Pyramid Peak in Iserlohn 2002

Pyramid Peak in der Dechenhöhle am 28.09.2002

Infos zur Dechenhöhle unter (www.dechenhoehle.de)
Fotos: Stephan Schelle und Frank Filips

 

Fast ein Jahr ist es her, dass Pyramid Peak ein Konzert „Untertage“ am Tor des Sauerlandes absolvierten. Nun im September 2002, genauer gesagt am Samstag, den 28., zog es die Leverkusener Musiker wieder nach Iserlohn um ein zweites Konzert in der Dechenhöhle zu geben.

     

Die Betreiber der Dechenhöhle präsentieren im Laufe des Jahres einige musikalische Veranstaltungen, bei denen die tolle Atmosphäre der angestrahlten Stalaktiten und Stalagmiten, die dunkle Höhle - die für den ein oder anderen vielleicht ein beklemmendes Gefühl hervorruft - mit Livemusik der unterschiedlichsten Künstler kombiniert wird. Nicht nur elektronische Instrumente sind bei diesen Events zu hören, es gibt auch Konzerte bei denen Gitarren, Gongs, Klangschalen, Didgeridoos, Bambusflöten und andere Klangerzeuger den Ton angeben.

Aber kommen wir wieder zu dem elektronischen Konzert zurück. Die drei Musiker bauten ihre Gerätschaften wieder in der Kanzelgrotte gut 30 Meter unter der Erdoberfläche auf. Dieser Teil der Höhle war bestuhlt und bietet ca. 60 Besuchern Platz. Leider konnte die Besucherzahl in diesem Jahr nicht an die des vergangenen Jahres heranreichen, als über 100 Zuschauer kamen. So waren dann auch ein paar Sitzplätze frei. Nichts desto trotz gaben die drei alles.

     

Gegen ca. 20.30 Uhr starteten die drei Musiker (für alle, die sie noch nicht kennen: das sind Axel Stupplich, Andreas Morsch und Uwe Denzer) mit dem ersten der beiden gut 30minütigen Sets des Abends. Dieser erste Set trug den Titel „Fear“. Traten sie vor einem Jahr noch in Kutten auf, so verzichteten sie dieses Mal auf Beiwerk.

Trotz des Titels (Fear bedeutet ja fürchten) brauchte man aber keine Angst zu haben und auch die Grundstimmung der Stücke war nicht bedrohlich. Der Set bestand aus mehreren unterschiedlichen Passagen, die durch Zwischenstücke (Brücken) miteinander verbunden waren. Gemeinsam hatten die Stücke vor allem, dass zwischendurch das Element Wasser kontinuierlich zu hören war. Das machte sich durch Samples von Wassertropfen oder dem Geräusch eines dahinfliessenden Baches bemerkbar und passte sehr gut in diese Höhlenstimmung. Die einzelnen Passagen boten sowohl sehr ruhige Momente, in denen Flächen und Harmonien gespielt wurden wie auch rhythmische und druckvolle Abschnitte. Während der ruhigen Teile flogen meine Gedanken förmlich durch die dunklen Grotten. Bei den Rhythmischen Passagen, in denen basshaltige Sequenzerlinien für den nötigen Drive sorgten, konnte ich nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben, sondern musste mich - wenn auch nur minimal - zum Rhythmus bewegen.

     

In den Stücken fanden sich auch einige Samples von Schritten und Stimmen, die in die Musik gewoben wurden. Der Klang war in der Höhle sehr angenehm (nicht zu laut) allerdings waren die Stimmsamples etwas schlecht zu verstehen. Wahrscheinlich kompensierten die Höhlenwände mit ihren Verwinkelungen einige Soundpassagen, dass glaubte auch Axel, der einige Sounds von seiner Position aus nicht hören konnte.

Nach diesem ersten Set gab es dann eine längere Pause, in der man sich durch heißen Tee aufwärmen konnte. Vor allem die Musiker, die ja schon wesentlich länger in der Höhle waren (Aufbau der Geräte und Soundcheck), brauchten eine Verschnaufpause um sich etwas Wärme zu verschaffen.

