Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert und Thomas Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 20.01.2008

 

Es ist mittlerweile schon zu einer schönen Tradition geworden, dass die Elektroniker Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder mit Unterstützung von Raughi Ebert und Thomas Kagermann in der Dorfkirche von Repelen zu Beginn des Jahres ein Konzert geben.

Da die Musiker eine Kombination aus herrlichen Elektroniksounds und akustischen Instrumenten wie Akustikgitarre und Geige bieten und dazu die Kirche durch Scheinwerfer atmosphärisch ausgeleuchtet wird, ist es mittlerweile ein fester Termin in dem Kalender so manches Musikfreundes geworden, der nicht nur im Bereich der Elektronikmusik zu Hause sein muss.

Wer schon eines ihrer Vorjahreskonzerte gesehen hatte, erlebte noch mal eine Steigerung, denn nicht nur neue Musik spielten sie bei dem Gig, es war auch ein zehnköpfiger gemischter Chor bei einem Stück auf der Bühne und als zusätzliche visuelle Untermalung hatten sie dieses Mal einen Laser dabei, der für eine tolle Atmosphäre sorgte. Das die fünf Musiker darüber hinaus auch noch gut aufgelegt waren, braucht wohl kaum erwähnt zu werden, denn bei ihren Konzerten strotzen sie ja immer nur so vor Spielfreude. Da wurde geflachst, gelacht und sie suchten häufig untereinander den Blickkontakt. Wie immer bei ihren Konzerten war Leben drin!

    

                        

Der gut 70minüte Set bestand aus sechs Tracks, die recht unterschiedlich waren. Dabei stach vor allem wieder die Kombination von Synthies, Schlagzeug und Perkussion, Geige und Gitarren (E- und Akustikgitarre) ins Auge. Oder sollte man besser Ohr sagen? Die fünf spielten perfekte zusammen und starteten mit einem gut 15 Minuten langen Stück, das sehr mediterran klang, was vor allem an Raughi’s Gitarrenspiel lag, das schon einen gewissen Flamenco-Touch hatte. Bas sorgte für ansprechende Perkussion (er saß bei diesem Stück nicht hinter seinem Schlagzeug) und Thomas strich nicht nur seine Geige sondern zupfte sie auch. Streckenweise sah es so aus, als ob er mit seinen Zähnen die Saiten bearbeitete, tatsächlich aber sang er in das Mikrophon, das sich an der Geige befand.

    

    

Beim zweiten Track steuerte zunächst Detlef Keller einige Gesangssamples, die er auf seinem Keyboard spielte, bei, auf das dann eine Pianosequenz folgte. Das Stück entwickelt sich dann langsam, wie man es von Keller & Schönwälder oder auch Klaus Schulze her kennt. Bei diesem Track wurde dann erstmals der Laser recht eindrucksvoll eingesetzt, der in kurzer Distanz über die Häupter der Besucher strich oder sie gar einhüllte. Das sah toll aus und passte gut zur Musik.

    

    

Track drei startete mit Synthiesounds, die recht stark nach E-Gitarre klangen, hierauf spielte Raughi dann zunächst punktuell die echte E-Gitarre. Klang die Gitarre zunächst noch sägend, so entwickelte sie sich im Verlauf des Stückes sehr rockig bzw. proggig. Pink Floyd-Fan hätten da sicherlich auch ihre Freude gehabt.

    

    

    

Zum vierten Stück betrat dann ein zehnköpfiger gemischter Chor aus Duisburg die Bühne. Detlef hatte schon immer den Wunsch zu einer Zusammenarbeit mit einem Chor. Beim letztjährigen Auftritt der Elektroniker kam ein Kontakt zu Steffen Schüngel von der Zeitschrift Raveline zustande, der auch Mitglied des Chores der Philharmonie Duisburg ist. Er nahm den Gedanken auf und stellte den Kontakt zu Mitgliedern des Chores her, die den Auftritt ermöglichten. Die zehn sangen keinen Text sondern brachten ihre Stimme wie ein Instrument in die Musik ein. Diese Kombination aus Chorgesang, Akustikgitarre, Geige und Synthies war absolut was für’s Herz und ging richtig unter die Haut. Damit erzeugten sie eine Atmosphäre wie es auch beim „Herr der Ringe“-Soundtrack der Fall ist (an mancher Stelle erinnerte mich das daran).

    

    

Beim sechsten Stück sorgte Eva Kagermann - wie schon in den Vorjahren - für eine ausdrucksvolle Tanzeinlage. Es machte einfach Spaß ihr zuzuschauen, wie sie sich zu den elektronischen Klängen bewegte.

    

    

Dann folgte das letzte Stück, bei dem die fünf noch mal alles gaben. Und dieser letzte Track hatte es richtig in sich. Durch „Clapping Hands“ und Sequenzer wurde zunächst ein Dancerhythmus erzeugt, den man so von Keller & Schönwälder nicht kennt. Dazu eine wieder sehr südländische Melodie und Atmosphäre, die unter anderem wieder durch Raughi’s Gitarre erzeugt wurde (klang wieder streckenweise nach Flamenco). Zwischen Raughi und Detlef entwickelt sich während dieses Stückes eine Konversation aus Akustikgitarre und Synthie. Es war auch deutlich zu erkennen, dass alle mächtig viel Spaß bei diesem Track hatten und man merkte zum Ende hin Thomas Kagermann an, dass er darauf brannte ein Solo zu spielen, was er dann auch bekam. Bei diesem Solo ging er so ab, dass es eine Freude war, ihm zuzusehen. Das Stück war tanzbar und hätten wir uns nicht in einer bestuhlten Kirche befunden, ich glaub die Besucher hätten angefangen zu tanzen.

    

    

Nach gut 70 Minuten war der offizielle Teil beendet und es gab noch eine mitreißende Zugabe. Während Detlef einige Zeit brauchte um seine elektronische Gerätschaft einzustellen, begannen Raughi auf der Akustikgitarre und Thomas auf der Geige schon mal das Lied leise anzustimmen. Dann ging es los und es wurde ein richtig tolles Stück, bei dem Detlef vom Keyboard an die Laserharfe, ein elektronisches Gerät, das mit Lasern arbeitet (kennt der ein oder andere von Jarre - aber hier funktioniert es auch), wechselte. In dieser Zugabe hatte Detlef die Melodie des vierten Stückes (das mit dem Chor) noch einmal aufgenommen, um es in einer atemberaubenden Version zu spielen. Zu diesem Stück kam dann auch noch einmal Eva Kagermann in einer Maskierung auf die Bühne, um den Showteil noch einmal aufzuwerten. Ein würdiger Abschluss dieses tollen Events.

    

                    

Repelen 2008 war eine Steigerung zum Vorjahr. Es hat eine Menge Spaß gemacht den Musikern zuzuschauen und zuzuhören. Wenn nicht die visuellen Effekte so schön gewesen wären, hätte man einfach nur die Musik mit geschlossenen Augen genießen können. Wer auf gut gemachte Elektronikmusik steht, der sollte sich unbedingt ein Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Kagermann und Ebert-Konzert anschauen, am besten Anfang nächsten Jahres an gleicher Stelle.

    

    

    

Stephan Schelle, 21.01.2008