Live in der Dorfkirche Repelen am 11
.03.2016

Der Niederländer Bas Broekhuis, der aus Moers stammende Detlef Keller und der Berliner Mario Schönwälder bilden das deutsche/niederländische Elektroniktrio Broekhuis, Keller & Schönwälder, kurz BK&S. Bas Broekhuis und Mario Schönwälder begannen schon 1992 gemeinsam Musik zu machen. Nur ein Jahr später treffen die beiden auf Detlef Keller und der Grundstein für eines der erfolgreichsten Trios der Elektronikszene war gelegt. Fortan veröffentlichten die Musiker nicht nur ihre Solowerke sondern sind seither sehr umtriebig als BK&S tätig.

Seit 2005 tritt dieses Trio jedes Jahr im Frühjahr in der evangelischen Kirche von Repelen, einem kleinen Ort in der Nähe vom westfälischen Moers auf. Unterstützung bekommen sie dabei seither von den beiden Ausnahmemusikern Raughi Ebert an der Gitarre und Thomas Kagermann (Violine und Flöten).



Schon vor mehreren Jahren haben BK&S – aufgrund der großen Nachfrage – ein weiteres Konzert angehängt, welches sie in Triostärke am Freitagabend absolvieren. So war dann auch der Beginn des Wochenendes 11. + 12.03.2016 von der Musik des Trios BK&S bestimmt.

     

Doch zunächst gab es noch einen weiteren Auftritt von einer „Vorband“, wenn man das so sagen will. Ein Unikum im bisherigen Verlauf der Repelen-Reihe. Michael Menze (Keyboards) und Mirjam Usbeck (Texte, Percussion, Tanz) stellen das Projekt MuTArik dar. Unterstützt wurden sie bei ihrem gut 30minütigen Auftritt von Bas B. Broekhuis am Cajon.

    

     

Die beiden boten ambiente, melodische Elektronikmusik, die von eigenen Texten sowie Texten u.a. von Rainer Maria Rilke begleitet wurden. Das Ganze war schon etwas mehr als eine reine Musikdarbietung, da neben den Perkussion wie Klangschale und Rainstick vor allem die von Mirjam gesprochenen Texte in die Musik gewoben wurden. An einigen Stellen übernahmen die Texte auch den Hauptpart und die Musik zog sich in den Hintergrund, als leise Untermalung, zurück. Reduziert man den Auftritt auf die rein musikalische Darbietung der drei Protagonisten, dann war es ein sehr schönes Konzert mit eingängigen Harmonien.

    

     

Vor allem dann, wenn Michael Menze treibende Beats als Grundlage für seine eingängigen Harmonien nutzte, war die Musik äußerst hypnotisch. Sehr gut gefielen mir auch die streckenweise eingebauten Samples weiblicher Stimmen, die in ähnlicher Form auch schon bei Tangerine Dream zum Einsatz kamen. Nach einem gesprochenen Text von Mirjam wandelt sich dann die Musik zu einer bedrohlich wirkenden Klangcollage, die sich nach einigen Momenten dann aber wieder in tolle Rhythmen und Harmonien auflöste. Dazu bot Mirjam Usbeck dann mit ihrem Ausdruckstanz eine visuelle Umsetzung der Musik.

    

                   

Nach einer nur wenige Momente dauernden Umbaupause ging es dann nahtlos und überraschend (die ersten Klänge hörten sich noch an, als wenn die Musiker ihre Instrumente einstimmten) mit dem Auftritt von BK&S weiter. Jetzt kamen die Freunde ihrer Musik, die wieder an zahlreichen Stellen von der „Berliner Schule“ inspiriert war, voll auf ihre Kosten. Gekleidet waren die Drei in schwarze Shirts mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens.

     

    

Das gut anderthalbstündige Programm bestand aus zwei Longtracks sowie einer Zugabe. Die Stücke trugen laut Detlef Keller die Bezeichnung „Freitag 1“, „Freitag 2“ und die Zugabe „Freitag 3“, da sie so neu waren, das noch keine abschließenden Titel ausgewählt wurden. Es handelte sich um neues Material, das, wie mir hinterher verraten wurde, in die Richtung der neuen CD „Yellow“ geht. Entsprechend war der Altarraum der Kirche, in dem sich die Instrumente und Musiker befanden, gelb erleuchtet.