     

Gerade wenn man eine längere Zeit bei den kühlen Temperaturen sitzt, dann zieht einem doch die Kälte etwas in die Füße und Beine. Ich war zwar bei dem Konzert vor einem Jahr auch dabei und wusste, dass es kalt werden würde, aber wie das oft so ist, auch aus der Erfahrung zieht man manchmal keine Lehren. Zu spät wünschte ich mir, an eine Decke gedacht zu haben. Na, ich will mal nicht anfangen zu weinen, so schlimm war es dann doch nicht. Die warmen Synthieflächen und Harmonien von Pyramid Peak ließen mich die Zeit vergessen und ich war erstaunt, wie schnell die Zeit verging.

Set zwei trug den Titel „In A Dark Time“, doch so dunkel wie der Titel vermuten lässt, war er aber nicht. Dieser zweite Set gefiel mir von beiden am besten. Die drei streuten unter anderem Elemente von Tangerine Dream in ihre Musik ein. Ich fand auch dass sie hier wesentlich schönere Melodielinien erzeugten, als das im ersten Set der Fall war. Nach einer halben Stunde war er beendet und ich war völlig irritiert, weil die Zeit schon vergangen war. Gerne hätte ich diesem Teil noch länger zugehört.

Bei beiden Sets handelt es sich um Stücke, die die drei extra für diesen Auftritt in gut sechsmonatiger Arbeit komponiert haben. Nach meinem Eindruck waren beide Stücke homogener und passten besser zueinander als die Stücke, die sie ein Jahr zuvor präsentierten. Axel sagte mir während der Pause, dass sie im Gegensatz zum letztjährigen Konzert mehr Zeit hatten sich vorzubereiten und die Stücke speziell für das Konzert entwickelt wurden. Vor einem Jahr hatten sie teilweise fertige Stücke zusammengefasst.

Verschwanden die drei vor einem Jahr noch direkt nach ihren beiden Sets, so präsentierten sie dem begeisterten Publikum dieses Mal noch zwei Zugaben, die jeweils ca. 10 Minuten lang waren. Bei der ersten Zugabe handelte es sich um das Stück "Drifting", das bisher unveröffentlicht ist und als zweites spielten sie dann den Titel "Gift", der auf dem Invisible-Shadows-Sampler zu finden ist.

     

Während des Konzertes wurden die Höhlendecke und die Wand im Hintergrund von farbigen Spotlights angestrahlt. Das zum Teil sehr diffuse Licht erzeugte eine sehr schöne Atmosphäre.

Das in einer Höhle, in der eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und die zu jeder Jahreszeit recht kühl ist, elektrisch betriebene Geräte nicht problemlos betrieben werden können, kann sich jeder vorstellen. So schwebt immer die Angst mit „Läuft alles wie geplant und gibt es auch keine Ausfälle?“. Im letzten Teil des ersten Sets gab es dann auch einen Moment, bei dem Axel kurz irritiert von seinen Tasten hoch und in Richtung des Mischpultes schaute. Der Grund war ein kurzes Knacken, dass nichts Gutes erwarten ließ. Es blieb aber zum Glück bei diesem einen Knackser und das Konzert konnte vom Publikum in vollen Zügen genossen werden. An dieser Stelle ein großes Lob an die Veranstalter und die Techniker, die dieses Konzert möglich gemacht haben.

     

Das Label Invisible Shadows, bei denen die CDs von Pyramid Peak veröffentlicht werden, hatte dieses Konzert organisiert und so befand sich in der Höhle auch ein Stand, an dem man die CDs des reichhaltigen Repertoires des Labels - darunter natürlich auch die CDs von Pyramid Peak - erwerben konnte. An diesem Tag war dann auch die neue SoloCD von Axel Stupplich, die unter dem Pseudonym AXESS und dem Titel „First Light“ herausgebracht wird, erschienen.

     

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass unter den Anwesenden auch Stephen Parsick und Frank Makowski in der Höhle waren, die das Projekt RAMP darstellen. Sie werden vier Wochen später, also am 26.10.2002 an gleicher Stelle (ebenfalls in der Kanzelgrotte) ein Konzert geben.

Jedem, der melodische Elektronikmusik mit ausufernden Sequenzerläufen mag, dem sei dieses Event ans Herz gelegt. Es ist schon etwas außergewöhnliches, diese Art der Musik in einer Höhle genießen zu können. Aus diesem Grunde hoffe ich, dass auch im nächsten Jahr die Leverkusener den Weg in die Iserlohner Dunkelheit finden werden.

 

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