Fast ein Jahr ist es her,
dass Pyramid Peak ein Konzert „Untertage“ am Tor des Sauerlandes
absolvierten. Nun im September 2002, genauer gesagt am Samstag, den 28., zog
es die Leverkusener Musiker wieder nach Iserlohn um ein zweites Konzert in
der Dechenhöhle zu geben.
Die Betreiber der
Dechenhöhle präsentieren im Laufe des Jahres einige musikalische
Veranstaltungen, bei denen die tolle Atmosphäre der angestrahlten
Stalaktiten und Stalagmiten, die dunkle Höhle - die für den ein oder anderen
vielleicht ein beklemmendes Gefühl hervorruft - mit Livemusik der
unterschiedlichsten Künstler kombiniert wird. Nicht nur elektronische
Instrumente sind bei diesen Events zu hören, es gibt auch Konzerte bei denen
Gitarren, Gongs, Klangschalen, Didgeridoos, Bambusflöten und andere
Klangerzeuger den Ton angeben.
Aber kommen wir wieder zu
dem elektronischen Konzert zurück. Die drei Musiker bauten ihre
Gerätschaften wieder in der Kanzelgrotte gut 30 Meter unter der
Erdoberfläche auf. Dieser Teil der Höhle war bestuhlt und bietet ca. 60
Besuchern Platz. Leider konnte die Besucherzahl in diesem Jahr nicht an die
des vergangenen Jahres heranreichen, als über 100 Zuschauer kamen. So waren
dann auch ein paar Sitzplätze frei. Nichts desto trotz gaben die drei alles.
Gegen ca. 20.30 Uhr
starteten die drei Musiker (für alle, die sie noch nicht kennen: das sind
Axel Stupplich, Andreas Morsch und Uwe Denzer) mit dem ersten der beiden gut
30minütigen Sets des Abends. Dieser erste Set trug den Titel „Fear“. Traten
sie vor einem Jahr noch in Kutten auf, so verzichteten sie dieses Mal auf
Beiwerk.
Trotz des Titels (Fear
bedeutet ja fürchten) brauchte man aber keine Angst zu haben und auch die
Grundstimmung der Stücke war nicht bedrohlich. Der Set bestand aus mehreren
unterschiedlichen Passagen, die durch Zwischenstücke (Brücken) miteinander
verbunden waren. Gemeinsam hatten die Stücke vor allem, dass zwischendurch
das Element Wasser kontinuierlich zu hören war. Das machte sich durch
Samples von Wassertropfen oder dem Geräusch eines dahinfliessenden Baches
bemerkbar und passte sehr gut in diese Höhlenstimmung. Die einzelnen
Passagen boten sowohl sehr ruhige Momente, in denen Flächen und Harmonien
gespielt wurden wie auch rhythmische und druckvolle Abschnitte. Während der
ruhigen Teile flogen meine Gedanken förmlich durch die dunklen Grotten. Bei
den Rhythmischen Passagen, in denen basshaltige Sequenzerlinien für den
nötigen Drive sorgten, konnte ich nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen bleiben,
sondern musste mich - wenn auch nur minimal - zum Rhythmus bewegen.
In den Stücken fanden sich
auch einige Samples von Schritten und Stimmen, die in die Musik gewoben
wurden. Der Klang war in der Höhle sehr angenehm (nicht zu laut) allerdings
waren die Stimmsamples etwas schlecht zu verstehen. Wahrscheinlich
kompensierten die Höhlenwände mit ihren Verwinkelungen einige Soundpassagen,
dass glaubte auch Axel, der einige Sounds von seiner Position aus nicht
hören konnte.
Nach diesem ersten Set gab
es dann eine längere Pause, in der man sich durch heißen Tee aufwärmen
konnte. Vor allem die Musiker, die ja schon wesentlich länger in der Höhle
waren (Aufbau der Geräte und Soundcheck), brauchten eine Verschnaufpause um
sich etwas Wärme zu verschaffen.
Gerade wenn man eine längere
Zeit bei den kühlen Temperaturen sitzt, dann zieht einem doch die Kälte
etwas in die Füße und Beine. Ich war zwar bei dem Konzert vor einem Jahr
auch dabei und wusste, dass es kalt werden würde, aber wie das oft so ist,
auch aus der Erfahrung zieht man manchmal keine Lehren. Zu spät wünschte ich
mir, an eine Decke gedacht zu haben. Na, ich will mal nicht anfangen zu
weinen, so schlimm war es dann doch nicht. Die warmen Synthieflächen und
Harmonien von Pyramid Peak ließen mich die Zeit vergessen und ich war
erstaunt, wie schnell die Zeit verging.
