Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 01.03.2014


    

Im Jahr 2005 begann die Geschichte der Konzertreihe in der Dorfkirche von Repelen, die von Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder kurz BK&S bestritten wird. Am 28.02.2014 traten die drei allein und am 01.03.2014 zusammen mit Raughi Ebert (Gitarren), Thomas Kagermann (Violine, Flöte, Stimme) und Eva Kagermann (Tanz) im zehnten Jahr in der Dorfkirche auf. Das ist natürlich ein Grund zum feiern und so zelebrierten die drei Musiker dieses Event am 28.02. mit einem komplett neuen Programm, das auf der CD „Green“ noch veröffentlicht wird und am 01.03.2014 mit einem Best-Of-Programm aus 10 Jahren Repelen Live.

    

    

Da ich am 28.02. verhindert war, konzentriere ich mich hier auf das Konzert am 01.03.2014, das in „großer Besetzung“ gespielt wurde. Und sind wir mal ehrlich, es ist immer wieder ein wirklich gutes Menü, das BK&S zweifelsohne musikalisch auf die Bühne bringen, aber es sind doch die besonderen Gewürze, die aus daraus etwas einzigartiges machen. Und genau dieses Gewürz sind der grandiose Gitarrist Raughi Ebert, der unglaubliche Violinist und Flötist Thomas Kagermann und die bezaubernde und verzaubernde Eva Kagermann, die die Klänge in perfekte Bewegungen umsetzt.

    

    

    

Es gab also am 01.03.2014 keine neuen Stücke, sondern die fünf Musiker boten einen Querschnitt aus den vergangenen Konzerten. Wer aber glaubt, dass dies langweilig sein würde, der irrte. Bas, Detlef und Mario hatten die Stücke ein wenig umarrangiert und boten so neue Versionen bekannter Stücke. Und Raughi und Thomas sind eh perfekt im Improvisieren und verstehen sich blind untereinander und mit den anderen.

     

    

Raughi war erst kurz vor den Konzerten von einer Indonesienreise zurückgekehrt, bei der er auf einem Schiff für die Passagiere Konzerte gegeben hatte. Dass Raughi und Thomas diese Konzertreihe mittlerweile sehr wichtig geworden ist und auch die anderen drei (BK&S) ihre Mitwirkung sehr schätzen, zeigt sich unter anderem darin, dass der Termin in Repelen extra dafür auf Ende Februar gelegt wurde.

    

     

    

Vor dem Konzert stand aber die Begrüßung durch den Hausherrn, Pfarrer Jens-Uwe Bratkus-Fünderich, der ein wenig über den Verlauf der Konzerte berichtete. Er erklärte, dass er am Anfang, als Detlef Keller mit der Anfrage bei ihm vorstellig wurde zwar experimentierfreudig war, aber nicht genau wusste, ob die Reihe Erfolg haben würde. Und so hätte auch durchaus schon nach dem ersten Konzert Schluss sein können. Begonnen wurde im Kleinen mit einigen Instrumenten auf dem Kirchenboden und es entwickelte sich immer weiter bis hin zu einer Bühne und zwei Konzerten im Jahr, weil die Resonanz so groß war.

     

    

    

Die reduzierten BK&S-Konzerte bezeichnete Pfarrer Bratkus-Fünderich humorvoll als Elektronik für Protestanten, reduziert auf die drei Musiker, ruhige Stücke und kein Licht, so wie die Protestanten Gottesdienst feiern. Heute am 01.03. sei es dann eher wie ein katholisches Hochamt. Damit nahm er dann auch Bezug auf die Nähe der Musik zu biblischen Texten und die Gottesdienste. Er ordnete im weiteren Verlauf auch jedem Stück, das an diesem Alben aufgeführt wurde, einen Psalm zu, was, wenn man etwas länger drüber nachdenkt, auch gut passte.

