Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 13.01.2013


    

Am Sonntag, den 13.01.2013, dem zweiten Tag des „Elektronischen Wochenendes“ in Repelen, füllte sich die Bühne, denn neben Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder kamen nun noch der Gitarrist Raughi Ebert und Multiinstrumentalist Thomas Kagermann (an Geige und Flöte) mit hinzu. Und dieses Quintett hat Tradition, denn in dieser Formation bestritten sie schon zum neunten Mal das Neujahrskonzert in Repelen. Unterstützt wurden sie bei einigen der Stücke wieder von der wunderbaren Eva Kagermann, die die Musik in Bewegung umsetzte. Wie immer waren ihre Tanzeinlagen ein wahrer Augenschmaus.

    

    

Entgegen dem Samstagsprogramm ging es am Sonntag wieder akustischer und rhythmischer zur Sache. Aber nicht nur mit der Musik legten die Jungs einen drauf, auch Show und Licht hatten es wieder in sich. Wie schon am Vortag bestand das Programm aus neuen Stücken, die noch keinen richtigen Namen besaßen. Einige dieser Stücke waren aber mit denen des Vortages identisch, wurden aber in völlig anderen Fassungen gespielt.

    

     

    

Pfarrer Uwe-Jens Bratkus-Fündrich begrüßte die Besucher zum mittlerweile neunten jährlichen Neujahrskonzert in Repelen. Er machte deutlich, dass am Vortrag bereits ein sehr schönes, rein elektronisches Konzert stattgefunden hat und bei diesem Event Besucher aus den Niederlanden, der Schweiz und sogar Norwegen angereist waren. Dem Publikum habe das Konzert so gut gefallen, dass man deshalb an diesem Tag die gestrige Veranstaltung auf der extra dafür angebrachten weißen Leinwand zeigen würde. Das war schon mal ein sehr humorvoller.

    

    

     

Detlef Keller & Co. hatten sich wieder mal etwas ganz Neues ausgedacht (in jedem Jahr haben sie einige Überraschungen für die Zuschauer parat). Diese Mal war vor dem Konzertbeginn die Bühne/der Altarraum mit einem weißen Vorhang vor den Blicken der Besucher geschützt.

    

     

Dass es Parallelen zu dem Samstagskonzert gab, konnten die Zuschauer erkennen, die schon einen Tag zuvor in der Kirche waren. Wie am Samstag lief vor dem Konzert zur Einstimmung eine etwas monoton wirkende Endlosschleife, die aus einem elektronisch erzeugten Rhythmus bestand. In diesen Rhythmus stiegen die fünf Musiker, die noch vom Vorhang verdeckt waren, ein. Es handelte sich bei dem Opener um das gleiche Stück, mit dem am Vortag das Konzert eröffnet wurde. Allerdings hatten sie die Instrumentierung und das Arrangement komplett verändert.

    

    

     

Das besondere bei dem 19minütigen Eröffnungsstück war aber, dass der Vorhang gut 12 Minuten geschlossen blieb und sich durch die rückwärtigen Scheinwerfer ein Schattenspiel von besonderer Art und Weise auf dem weißen Tuch abzeichnete. Schon hier zeigte sich, dass neben der Musik die tänzerischen Einlagen von Eva Kagermann zu den Highlights des Tages werden sollten. Zunächst erkannte man auf der linken Seite die Umrisse von Thomas Kagermann und auf der rechten die von Raughi Ebert, während in der Mitte etwas aus dem Boden aufstieg, dass zunächst wie ein bepflanzter Blumentopf aussah. Schnell zeigte sich aber, dass dies Eva war (sie trug eine Mütze mit Fransen auf dem Kopf) die langsam zur ganzen Größe aufstieg und zu tanzen begann.

    

     

    

Nun entwickelte sich ein zeitlupenartiger Tanz, in dessen Verlauf Eva die unterschiedlichsten Motive präsentierte - so etwa in einer Szene, in der sie wie ein großer Vogel wirkte, der seine Schwingen in unendlichen Höhen ausbreitet. Dann fiel der Vorhang und gab die Musiker sowie Eva preis, die noch einige Minuten die hypnotischen Klänge in wunderbare, fließende Bewegungen umsetzte. Dabei zeigte sie, welch außergewöhnliche Fähigkeiten sie besitzt, sich fließend und harmonisch zur Musik zu bewegen/tanzen. Musik und Tanz gingen eine Verbindung ein und boten darüber hinaus eine hohe, atmosphärische Dichte.

    

    

Das zweite Stück von Detlef Keller, eröffnete mit Xylophon artigen Synthieklängen. Dazu kamen Trompetenhafte Sounds, die von Detlef eingespielt wurden. Durch die Klangbilder hatte das Stück anfangs auch sehr große Ähnlichkeit zum Stil von Klaus Schulze. Schnell änderte sich dies aber und Detlef spielte eine sehr eingängige Melodie. Sobald die Trompeten verklangen und Detlef zu sanften Keyboardsounds wechselte, stieg Thomas Kagermann mit seinem unverwechselbaren Geigenspiel ein. Im weiteren Verlauf wob Detlef auch noch an Akkordeon erinnernde Klänge in das Stück ein. Raughi Ebert hatte für diesen Track seine E-Gitarre mit dem Bass getauscht und sorgte so für organische Rhythmen, während Thomas sein Geigenspiel durch stimmliche Akzente unterstrich.

