Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 14.03.2015


     

Seit zehn Jahren treten Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder (kurz BK&S) schon in der Dorfkirche in Repelen auf und bieten dabei immer beste elektronische Musik, so auch bei ihrem 11. Jahrestag am 14.03.2015. Einen Tag zuvor hatten sie schon als Trio ein rein elektronisches Konzert gegeben, das ich aber nicht besuchen konnte, somit beschränkt sich mein Bericht auf den Samstag. An diesem Tag waren auch wieder Raughi Ebert (Gitarre) und Thomas Kagermann (Violine, Flöten, Gesang) sowie Eva Maria Kagermann (Tanz) mit auf der Bühne, die sich im Altarraum der kleinen, aber feinen Kirche befand.

    

     

    

Pfarrer Jens-Uwe Bratkus-Fünderich begrüßte zunächst die Besucher seiner Kirche und erklärte, dass dieser Abend zudem etwas ganz Besonderes sei. Am 14.03. fand nämlich die Nacht der offenen Kirchen statt und somit war auch nach dem Konzert von BK&S der musikalische Abend noch nicht beendet. Mehrere Kirchen verschiedener Konfessionen in der näheren Umgebung hatten ihre Pforten für jeden Besucher geöffnet. Als Rahmenprogramm boten diese dann auch unterschiedliche musikalische Events an. In der Dorfkirche sollten deshalb BK&S nach einer längeren Pause noch einmal auftreten und – wie Detlef mir verriet – atmosphärische Musik spielen.

    

    

     

    

Aber kommen wir zum Konzert selbst:

BK&S hatten den Abend ganz im Sinne der Farbe Grün gehalten. Vor einigen Jahren haben sie mit der musikalischen Farbelehre begonnen, bei der sie jeweils ein komplettes Album einer Farbe gewidmet haben. Nach den Farben Rot, Blau und Orange kommt als nächstes die Farbe Grün als CD heraus. Einen Vorgeschmack bekamen die Elektronikfreunde bereits im Herbst letzten Jahres mit „Direction Green“, einer CD, die schon mal die Richtung des neuen, kommenden Albums vorgeben sollte. Am 14.03.2015 gingen BK&S einen Schritt weiter, in dem sie die Stücke der demnächst erscheinenden CD live aufführten. Eine Premiere, die – wie gewohnt – viel Spaß machte.

    

    

     

Gestartet wurde mit dem Stück „From Red To Green“, das vom Titel her den Bogen zwischen dem letzten und dem kommenden „Farbalbum“ spannt. Dieses etwa 13minütige Stück leitete mit sanften Flächen, auf denen Thomas zunächst mit der Flöte für Atmosphäre sorgte, in den Gig ein. Nach gut fünf Minuten starteten die Fünf dann in einen rhythmischen Teil der Richtung „Berliner Schule“ wies. Während die Sequenzer im Hintergrund ihre Arbeit verrichteten und Detlef und Mario Flächen dazu spielten, hatte Thomas Kagermann mittlerweile die Flöte gegen seine Violine eingetauscht. Langsam aber stetig entwickelte sich dieser erste Track zu einem hypnotischen Stück, das ganz in der Tradition von BK&S stand. Eine Rückkopplung sorgte kurzfristig für Irritation, bei der Bas Schlagzeug sehr in den Vordergrund rückte. Davon ließen sich die Jungs aber nicht irritieren, sondern spielten ruhig und routiniert weiter.

    

    

     

Dem Opener folgten dann die bald erscheinenden Stücke „Green 1“ bis „Green 4“. „Green 1“ ist ein ca. 25minütiger Longtrack, der sich in zwei verschiedene Parts unterteilt. Während der erste Teil recht ruhig und getragen wirkte, zogen die fünf Musiker im zweiten Teil dann den Rhythmus erheblich an. Im ersten Part dieses Stückes kam dann auch erstmals Eva-Maria auf die Bühne. Zu den mantrartigen Klängen bewegte sie sich wie in Zeitlupe und ließ dabei Bänder, die an Fächern befestigt waren durch die Luft schweben oder flattern. Beides entfaltet eine hypnotische Wirkung. Nach gut zwölf Minuten zogen sie dann den Rhythmus an. Bas sorgte jetzt mit seiner Perkussion für den Druck während Raughi atmosphärische Gitarrenparts beisteuerte und Thomas seine Violine singen ließ. Etwa nach 18 Minuten verließ Eva-Maria die Bühne und der Sound änderte sich erneut, so als ob ein neues Stück beginnen würde. Dieser Part war dann äußerst rhythmisch und treibend zugleich. Ein tolles Stück, bei dem jeder seinen Part beisteuerte und sichtlich Spaß daran hatte.