     

    

     

Dann legten die Fünf mit dem Stück „Storm Chaser“ los, das zunächst mit einigen wunderbaren Flächen begann, die von Detlef und Mario beigesteuert wurden. Nach wenigen Momenten kam dann ein Sequenzerrhythmus auf, der von Bas mit elektronischer Perkussion verfeinert wurde. Langsam nahm der Track Fahrt auf und die anderen beiden stiegen auch mit ein. Zunächst zupfte Thomas ein wenig an der Violine und setzte so weitere Akzente. Dann zauberte Thomas seine herrlichen Violinenmotive, während Raughi den Körper seiner Akustikgitarre als Perkussionsinstrument nutzte. Sobald Raughi aber seine Akustikgitarre im herkömmlichen Sinne nutzte, bekam der Titel noch einen weiteren Schub.

    

    

    

Im zweiten Stück „Babylon Road“ wechselte Raughi dann an die elektrische Gitarre. Typische Synthiechöre eröffneten diesen hypnotischen Track. Bei diesem Stück betrat erstmals Eva Kagermann die Bühne. Sie hatte ein weißes Kleidchen mit Trägern, das wie ein Unterrock wirkte, an. Dazu waren auf ihrem Rücken weiße Flügel angebracht, was sie engelsgleich erschienen ließ. Der Ausdruckstanz den sie zu diesem Stück bot, war vom japanischen Butoh inspiriert. Wie gewohnt ging ihr Körper eine perfekte Symbiose mit der Musik ein, obwohl auch einige Motive in ihrer Darbietung enthalten waren, bei der sie sich ganz schön verrenkte. Zeitlupenartig und mit einer hohen Ausstrahlungskraft zog sie die Blicke auf sich. Dazu spielten die Fünf einen absolut hypnotischen Track.

    

    

    

Mit indisch anmutendem Flötenspiel begann Thomas Kagermann das Stück „Far From India“, das in dieser Version sehr rhythmisch und druckvoll, fast schon rockig rüberkam. Tablarhythmen und Sitarklänge zeugten dabei von der indischen Thematik. Klaus Hoffmann-Hoock, der sich das Konzert auch ansah, wird dabei wohl seine helle Freude gehabt haben, klang der Track doch wie ein Stück seiner Band Mind Over Matter. Zum Ende hin kamen dann gar tanzbare Rhythmen auf und der Track wurde unwiderstehlich. Und das schien auch Mario gut zu gefallen, denn der ging ein ums andere Mal richtig hinter seinen Keyboards ab.

    

                        

    

Auch „Tranzz08“ zeigte sich von seiner rhythmischen Seite. Man hatte das Gefühl als wenn man einem afrikanischen Stamm bei einem Tanzritual zuhören würde. Toll waren hier die Beiträge von Raughi und Thomas, die sich manches Mal nur durch Blickkontakt verständigten und so aufeinander eingingen. Danach kam etwas, was wie Detlef sagte, bisher in diesem Winter gefehlt hat, nämlich „Frozen Night“. Als Grundlage legten Detlef und Mario Flächen in den Raum auf denen dann Thomas und Raughi agieren konnten. Das hatte dieses typisch faszinierende Flair, das man von ihren Konzerten her kennt. Nach gut einem Viertel des Stückes zog dann der Rhythmus an und Thomas spielte sich förmlich in Ekstase. Dabei gingen die Streicherklänge aus dem Synthie und Thomas’ Beiträge eine perfekte Verbindung ein. Mediterranes Flair kam auf, als Raughi sein Solo spielte.

    

                        

    

Weitrer ging es mit dem sehr atmosphärischen „Philadelphia“, das BK&S ursprünglich in Philadelphia (USA) - unter anderem in einer Kirche - gespielt hatten. Die Kirche dort war, wie Detlef sagte, zwar größer, besaß aber nicht die Atmosphäre wie die Dorkirche in Repelen. Dazu kam dann Eva Kagermann erneut auf die Bühne. Dieses Mal war sie ganz in weiß gekleidet, wie eine mystische Eisprinzessin mit einem spitzen Hut. Anmutig und grazil formte sie die wunderbaren Klänge von elektronischen Flächen und Melodiebögen, der Perkussion sowie der Akustikgitarre, die zusammen mit der Violine erneut ein mediterranes Flair aufkommen ließ. Alles zusammen wirkte sehr hypnotisch.