Set zwei trug den Titel „In
A Dark Time“, doch so dunkel wie der Titel vermuten lässt, war er aber
nicht. Dieser zweite Set gefiel mir von beiden am besten. Die drei streuten
unter anderem Elemente von Tangerine Dream in ihre Musik ein. Ich fand auch
dass sie hier wesentlich schönere Melodielinien erzeugten, als das im ersten
Set der Fall war. Nach einer halben Stunde war er beendet und ich war völlig
irritiert, weil die Zeit schon vergangen war. Gerne hätte ich diesem Teil
noch länger zugehört.
Bei beiden Sets handelt es
sich um Stücke, die die drei extra für diesen Auftritt in gut sechsmonatiger
Arbeit komponiert haben. Nach meinem Eindruck waren beide Stücke homogener
und passten besser zueinander als die Stücke, die sie ein Jahr zuvor
präsentierten. Axel sagte mir während der Pause, dass sie im Gegensatz zum
letztjährigen Konzert mehr Zeit hatten sich vorzubereiten und die Stücke
speziell für das Konzert entwickelt wurden. Vor einem Jahr hatten sie
teilweise fertige Stücke zusammengefasst.
Verschwanden die drei vor
einem Jahr noch direkt nach ihren beiden Sets, so präsentierten sie dem
begeisterten Publikum dieses Mal noch zwei Zugaben, die jeweils ca. 10
Minuten lang waren. Bei der ersten Zugabe handelte es sich um das Stück "Drifting",
das bisher unveröffentlicht ist und als zweites spielten sie dann den Titel
"Gift", der auf dem Invisible-Shadows-Sampler zu finden ist.
Während des Konzertes wurden
die Höhlendecke und die Wand im Hintergrund von farbigen Spotlights
angestrahlt. Das zum Teil sehr diffuse Licht erzeugte eine sehr schöne
Atmosphäre.
Das in einer Höhle, in der
eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und die zu jeder Jahreszeit recht kühl
ist, elektrisch betriebene Geräte nicht problemlos betrieben werden können,
kann sich jeder vorstellen. So schwebt immer die Angst mit „Läuft alles wie
geplant und gibt es auch keine Ausfälle?“. Im letzten Teil des ersten Sets
gab es dann auch einen Moment, bei dem Axel kurz irritiert von seinen Tasten
hoch und in Richtung des Mischpultes schaute. Der Grund war ein kurzes
Knacken, dass nichts Gutes erwarten ließ. Es blieb aber zum Glück bei diesem
einen Knackser und das Konzert konnte vom Publikum in vollen Zügen genossen
werden. An dieser Stelle ein großes Lob an die Veranstalter und die
Techniker, die dieses Konzert möglich gemacht haben.
Das Label Invisible Shadows,
bei denen die CDs von Pyramid Peak veröffentlicht werden, hatte dieses
Konzert organisiert und so befand sich in der Höhle auch ein Stand, an dem
man die CDs des reichhaltigen Repertoires des Labels - darunter natürlich
auch die CDs von Pyramid Peak - erwerben konnte. An diesem Tag war dann auch
die neue SoloCD von Axel Stupplich, die unter dem Pseudonym AXESS und dem
Titel „First Light“ herausgebracht wird, erschienen.
Nicht unerwähnt bleiben
soll, dass unter den Anwesenden auch Stephen Parsick und Frank Makowski in
der Höhle waren, die das Projekt RAMP darstellen. Sie werden vier Wochen später, also am
26.10.2002 an gleicher Stelle (ebenfalls in der Kanzelgrotte) ein Konzert
geben.
Jedem, der melodische
Elektronikmusik mit ausufernden Sequenzerläufen mag, dem sei dieses Event
ans Herz gelegt. Es ist schon etwas außergewöhnliches, diese Art der Musik
in einer Höhle genießen zu können. Aus diesem Grunde hoffe ich, dass auch im
nächsten Jahr die Leverkusener den Weg in die Iserlohner Dunkelheit finden
werden.