

In den Vorjahren wurden immer neue
Stücke aufgeführt zu denen die Fünf mächtig improvisierten, das dieses
Mal etwas anders. Bereits im September 2009 hatte das
elektronisch/akustische Quintett den Grundstock für das Konzert gelegt,
denn sie hatten die Stücke bereits fertig und eingespielt. Das hatte zur
Folge, dass die Besucher erstmals bei dem Besuch in der Dorfkirche die
dargebotenen Stücke auf CD mit nach Hause nehmen konnten. Das Album mit
der aktuellen Musik heißt schlicht „Repelen 3“. Gleichzeitig war an
diesem Tag eine auf 100 Exemplare limitierte CDR mit dem Titel
„Meditationen zum Gottesdienst“ erhältlich. Hierauf ist die Musik, die
BKS während des morgendlichen Gottesdienstes beisteuerten.


Wer aber nun denkt, dass man hier den
Besuchern Musik aus der Konserve vorsetzt, der sieht sich arg getäuscht,
denn auf einigen fertigen Sequenzen und Grundmustern agierten die Fünf
in gewohnt souveräner Manier. Die Konzertversionen waren nicht nur
länger (während die CD sieben Stücke mit einer Gesamtlänge von 71:33
Minuten bietet, dauerte das Konzert mit eben denselben Stücken ca. 90
Minuten) sondern wurden wesentlich intensiver, druckvoller und mit
Improvisationen versetzt gespielt. Und die visuelle Untermalung der
einzelnen Stücke war auch wieder vom feinsten.


Den Beginn machte das Stück „Stormchaser“,
das mit herrlichen Sequenzen und Flächen begann. Darauf legte Thomas
Kagermann einen unglaublich einfühlsamen Melodiebogen, den nur er
zustande bringt. Einfach göttlich. Während dieses Stückes trat dann auch
erstmals Eva Kagermann auf, die zu dem Stück in sehr anmutiger Form eine
Tanzeinlage bot. Ihr mit kleinen Glöckchen versehenes Outfit gab dem
ganzen einen gewissen orientalischen Flair. Nahtlos ging dieser Titel
dann in das nächste Stück „Sunset Cafe“ über, bei dem Detlef mal eben
kurz den Satz „Willkommen in der alten Welt von BKS“ raushaute und dazu
eine kurze melodische Anspielung an Schiller einbaute. Ein gelungener
augenzwinkernder Gruß an den großen Kollegen. Während dieses Stückes
griff Bas Broekhuis dann auch mal kurzerhand zu seinem Dynacord (einem
Bassähnlichen Rhythmusgerät). BKS feat. Ebert & Kagermann boten hier
eine sehr relaxte Nummer.


Dann folgte „Sunrise“ zu dem der
Altarraum in ein rot/gelbes Licht gehüllt wurde. Man sah eine Art
Sonneneruption und weitere herrliche Lichteffekte, die hier wie bei
allen anderen Stücken auch, für eine tolle Atmosphäre sorgten. Während
ein unwiderstehlicher Sequenzerrhythmus die Grundlage für diesen
hypnotischen Track bot, setzt Raughi Ebert mit seiner Akustikgitarre
ebenfalls einen Rhythmus dagegen zu dem dann Thomas Kagermann traumhafte
Violinenpassagen beisteuerte. Das war Gänsehautfeeling pur.


Vor zwei Jahren hatte der
Madrigal-Chor sein Debüt bei einem BKS-Konzert in Repelen. Im letzten
Jahr war er leider verhindert, aber 2010 kam der Chor mit einer ganzen
Anzahl von Sängerinnen und Sängern wieder auf die Bühne. Das Ergebnis
konnte sich wahrlich hören lassen. Das Stück, das BKS für die
Zusammenarbeit mit dem Chor geschrieben hatten, hieß schlicht und
einfach „Madrigal“. Durch den vielstimmigen Gesang bekam der Track eine
gewisse sakrale und klassische Note, was für weitere Abwechslung im Set
sorgte. Bas Broekhuis wechselt für dieses Stück kurzerhand ans Cajun
(einem akustischen Rhythmusgerät, das aussieht wie eine einfache
Holzkiste).


Der nächste Track „Old Kids On The
Stick“ hatte wieder eine außergewöhnliche Performance zu bieten denn
Bas, Detlef und Mario kamen mit seltsamen Instrumenten auf die Bühne.
Die Teile sahen aus wie große, schmale Kontrabässe bzw. wie die
berühmten Sticks von Bassist Tony Levin (Bassist von Peter Gabriel), der
in Begleitung auch als Stickman auftritt. Allerdings handelte es sich um
elektronische Eigenbauten der Marke Broekhuis. Das Gerät nennt er
C-Stick, da es, wie Detlef sagte, einem Cello ähnlich sieht. Wenn man
sich die Teile mal etwas genauer anschaute, dann kam man zu dem
Ergebnis, dass Bas wohl einen Schrank der Großmutter auseinander
genommen und mit technischem Gerät verfeinert hatte. Ganz schön clever
dieser Bas.