    

    

    

Das nächste Stück „Shiauliai“ ist einem Wallfahrtsort in Litauen gewidmet, bei dem sich der „Berg der Kreuze“ befindet. Dem Titel entsprechend begann das Stück recht sakral. Dann aber kamen typische Sequenzerrhythmen auf. Raughi sorgte darüber hinaus an seiner E-Gitarre für einige Soundeffekte während Thomas dem Stück mit seiner Flöte einen ethnischen Touch verlieh. Eva hatte sich für dieses Stück in ein goldenes Flies gehüllt, das flügelartig wirkte. Dazu trug sie ein Kleid, das je nach Lichteinfall in sattem Grün oder kräftigen Blau erstrahlte. Außerdem hatte sie sich noch eine Maske aufgesetzt, dessen Motiv ein Halbmond darstellte. Auch diese Verkleidung und ihre Interpretation passten hervorragend zu dem Stück und unterstrichen die Musik maßgeblich.

    

    

    

Den Abschluss des offiziellen Teils bildete dann das rhythmische „Skinners Run“. Das Stück ist von der Titelmusik der amerikanischen Mysterie-Serie „Akte X“ inspiriert, was man in einigen Passagen auch deutlich heraushört. Wer die Serie kennt, dem wird auch der Name Skinner etwas sagen. Vor allem im letzten Teil des Stückes zogen BK&S den Rhythmus deutlich an. In diesem Part stellte Detlef die einzelnen Mitglieder vor, die ihrerseits Solos beitrugen, bei den vor allem Mario so richtig hinter den Tasten abging. So konnte jeder noch einmal seine ganze musikalische Qualität in die Wagschale werfen, was beim Publikum besonders gut ankam.

    

    

     

Natürlich gab es auch Zugaben. Dieser Block begann mit dem Stück „Tea With An Unknowen Girl“, bei dem - durch den Rhythmus - ein Hauch von „Berliner Schule“ der Marke Tangerine Dream durch den Raum wehte. Sehr schön war bei diesem Stück zu beobachten, wie Raughi und Thomas nur durch den Augenkontakt gesteuert eine Konversation ihrer Instrumente initiierten. In der zweiten Zugabe hatte dann Detlef Keller seinen großen Auftritt. Sein wohl romantischstes Stück „Source Of Life“ spielte er zeitweise an der Laserharfe. Es ist immer wieder ein beeindruckender Anblick, wenn er mit weißen Handschuhen hinter den Laserstrahlen auftaucht und durch die Unterbrechung der Laserstrahlen die Töne hervorzaubert.

     

                        

    

Den endgültigen Schlusspunkt überließen BK&S aber dann Raughi Ebert und Thomas Kagermann, die ein akustisches „The Last Tango“ spielten. Es war eine tolle Geste von Detlef & Co. den beiden langjährigen Mitstreitern, die für mich den Konzerten erst die richtige Würze geben, einen Raum zu bieten, um sich noch einmal zu präsentieren. So endete die traditionsreiche und gelungene Veranstaltung im zehnten Jahr ihres Bestehens. Eins ist aber klar, diese Konzertreihe wird auch im elften Jahr fortgesetzt.

    

Setlist

Storm Chaser (Repelen 3)
Babylon Road (Repelen 3)
Far From India (In Repelen)
Tranzz08 (In Repelen)
Frozen Nights (Repelen - The Last Tango)
Philadelphia (Repelen - The Last Tango)
Shiauliai (Live @ Dorfkirche Repelen 2)
Skinner’s Run (Repelen 3)

Zugaben

Tea With An Unknown Girl
Source Of Life (Live @ Dorfkirche Repelen 2)
The Last Tango (Repelen - The Last Tango)

Stephan Schelle, 04.03.2014