     

    

    

Los ging es mit dem gut 17minütigen „Freitag 1“, bei dem die Drei sofort mit einem leicht treibenden Rhythmus starteten und spacige Klangformen darauf setzten. Langsam begann sich das Stück zu entwickeln, so dass ein Spannungsbogen entstand den die Drei bis zum Ende hochhielten. Nach etwas mehr als drei Minuten schälte sich dann ein Mellotronsound heraus und Gänsehaut fördernde Harmonien und Melodiebögen kamen zum Vorschein. Spätestens jetzt war man in der hypnotischen Musik von BK&S versunken. BK&S veränderten in dem Stück sowohl Rhythmus- wie auch Harmoniestrukturen, die einfach grandios waren. So mischte sich ein Bassrhythmus ein, der einfach nur betörend wirkte. Das transformierte sich dann in pumpende Beats, die nicht nur die Köpfe von Bas, Detlef und Mario ins wippen brachte, sondern auch im Publikum für manche rhythmische Verrenkung sorgte. Wow, was für ein Beginn!!!

    

                   

    

Dem folgte ein nicht minder faszinierendes gut 40minütiges Stück mit dem Titel „Freitag 2“. Begonnen wurde zunächst mit recht surrealen und unterkühlten Sounds. Denen aber nach gut einer Minute schon einige herrlich helle Klangfarben von Detlef folgten. Dann startete der Sequenzer mit seinem Grundmuster, das von Bas an seinen elektronischen Percussion unterstützt wurde. Auch hier stellte sich schnell eine hypnotische, alle Sinne vernebelnde Stimmung ein, sobald die Harmonien sich in die Gehörgänge bohrten und mit Sequenzer und Bas‘ Percussion die Besucher aus dieser Welt entrückten. Immer treibender und dynamischer wurde das Stück. Teils kamen asiatisch/arabisch wirkende Klänge auf, die die Besucher gedanklich in 1.000 und eine Nacht transportierten. Nach ca. 15 Minuten wechselte die Stimmung. Als Brücke dienten sehr technologisch klingende Sounds. Nach gut zwei weiteren Minuten schälte sich ein fetter Bassrhythmus heraus und man hatte bei geschlossenen Augen das Gefühl, einen Film von John Carpenter zu sehen. Dieses Carpenter-Flair unterlegten die Drei dann gekonnt mit ihrem typischen Sound. Der Rhythmus bewegte sich danach langsam in den Hintergrund und das Rhythmus- und Harmoniemuster der ersten Phase blickte wieder durch. Detlef spielte nun eine melodische Passage auf dem Keyboard, die nach Akustikgitarre klang. Das hörte sich so relaxt an, wie es beispielsweise bei Double Fantasy der Fall war.

    

    

Und wieder wechselte der Stil. Nun ging es in Richtung Sequenzer orientierte „Berliner Schule“. Nach mehreren Minuten wechselte Bas ans Cajon, um dem Stück eine organische Note zu verleihen. Mario ging derweil bei seinen Soli richtig hinter seinen Tasten ab. Wenige Momente später startete Detlef dann seine Laserharfe, die nicht nur für den besonderen optischen Effekt sorgte. „Akte-X“-ähnliche Sounds beendeten dann dieses grandiose Stück. Die 40 Minuten Spielzeit vergingen wie im Flug, so intensiv und  abwechslungsreich war das Stück.

    

                  

Mit „Freitag 3“, der etwas mehr als achtminütigen Zugabe, endete dann das Freitagskonzert sehr stimmungsvoll. Auch hier gingen die Drei richtig ab, denn in diesem Track hatten sie einen treibenden Beat als Grundlage gewählt, der einen nicht wirklich ruhig auf dem Sitz verweilen ließ. In dieser Zugabe kamen auch einige Sounds und Harmonien auf, die man von BK&S kennt, bzw. die älteren Stücken ähnlich waren.

    

     

Der Freitag war von herrlicher elektronischer Musik mit hypnotischen Beats und spannnungsaufbauenden Harmoniefolgen und Sounds bestimmt. Es machte mal wieder richtig Spaß, den drei Freunden bei ihrer „Arbeit“ zuzusehen. Und Spaß hatten nicht nur die Zuschauer, die begeistert nach den drei Stücken eine weitere Zugabe forderten, die aber aufgrund des Zeitplanes nicht mehr gegeben werden konnte. Ein klasse Konzert in – wie gewohnt – hoher Qualität. Wie gut, dass die Termine für nächstes Jahr schon stehen (10. bis  12.03.2017).

    

    

Stephan Schelle, März 2016