Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 18.01.2009

Zwar ist Weihnachten schon einige Wochen vorbei, aber der Titel „Alle Jahre wieder“ trifft auch im Januar noch zu, denn das Elektronik-Trio Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder präsentierten am 18.01.2009 mittlerweile zum fünften Mal ihr quasi Neujahrskonzert in der Dorfkirche in Moers/Repelen. Dabei, wie auch schon in den Jahren zuvor, der Gitarrist Raughi Ebert und Violinist Thomas Kagermann.

Die beiden letztgenannten spielen ja nur zu diesen speziellen Konzerten mit den drei Elektronikern zusammen. Das klappt aber so gut, dass man schon von einer Bandformation sprechen kann. Mittlerweile verstehen sich  die fünf Musiker blind, denn die Musik, bei der es an der ein oder anderen Stelle durchaus improvisiert klingt, wirkt ungemein homogen. Das spricht natürlich auch für die Klasse von Raughi und Thomas. Wer sie kennt weiß eh, dass sie Meister ihres Faches sind.


    

     

Eva Maria Kagermann sorgte darüber hinaus wieder für einen visuellen Höhepunkt, denn nicht nur die herrlich ausgeleuchtete Kirche ist ein Hingucker, auch Eva Marias Ausdruckstanz wirkt sehr harmonisch und organisch. Sie versteht es die Musik, die von den anderen kommt, in grazile Bewegungen umzusetzen. Eva Maria sagte nach dem Konzert, dass sie wie eine Antenne auf die Musik reagiert. Und das sieht man auch, denn ihre Bewegungen sind sehr einfühlsam und flüssig, passen sich wie eine zweite Haut der Musik an. Sie ist immer wieder eine Bereicherung dieser Konzerte und gehört seit Jahren auch zum festen Lineup.

    

    

     

Wie auch schon bei den vorhergehenden Konzerten, so hatten die fünf auch dieses Mal ihre Positionen wieder anders angeordnet, so dass der Set jedes Jahr anders wirkt. Das finde ich sehr gut, denn so kommt mehr Abwechslung in das Bühnenbild.

    

    

     

Hatten sich die Musiker bei den Vorjahreskonzerten noch auf meist längere Stücke konzentriert, so war in diesem Jahr das Motto „In der Kürze liegt die Würze“ angesagt, denn die Stücke waren wesentlich kürzer als sonst die Jahre zuvor. Dadurch wirkte der Set aber auch kompakter und die fünf hatten die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Rhythmen und auch verschiedenen Stilen zu arbeiten.

    

    

     

Zu Beginn stand Detlef Keller allein an seinen Tastaturen und spielte eine etwas sakral anmutende Melodie. Das passte natürlich hervorragend zu diesem Veranstaltungsort. Raughi begleitete ihn an der E-Gitarre, war aber zunächst nicht zu sehen, denn er begann sein Spiel hinter der Bühne. Während des Stückes, das mittlerweile auch einen gewissen retromäßigen Rocktouch bekam und an mehreren Stellen an den Sound von Moody Blues erinnerte, kam Raughi dann Gitarre spielend auf die Bühne. Ein toller Beginn für ein sehr stimmungsvolles Konzert.

    

                   

    

Nach diesem Opener betraten auch die anderen die Bühne und nun spielten sie den typischen Broekhuis, Keller, Schönwälder-Stil (gibt es den überhaupt?), der doch sehr der Berliner Schule verhaftet ist. Schöne Flächen mit Sequenzerrhythmen, die bei zwei Stücken von Bas live gesteuert wurden standen nun auf dem Programm. Darauf legte Raughi sein Gitarrenspiel (mal mit der E-Gitarre, dann wieder mit der Akustikgitarre) und Thomas seine Violine, Flöte oder Gesang, was hervorragend passte. Aber auch Ambient und Weltmusik war in ihren Stücken zu finden. So sorgten bei einem Titel (der vierte oder fünfte) Thomas Flötenspiel und ein Sitarsound aus den elektronischen Gerätschaften für ein sehr asiatisches Flair. Dazu sorgte Bas am Cajun (Perkussionsinstrument, das wie eine Holzkiste aussieht) für den nötigen Rhythmus. Ein tolles, hypnotisches Stück.

    

    

     

Zwar war schon nach einer Stunde der offizielle Teil beendet, doch es gab noch zwei Zugaben, die es in sich hatten. Zum einen ein Stück, bei dem die Jungs den Sequenzerrhythmus ordentlich nach vorne preschen ließen. Da war mal richtig Bums drin. Zum anderen hatten sie als zweite und leider auch letzte Zugabe das Stück „Source Of Life“ im Gepäck. Dieses Stück hatten sie bereits im Vorjahr mit dem Höseler Madrigalchor aufgeführt. Es ist im Übrigen auf der CD „Live @ Dorfkirche Repelen 2“ veröffentlicht worden. Da der Chor nicht anwesend war, übernahm Detlef die Melodieführung an der Laserharfe. Das Instrument ist nicht nur ein optischer Gag, es funktionierte auch. Davon konnten sich alle überzeugen, denn mitten im Lied gab es von Detlef einen kleinen Verspieler, der sofort zeigte, dass er durch seine Handbewegung innerhalb der Laserstahlen das Gerät bedient.

    

    

Dieser letzte verträumte, ja etwas melancholische Track ging förmlich unter die Haut und sorgte für so manch wohliges Gefühl bei mir und auch bei vielen der anwesenden Besucher.

     

                   

Konzerte dieses Quintetts sind immer einen Besuch wert. Leider sind die fünf in dieser Besetzung bisher nur in Repelen zu erleben. Neben dem tollen Sound - der Pfarrer sagte am Ende des Konzertes, dass er nur in einer mit Zuschauern besetzten Kirche gut klingt - war auch wieder die Ausleuchtung der Kirche und der Musiker sehr ansprechend gestaltet.

    

    

Wer es bisher versäumt hat nach Repelen zu kommen, der sollte sich in jedem Fall für das nächste Jahr diesen Termin vormerken, denn es wird auch 2010, wenn das Ruhrgebiet Kulturstadt wird, eine Fortsetzung dieser Konzertreihe geben.

    

Stephan Schelle, 19.01.2009