    

    

     

    

Mit Sonor artigen Klängen (wie das Echolot eines U-Bootes) begann dann „Green 2“, das mit gut 18 Minuten ebenfalls Longtrack-Charakter besaß. Dem folgte ein sanfter Rhythmus und Thomas’ Flöten die dem Ganzen einen ethnischen Touch verliehen. Raughi griff in diesem Stück zu seiner Akustikgitarre und verzierte die Synthiemuster mit herrlichen mediterranen Gitarrenmotiven. Hier – wie auch in den anderen Stücken – waren Raughi und Thomas das Salz in der Suppe bei BK&S.

    

    

    

Mit gut zehn Minuten Spielzeit wirkte dann „Green 3“ schon recht kurz. Das Stück begann mit hin- und herwabernden, sägenden Synthieklängen. Das klang zunächst sehr nach „Berliner Schule“ aus den 70’er Jahren. Langsam schälte sich dann aber eine verträumte Melodie heraus. Nach gut vier Minuten griffen dann auch wieder Raughi und Thomas ein, um dem Stück einen akustischen und lebendigen Part hinzuzufügen. Das Stück wirkte für mich wie der Soundtrack zu einer mittelalterlichen Szenerie. Nach einigen Minuten kam dann Eva-Maria auf die Bühne. Sie hatte in beiden Händen jeweils eine leuchtende Kugel. Diese ließ sie anmutig mit sanften Bewegungen durch den Raum schweben. Dabei nahm sie manchmal Körperhaltungen an, die an indische Tänzerinnen erinnerten.

    

     

    

„Green 4“ präsentierte sich mit über 20 Minuten wieder als Longtrack. Sanft begann das Stück und wurde nach einigen Minuten um einen Sequenzerrhythmus erweitert. Im hinteren Teil hatten BK&S drei Keyboards jeweils senkrecht an einer Stange angebracht, die von oben durch jeweils einen Scheinwerfer beleuchtet wurden. In diesem Stück drehten die drei stellenweise heftig an den Gerätschaften herum. Wer Seuquenzer orientierte Musik mag, der kam nun voll auf seine Kosten. Die Drei hatten jedenfalls mächtig Spaß an dem Geschraube. Im letzten Teil des Stückes stellte Detlef dann die einzelnen Musiker vor, die in diesen Track jeweils ein Solo einbauten.

     

    

     

    

Als erste Zugabe hatten BK&S feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann „Direction Green 2015“ im Programm, das es auf gut elf Minuten brachte. Das Stück ist der gleichnamigen CD, die auf das kommende Album hinweisen soll, entnommen. Bei diesem Stück, das sehr rhythmisch und hypnotisch begann, nahm Detlef Keller dann auch traditionsgemäß seine Laserharfe in Betrieb. Auch wenn die Nebelmaschine direkt unter unseren Stühlen platziert war und wir in der ersten Reihe jetzt ordentlich eingenebelt wurden, ist es doch immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis zu sehen, wie Detlef durch die Unterbrechung der Laserstrahlen seine Klänge zaubert. Dieses Mal hatte er sich eine recht flotte Ton-/Melodiefolge ausgedacht, die er fehlerfrei zum Besten gab.

    

    

    

Den Abschluss bildete dann das sechsminütige „Yellow Is Not Green“. Schwebende, ambiente Klänge bestimmten das Bild. Dazu kam Eva-Maria erneut auf die Bühne. Dieses Mal hatte sie eine Libellenfigur dabei, deren Schwerpunkt am Kopf lag. Diese balancierte sie mit langsamen Bewegungen und verdrehte dabei manches Mal sehr akrobatisch ihren Körper. Mit dieser Einlage unterstrich sie erneut die sanften Klänge der Musik, die bei diesem letzten Stück nur noch von Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder kamen. Raughi und Thomas konnten sich die Performance währenddessen ganz in Ruhe von der Seite anschauen. Das war der musikalische Schlusspunkt eines wiedermal gelungenen Elektronikkonzertes von Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann.

     

    

     

Die Kirche wurde erneut sehr schön ins rechte Licht gesetzt. Dabei beließ man es aber nicht dabei – den Stücken entsprechend – alles nur in grünes Licht zu tauchen. Wunderbare farbige Muster streiften über die Kuppeldecke der Kirche. Mal war das Kirchenschiff in sattes Rot, dann wieder in Blau und kräftigem Grün gehalten. Dazu tanzten ein ums andere Mal die verschiedensten Lichtmuster an den Wänden entlang. Musiker und Lichttechniker hatten sich wieder bestens aufeinander abgestimmt und sorgten so für ein herrliches, atmosphärisches Konzerterlebnis.

    

     

    

    

Setlist

From Red To Green
Green 1
Green 2
Green 3
Green 4

Zugaben

Direction Green 2015
Yellow Is Not Green

Stephan Schelle, März 2015