    

     

Das dritte Stück (ebenfalls vom Vortag), das von Bas Broekhuis stammte und den typischen „Eindhovener Stil“ aufwies, wurde nun mit Bass, den Raughi spielte, von Detlef Keller an seinem Yamaha WX5 Wind MIDI Controller (eine Art elektronische Klarinette) sowie von Thomas herrlichem Geigenspiel, bei dem er seinem Beitrag durch seine Stimme unterstützte und so ein größeres Volumen verlieh, verfeinert. Ein absolut mitreißendes Stück.

     

    

     

Als viertes präsentierte die Band dann Mario Schönwälder’s „There Is A Light In The Darkness“, das es ebenfalls schon am Vortag zu hören gab. In dieser Zusammensetzung klang das Stück wesentlich orchestraler und schwebender, da zum Beispiel der Sequenzer nicht so deutlich zum Einsatz kam. Auch wurden von Raughi und Thomas einige Effekte eingestreut. So nutzte Thomas beispielsweise einige seiner Flöten, die er je nach Stimmung in dem Stück einsetzte. Sehr schön zu beobachten war, dass er sich während des Stückes spontan für eine seiner Blasinstrumente entschied. Das macht einen guten Musiker aus.

    

     

    

Im fünften Stück, das nach einem Bolero klang, war Eva dann wieder mit einer sehr atmosphärischen Tanzeinlage an der Reihe. Dieses Mal hatte sie sich als Utensil einen großen roten Ballon ausgewählt, den sie haltend bewegte, balancierte oder in die Luft warf. Auch diese Performance passte ausgesprochen gut zur Musik. Allerdings gefiel mir die Melodieführung bei diesem Stück nicht so gut, da sie sehr monoton angelegt war.

    

     

Durch die Akustikgitarre kam im sechsten Stück eine gewisse mediterrane Atmosphäre auf, die zudem noch durch atmosphärisches Geigenspiel, das ebenfalls südliche Klangmuster enthielt, unterstützt wurde. Auch der so genannte C-Stick, der aussieht wie ein schmaler Kontrabass, kam wieder zum Einsatz. Bereits beim 2010’er Konzert in Repelen waren BK&S mit diesen außergewöhnlichen Instrumenten „Marke Eigenbau“ auf der Bühne zu sehen, jetzt nutzte ihn Bas Broekhuis in diesem sechsten Stück um dem Rhythmus noch mehr Volumen zu verpassen.

    

    

    

Das siebte Stück, „Seraphim“, zeigte sich von einer sakralen, mit mittelalterlichen Klangstrukturen durchzogenen Seite. Das hatte auch gleichzeitig etwas von einem Soundtrack. Dieses Stück gehörte aufgrund wieder recht monotoner Strukturen nicht zu den Highlights des Abends. Mit dem gut 17minütigen achten Stück, bei dem Detlef Keller eine Passage an seiner Laserharfe spielte, endete der offizielle Teil des Konzertes noch einmal sehr eindrucksvoll. Hier hatte die Musik auch wieder einen höheren Spannungsbogen zu bieten.

    

     

    

Nach großem Applaus und Blumen von Pfarrer Uwe-Jens Bratkus-Fündrich ging es dann in den Zugabenteil, der aus zwei Stücken bestand. Bei dem ersten gut siebenminütigen Track war dann auch wieder Detlef Keller an der Laserharfe zu sehen. Stoisch aber doch hypnotisch trottete dieser Track vor sich hin, so wie man es auch von Künstlern wie Klaus Schulze her kennt. Mit dem letzten gut sechsminütigen Titel, das von Bas Broekhuis stammte, schloss dann das Konzert sehr rhythmisch. Zu diesem Stück war dann auch noch einmal Eva Kagermann zu bewundern, die dieses Mal ein asiatisches Outfit und einen roten Schirm trug. So ein wenig erinnerte mich die Musik an Mind Over Matter. Der asiatische Touch kam neben dem herrlichen Rhythmus auch durch das Flötenspiel von Thomas Kagermann auf. Raughi Ebert sorgte darüber hinaus stellenweise durch seine Akustikgitarre für ein mediterranes Flair. Recht abrupt endete dann aber dieser Titel. Das Stück bot einen sehr schönen Abschluss eines guten Konzertes.

     

     

    

Im nächsten Jahr (am 28. und 29.02.2014) feiern BK&S in der Dorfkirche ihr zehnjähriges Jubiläum. Ich bin mir sicher dass sich die Drei und ihre Mitstreiter für den Termin etwas ganz Besonderes ausdenken werden. Das Konzert sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, also Termin vormerken.

     

    

    

Stephan Schelle, 14.01.2013