Das Stück hatte einen gewissen
asiatischen Einschlag, was vor allem auch an Thomas Spielweise lag.
Zwischendurch sang er dazu einige Male in sein Violinenmikrophon, was
sich dann teilweise wie ein rufender Muezzin anhörte.


Dann folgte „Babylon Road“, bei dem
erstmals der Laser zum Einsatz kam. Sanfte Synthesizerklänge
durchschwebten das Kircheninnere, nur unterbrochen von einigen schrägen
Einwürfen an Raughi’s E-Gitarre. Diese, auf den ersten Blick
disharmonischen Licks, passten aber ganz hervorragend zum Sound. Während
sich das Stück langsam aufbaute kam Eva Kagermann erneut auf die Bühne.
Dieses Mal war sie in der Verkleidung eines Harlekins zu sehen – passend
zur Faschingzeit, wie sie mir nach dem Konzert verriet. Mit sehr
grazilen Bewegungen unterstrich sie die hypnotischen Sounds der Musiker
und zog, auch durch ihre sehr schöne Maske und Verkleidung, die Blicke
auf sich. Als das Stück quasi schon zu Ende war und BKS schon aufgehört
hatten zu spielen, da steuerte Thomas noch einige Striche auf seiner
Violine bei, zu deren Klänge seine Frau geplant von der Bühne stolperte.
Ein gelungener Abgang, an dem nicht nur das Publikum seine Freude hatte.


Das letzte Stück des offiziellen Teils
war dann ein Track, der ein bisschen aus der Rolle fiel, denn mit „Skinner’s
Run“ kam ein Track voller Energie und rockigen Anklängen. Das der von
Detlef komponierte Track, wie er zu Beginn ankündigte, eine Hommage
an die „Akte X“-Serie sei, merkte man schon bei den ersten Klängen, denn
er hatte einige Sounds bzw. Tonfolgen des Soundtracks in den Track
eingearbeitet. Besonders hervorheben muss man aber Raughi’s
Gitarrenarbeit, die war einfach sensationell und gab dem Stück diesen
Rock-Charakter. Ich hatte das Gefühl (auch wegen Raughi’s Spielweise),
als würde ich einer Verfolgungsjagd in einem Bondfilm zusehen. Ein
Hammerstück, das auf dem Album leider nicht die Dynamik wie in der
Liveversion besitzt.


Die ersten 90 Minuten vergingen wie im
Flug und nach einer kurzen Ansprache und Danksagungen ging es in den
Zugabenteil. Den ersten Part übernahm der Madrigal-Chor, der, wie Detlef
erklärte, nun endlich beweisen konnte, dass er nicht nur „aahs und oohs“
singen kann (Detlef kann nach eigener Aussage nämlich keine Songtexte
schreiben). Als Beweis wurde mit „Ato trinita beata“ ein sakrales Stück
aus dem 15. Jahrhundert dargeboten. Dieses Lied passte sehr gut zur
Location und auch zum Konzert.


Dann hatte Detlef Keller noch einmal
einen besonderen Auftritt, denn bei der letzten Zugabe „Source Of Living“
griff er in seine Laserharfe. Dieser, mit Folkeinschlag gespielte Track,
wurde schon mehrfach von BKS gespielt und kommt immer wieder gut.
Während Detlef in der Bühnenmitte in die Strahlen griff, schwebten
fächerförmig über seinem Kopf weitere Laserstrahlen, was einen sehr
beeindruckenden Anblick bot.


Obwohl mir Thomas verriet, das er bei
den Proben nicht dabei war (vor dem Konzert hörte er sich die CD noch
einmal im Auto an) und auch Raughi kaum Übungsmöglichkeiten hatte, war
das Zusammenspiel der Fünf perfekt. Das zeigt wieder mal, welche
musikalische Klasse in ihnen steckt. BKS feat. Ebert & Kagermann haben
es geschafft die Stücke live noch intensiver und druckvoller zu spielen.
Zwar ist es schade, dass man die Energie nicht auf der CD mit nach Hause
nehmen kann, auf der anderen Seite sind so ihre Konzerte aber auch immer
ein Erlebnis. Das Konzert wurde mit mehreren Kameras mitgeschnitten und
soll demnächst als DVD erhältlich sein. Man kann also gespannt sein.


Stephan Schelle, 08.02.2010