Elektronikmusik im Winter, das hat
seit mehreren Jahren Tradition. Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario
Schönwälder (kurz BK&S) laden nun schon zum achten Mal in die Dorfkirche
von Repelen ein, um dort ein Konzert zu geben. Da im vergangenen Jahr
die Resonanz so gut und der Sonntag schnell ausverkauft war, kam Detlef
kurzerhand auf die Idee, doch gleich zwei Konzerte an einem Wochenende
zu spielen. Das haben die drei dann erstmals im Februar 2012 realisiert.
Der Vorteil an einem zweitägigen
Konzert liegt auch darin, dass der Aufbau der Bühne und des
Instrumentariums nicht so stressig ist, denn man konnte schon in der
Woche vor dem Auftritt in Ruhe alles aufbauen. Die Geräte können dann
stehen bleiben und werden so für den Gottesdienst am Sonntagmorgen, bei
dem BKS dann ambiente Klänge zur Messe beisteuern, genutzt werden. Und
am späten Nachmittag kann dann an gleicher Stelle das Konzert zusammen
mit Raughi Ebert und stattfinden Thomas Kagermann.
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Sehr gelungen fand ich, dass sich BK&S
nicht haben lumpen lassen und ein 16seitiges Programmheft in Form eines
CD-Booklets an jeden Besucher verteilten. Das Booklet enthält einige
Informationen zu den Künstlern, den beiden Programmen sowie zahlreiche
Fotos von vergangenen Konzerten in Repelen.
Musikalisch stand der
11.02.2012 unter dem Motto „The 3 Phases of BK&S - electronic music pur“.
Die drei Musiker ergänzen sich
ganz hervorragend, was sie über die vielen Jahre, in denen sie
mittlerweile zusammen Musik machen immer wieder aufs Neue beweisen.
Während Bas eher der rhythmische Motor des Trios ist, liebt Detlef die
verträumten, harmonischen und orchestralen Klänge, die dann von Mario's
spacigen und sphärischen Klangstrukturen ergänzt werden. BK&S spielten
das komplette Album „Red“, das an diesem Tag erschienen ist. Die drei
langen Stücke des Albums, die sehr im Stil der „Berliner Schule“
verhaftet sind, stellten den offiziellen Teil des Konzertes dar.
Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario
Schönwälder starteten mit dem etwas halbstündigen „Red One“. Hierbei
handelte es sich um ein typisches, Sequenzer orientiertes Stück, das
sich nur langsam entwickelte bzw. sich nur gemächlich veränderte. Das
war so ein hypnotisches, relaxtes Stück, in das man sich einfach fallen
lassen konnte, oder wie Pfarrer Uwe-Jens Bratkus-Fündrich zu Beginn der
Veranstaltung meinte, dass man sich von der Musik an diesem heiligen Ort
beseelen lassen konnte. Das dieses Stück besonders nach „Berliner
Schule“ und im Besonderen nach Klaus Schulze's Musik klang, lag auch an
den analogen Sounds, die sich in die Sequenzerrhythmen mischten. Aber
auch zahlreiche elektronische Effekte wurden in die schwebende Musik
eingebaut. Am besten gefiel mir die Rhythmusarbeit von Bas Broekhuis,
der sehr akzentuiert an seinem elektronischern Schlagzeug die
Sequenzertakte begleitete bzw. unterstrich und tolle Perkussionmotive
aus seinem Wavedrum von Korg zauberte. Und schon in diesem ersten Stück
zeigte sich mit welcher Freude die drei da ans Werk gingen, denn man sah
immer mal wieder einen von ihnen Späße machen oder einfach nur lachen.
Nach diesem langen, für meinen
Geschmack etwas zu langatmigen Stück wechselten BK&S dann mit einem
hypnotischen rhythmischen Part in den nächsten Track „Red Two“. Von
diesem Rhythmus hätte ich gerne noch viel mehr gehabt, aber er endete
abrupt aber es entwickelte sich dann doch ein mitreißendes Stück, das
einige perkussive Momente zu bieten hatte. Dieser zweite Part war
wesentlich spannender als er erste, da er von einem eingängigen
Rhythmus, zu dem Bas wiederum tolle Perkussionsounds auf seinem Wavedrum
spielte, getragen wurde. Darauf schwebten wunderbare Harmoniebögen, die
regelrecht unter die Haut gingen. Dieser Track dauerte ungefähr eine
Viertelstunde.
Als nächstes stand dann das gut
20minütige „From Red To Green“ (hier wird schon auf den nächsten Teil
der musikalischen Farbenlehre hingewiesen) auf dem Plan. Und nun gab es
eine Überraschung, denn Gerd Wienekamp, eine Hälfte des Elektronikduos
Rainbow Serpent, kam auf die Bühne und platzierte sich hinter einem
Keyboard um BK&S während des restlichen Konzertes zu begleiten. Sonst
sitzt Gerd meist am Mischpult und steuert den Sound. Detlef schaltete
während dieses Stückes dann auch noch seine Laserharfe an, um eine
Passage darauf zu spielen. Das ist immer wieder ein unglaublicher
Blickfang.
Nach gut 75 Minuten war dann der
offizielle Teil des Konzertes beendet. Wie üblich kamen die vier dann
natürlich nicht ohne eine Zugabe aus der Kirche und so präsentierten sie
das bisher unveröffentlichte und ungehörte Stück „Red 4.5“. Und dieses
gut zehnminütige Stück hatte es wirklich in sich. Erst noch ganz
gemächlich und schwebende beginnend, mit einigen Klängen die mich
zunächst an Vangelis erinnerten, ging der Track ganz schön ab. Das war
bis dato der absolute Höhepunkt des Konzertes. Die Sequenzen waberten
nur so durch den Raum, dass es eine Freude war.
Danach sollte eigentlich Schluss sein,
denn die Jungs verbeugten sich ein weiteres Mal und die Beleuchtung in
der Kirche wurde bereits eingeschaltet, doch die lauten Zuschauerrufe
sorgten für eine weiter gut zehnminütige Zugabe. Die drei (BK&S) setzten
sich eine Baseballkappe auf, die an ihrer vorderen Spitze Leuchtdioden
hatte und spielten zusammen mit Gerd Wienekamp ihr Stück „Tea With An
Unknown Girl“, das ebenfalls mit seiner wunderbaren Melodie unter die
Haut ging.
So endete ein wunderbarer Abend mit
herrlicher Livemusik. Einziger Wermutstropfen war, dass der Altarraum
nur rot ausgeleuchtet war und nicht wie üblich in ein Meer aus
unterschiedlichen Farben, die sich ständig verändern, getaucht war. Dies
erwartet die Besucher dann aber am Sonntagabend, wenn Raughi Ebert an
der Gitarre und Thomas Kagermann an der Violine und Flöte die Band
verstärken und zusätzlich Eva-Maria Kagermann-Otte zur Musik ihren
ausdrucksstarken Tanz beiträgt. Aufgrund der guten Resonanz bin ich mir
sicher, dass auch im nächsten Jahr ein Doppelkonzert stattfinden wird.
Setlist
Red One
Red Two
From Red To Green
Zugaben
Red 4.5
Tea With An Unknown Girl
Stephan Schelle,
12.02.2012
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