Es ist mittlerweile schon zu einer
schönen Tradition geworden, dass die Elektroniker Bas Broekhuis, Detlef
Keller und Mario Schönwälder mit Unterstützung von Raughi Ebert und
Thomas Kagermann in der Dorfkirche von Repelen zu Beginn des Jahres ein
Konzert geben.
Da die Musiker eine Kombination aus
herrlichen Elektroniksounds und akustischen Instrumenten wie
Akustikgitarre und Geige bieten und dazu die Kirche durch Scheinwerfer
atmosphärisch ausgeleuchtet wird, ist es mittlerweile ein fester Termin
in dem Kalender so manches Musikfreundes geworden, der nicht nur im
Bereich der Elektronikmusik zu Hause sein muss.
Wer schon eines ihrer
Vorjahreskonzerte gesehen hatte, erlebte noch mal eine Steigerung, denn
nicht nur neue Musik spielten sie bei dem Gig, es war auch ein
zehnköpfiger gemischter Chor bei einem Stück auf der Bühne und als
zusätzliche visuelle Untermalung hatten sie dieses Mal einen Laser
dabei, der für eine tolle Atmosphäre sorgte. Das die fünf Musiker
darüber hinaus auch noch gut aufgelegt waren, braucht wohl kaum erwähnt
zu werden, denn bei ihren Konzerten strotzen sie ja immer nur so vor
Spielfreude. Da wurde geflachst, gelacht und sie suchten häufig
untereinander den Blickkontakt. Wie immer bei ihren Konzerten war Leben
drin!
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Der gut 70minüte Set bestand aus sechs
Tracks, die recht unterschiedlich waren. Dabei stach vor allem wieder
die Kombination von Synthies, Schlagzeug und Perkussion, Geige und
Gitarren (E- und Akustikgitarre) ins Auge. Oder sollte man besser Ohr
sagen? Die fünf spielten perfekte zusammen und starteten mit einem gut
15 Minuten langen Stück, das sehr mediterran klang, was vor allem an
Raughi’s Gitarrenspiel lag, das schon einen gewissen Flamenco-Touch
hatte. Bas sorgte für ansprechende Perkussion (er saß bei diesem Stück
nicht hinter seinem Schlagzeug) und Thomas strich nicht nur seine Geige
sondern zupfte sie auch. Streckenweise sah es so aus, als ob er mit seinen Zähnen
die Saiten bearbeitete, tatsächlich aber sang er in das Mikrophon, das
sich an der Geige befand.


Beim zweiten Track steuerte zunächst
Detlef Keller einige Gesangssamples, die er auf seinem Keyboard spielte,
bei, auf das dann eine Pianosequenz folgte. Das Stück entwickelt sich
dann langsam, wie man es von Keller & Schönwälder oder auch Klaus
Schulze her kennt. Bei diesem Track wurde dann erstmals der Laser recht
eindrucksvoll eingesetzt, der in kurzer Distanz über die Häupter der
Besucher strich oder sie gar einhüllte. Das sah toll aus und passte gut
zur Musik.


Track drei startete mit Synthiesounds,
die recht stark nach E-Gitarre klangen, hierauf spielte Raughi dann
zunächst punktuell die echte E-Gitarre. Klang die Gitarre zunächst noch
sägend, so entwickelte sie sich im Verlauf des Stückes sehr rockig bzw.
proggig. Pink Floyd-Fan hätten da sicherlich auch ihre Freude gehabt.



Zum vierten Stück betrat dann ein
zehnköpfiger gemischter Chor aus Duisburg die Bühne. Detlef hatte schon
immer den Wunsch zu einer Zusammenarbeit mit einem Chor. Beim letztjährigen Auftritt der Elektroniker
kam ein Kontakt zu Steffen Schüngel von der Zeitschrift Raveline
zustande, der auch Mitglied des Chores der Philharmonie Duisburg ist. Er
nahm den Gedanken auf und stellte den Kontakt zu Mitgliedern des Chores
her, die den Auftritt ermöglichten. Die zehn sangen keinen
Text sondern brachten ihre Stimme wie ein Instrument in die Musik ein.
Diese Kombination aus Chorgesang, Akustikgitarre, Geige und Synthies war
absolut was für’s Herz und ging richtig unter die Haut. Damit erzeugten
sie eine Atmosphäre wie es auch beim „Herr der Ringe“-Soundtrack der
Fall ist (an mancher Stelle erinnerte mich das daran).


Beim sechsten Stück sorgte Eva
Kagermann - wie schon in den Vorjahren - für eine ausdrucksvolle
Tanzeinlage. Es machte einfach Spaß ihr zuzuschauen, wie sie sich zu den
elektronischen Klängen bewegte.


Dann folgte das letzte Stück, bei dem
die fünf noch mal alles gaben. Und dieser letzte Track hatte es richtig
in sich. Durch „Clapping Hands“ und Sequenzer wurde zunächst ein
Dancerhythmus erzeugt, den man so von Keller & Schönwälder nicht kennt.
Dazu eine wieder sehr südländische Melodie und Atmosphäre, die unter
anderem wieder durch Raughi’s Gitarre erzeugt wurde (klang wieder
streckenweise nach Flamenco). Zwischen Raughi und Detlef entwickelt sich
während dieses Stückes eine Konversation aus Akustikgitarre und Synthie.
Es war auch deutlich zu erkennen, dass alle mächtig viel Spaß bei diesem
Track hatten und man merkte zum Ende hin Thomas Kagermann an, dass er
darauf brannte ein Solo zu spielen, was er dann auch bekam. Bei diesem
Solo ging er so ab, dass es eine Freude war, ihm zuzusehen. Das Stück
war tanzbar und hätten wir uns nicht in einer bestuhlten Kirche
befunden, ich glaub die Besucher hätten angefangen zu tanzen.


Nach gut 70 Minuten war der offizielle
Teil beendet und es gab noch eine mitreißende Zugabe. Während Detlef
einige Zeit brauchte um seine elektronische Gerätschaft einzustellen,
begannen Raughi auf der Akustikgitarre und Thomas auf der Geige schon
mal das Lied leise anzustimmen. Dann ging es los und es wurde ein
richtig tolles Stück, bei dem Detlef vom Keyboard an die Laserharfe, ein
elektronisches Gerät, das mit Lasern arbeitet (kennt der ein oder andere
von Jarre - aber hier funktioniert es auch), wechselte. In dieser Zugabe
hatte Detlef die Melodie des vierten Stückes (das mit dem Chor) noch
einmal aufgenommen, um es in einer atemberaubenden Version zu spielen.
Zu diesem Stück kam dann auch noch einmal Eva Kagermann in einer
Maskierung auf die Bühne, um den Showteil noch einmal aufzuwerten. Ein
würdiger Abschluss dieses tollen Events.


Repelen 2008 war eine Steigerung zum
Vorjahr. Es hat eine Menge Spaß gemacht den Musikern zuzuschauen und
zuzuhören. Wenn nicht die visuellen Effekte so schön gewesen wären,
hätte man einfach nur die Musik mit geschlossenen Augen genießen können.
Wer auf gut gemachte Elektronikmusik steht, der sollte sich unbedingt
ein Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Kagermann und Ebert-Konzert
anschauen, am besten Anfang nächsten Jahres an gleicher Stelle.



Stephan Schelle, 21.01.2008
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